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Alptraumland

Alptraumland

Titel: Alptraumland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ronald M. und Pukallus Hahn
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ich bisher kannte, mußten aus späteren Bauperioden stammen.
    Ich stellte fest, daß die Abmessungen der Bibliothek mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmten. Auf der alten Zeichnung war ihre Größe mit vierzig, auf der neuen nur mit dreißig Quadratmetern eingetragen. Das gab mir zu denken. Daß man ausgerechnet die Bibliothek verkleinert hatte, erschien mir logisch, denn die bis an die Decke reichenden Regale bildeten eine ideale Tarnung für eine Geheimtür. Doch was verbarg sie? Zu welchem Zwecke hatte man den dahinter befindlichen Raum von der Bibliothek abgetrennt?
    Ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. Als ich vor den Regalen stand, wurde mir klar, daß meiner Suche nur dann Erfolg beschieden sein konnte, wenn ich sämtliche Bücher herausnahm und auf den Boden stapelte.
    Ich begann noch am gleichen Abend mit der Arbeit. Als Perkins und die Storms sich zu Bett begeben hatten, nahm ich in der Mitte eines Regals die ersten Folianten heraus und schaute sie mir mit Interesse und Neugier an. Die Bände waren größtenteils in lateinischer Sprache abgefaßt und beschäftigten sich hauptsächlich mit Satanskulten, Okkultismus und Schwarzer Magie. Ihre Titel waren recht schauerlich – etwa Vom Kauen und Schmatzen der Toten und Die unaussprechlichen Kulte. Sie handelten von Vampiren, Aufhockern und Untoten. Aber ich stieß auch auf solche, die ich aus sprachlichen Gründen nicht entziffern konnte, und sie lösten bei mir das stärkste Grauen aus, wenn ich mir nur die in ihnen enthaltenen Abbildungen ansah.
    Sämtliche Bücher waren alt, gehörig verstaubt und teilweise erheblich morsch. Wenn ich sie in die Hände nahm, achtete ich sorgsam darauf, daß sie nicht auseinanderfielen, denn ich wußte, hier war ich auf echte Raritäten gestoßen, die einen großen Wert darstellten.
    Als ich das Regal in einer Breite von etwa zwei Metern geleert und etwa fünfhundert Bände auf den Boden gestapelt hatte, überfiel mich eine bleierne Müdigkeit. Ein Blick auf die Standuhr – einer von McGilligans Leuten hatte sie mit beachtlichem Geschick repariert – zeigte mir, Mitternacht war längst vorüber.
    Ich schlief, ohne es zu merken, auf dem Teppich ein. Irgendwann bin ich wohl hintenüber gefallen, denn als ich aus einem sekundenlangen, schrecklichen Alptraum erwachte, in dem ein klauenbewehrtes Ungeheuer sich auf meine Brust setzte, lag ich rücklings auf dem Boden. Ich stand auf und ging kopfschüttelnd zu Bett. Aber auch dort verließ mich der Alptraum nicht. Ich war kaum eingeschlafen, als ich erneut in ein dunkles Alptraumland hinüberglitt. Das gesichtslose Ungeheuer nahm mit krächzenden Lauten erneut auf meiner Brust Platz, und ich bemühte mich verzweifelt, durch den uns umgebenden Nebel in seine Augen zu blicken, was mir jedoch nicht gelang.
    Der Traum war ungeheuer plastisch. Blanke menschliche Schädel prasselten auf meinen Kopf nieder; ich vernahm das lederne Klatschen schlagender Schwingen. Das Ungeheuer löste seine Krallen aus meiner Kleidung und flatterte wie in Panik empor. Dann erblickte ich eine grunzende Schweineherde, die von einem vermummten Hirten angetrieben wurde. Sie eilte durch mein Schlafzimmer.

    Ich erwachte schweißnaß, fand meine Zudecke verdreht auf dem Fußboden und stand schaudernd auf. Eine magische Kraft schien mich in die Bibliothek zu ziehen. Ein Fenster war geöffnet. Der Vorhang bewegte sich im lauen Nachtwind hin und her, und als ich Anstalten machte, das Fenster zu schließen, gewahrte ich in einiger Entfernung – zwischen den Baumkronen – die Form eines riesenhaften Vogels, der sich mit Hilfe seiner lederartigen Schwingen träge in die Lüfte erhob.
    Kaltes Grausen lief mir über den Rücken. Der Vogel wirkte wie ein Geier, was in dieser Gegend seltsam genug war. Doch am meisten ließ mich erschauern, daß er genau wie das Geschöpf aussah, das im Traum auf meiner Brust gehockt hatte. Am nächsten Morgen war ich müde und zerschlagen. Auf einem Rundgang durch das Haus sah ich, daß man alles zu meiner Zufriedenheit erledigt hatte. Meiner Meinung nach hatte Ashton Manor alles Unheimliche verloren. Dann fiel mir das Skelett wieder ein. Ich mußte es verschwinden lassen. Ich wollte nicht, daß man es fand und die dummen, böswilligen Verleumdungen hinsichtlich der ach so grausamen Ashtons neue Nahrung erhielten. Wieso ich meine Entdeckung bisher verschwiegen hatte, war mir nicht ganz klar, aber vermutlich war daran meine unterbewußte Angst schuld. Die Meldung des

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