Als das Handy eine Buschtrommel war
bis in die heutige Zeit überlebt haben, gehören neben Germanisch (mit Deutsch, Englisch, Schwedisch) und Romanisch (mit Latein, Spanisch und Französisch) unter anderem auch Iranisch (Persisch) und Indisch (Hindi).
Die Sprachgenealogen sind noch weiter gegangen und haben nach der Wurzel des Baumes gegraben. Sie haben eine Protosprache, das Ur-Indoeuropäische, rekonstruiert, das vor mehreren tausend Jahren gesprochen worden sein soll. Dazu haben sie anhand regelmäßiger Lautverschiebungen einzelne Worte in der Zeit zurückverfolgt. So ist zum Beispiel der Laut »f«, den es in jüngeren indoeuropäischen Sprachen gibt, aus dem »p« entstanden. Das deutsche »Vater« und das englische »father« hießen im älteren Lateinisch noch »pater«, im altindischen Sanskrit »pita«. Die Linguisten haben daraus das urindoeuropäische Wort »p?tér« (?= unbekannter Vokal) rekonstruiert.
Auf diese Art und Weise haben die Forscher auch eine Grammatik und sogar den Wortschatz der Ur-Indoeuropäer rekonstruiert. Ein solches Lexikon ist deshalb interessant, weil es Auskunft darüber geben kann, wie und wo unsere Vorfahren gelebt haben und sogar wann sie sich auf die Wanderungen begeben haben, die zur Auffächerung in die Vielzahl der heutigen indoeuropäischen Sprachen geführt haben. Darüber gibt es nämlich zwei konkurrierende Hypothesen.
Die Urheber: Berittene Krieger …
Verfechter der Kurgan-Theorie, die von der Archäologin Marija Gimbutas von der Universität von Kalifornien in Los Angeles begründet wurde, nehmen an, dass das Ur-Indoeuropäische von dem nomadisch lebenden Volk der Kurgan gesprochen wurde, das im 5. Jahrtausend v.Chr. die Steppen nördlich des Schwarzen Meeres bewohnte. Sie lebten von der Viehzucht und domestizierten das Pferd. Das soll ihnen die kriegerische Expansion ermöglicht haben. Die wilden Reiter sollen um 4000 v.Chr. Teile Europas und Asiens überrannt, die dort lebenden Menschen unterjocht und ihnen ihre Sprache aufgezwungen haben.
Diese Version der Geschichte wird vor allem von Sprachforschern vertreten. Vergleichende Untersuchungen verschiedener indoeuropäischer Sprachen lassen vermuten, dass die Ur-Indoeuropäer über ein kriegerisches Vokabular verfügten, mit Wörtern etwa für »Schlachten« und »Ruhm«. Vor allem aber umfasste ihr Wortschatz offenbar mehr Vokabeln für Nutztiere und Viehzucht – wie die Kurgan sie betrieben – als für Kulturpflanzen und Anbauverfahren, was auf eine Ackerbau-Kultur schließen ließe. Ein weiteres sprachliches Indiz liefert das Rad: Die Wörter dafür gelten in den indoeuropäischen Sprachen mit Ausnahme des Anatolischen als verwandt, so heißt es etwa »chakras« in Sanskrit und »kuklos« im Griechischen. Das Rad ist aber erst um 4000 v.Chr. erfunden worden. Aufgrund der verwandten Wörter könnten sich die Sprachen, so die Verfechter der Kurgan-Hypothese, erst nach der Erfindung des Rades getrennt haben.
… oder friedfertige Bauern?
Andere Forscher vermuten hingegen, dass die Ausbreitung der indoeuropäischen Sprachen schon früher begonnen habe. Diese Kritiker vertreten mehrheitlich die Ackerbau-Hypothese des britischen Archäologen Colin Renfrew von der Universität von Cambridge, derzufolge die Ur-Indoeuropäer in Anatolien ansässige Bauern waren. Die Archäologen sind sich einig, dass dort in der Zeit um 8000 v.Chr. die Landwirtschaft entstand. Erstmals in der Geschichte befreite sie die Menschen vom Jagen und Sammeln. Durch diesen ungeheuren Fortschritt kam es zu einer Bevölkerungsexplosion, in deren Folge die Menschen sich in Richtung Westen nach Europa und gen Osten in das Indus-Tal ausbreiten, sich dort ansiedelten und sich mit den angestammten Völkern vermischten.
Diese Annahme wird nicht nur durch archäologische Funde, sondern auch durch Untersuchungen des Biologen Luigi Cavalli-Sforza von der Stanford-Universität in Kalifornien gestützt. Dieser konnte anhand eines Gradienten in der Verteilung bestimmter Gene in der Bevölkerung zeigen, dass es nach der ersten Besiedlung Europas vor etwa 40000 Jahren in der Tat vor etwa 8000 Jahren von Anatolien aus eine zweite Kolonisierungswelle gab. Dass die Ackerbauern neben Saatgut und Nutzvieh auch die indoeuropäische Sprache mitbrachten wird damit wahrscheinlicher. Es ist dadurch allerdings noch nicht bewiesen.
Gibt es eine gemeinsame Sprachwurzel?
Der Streit ist derzeit unentschieden. Das hindert manche Forscher aber nicht daran, noch weiter in der Zeit zurückzureisen. Sie
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