Als das Handy eine Buschtrommel war
großer Bedeutung waren. In der Tat gibt es bei fast allen großen Sprachfamilien – mitunter umstrittene – Hypothesen, denen zufolge der Ackerbau irgendeine Rolle bei ihrer Ausbreitung gespielt hat: sei es bei der Entstehung der heute 350 afroasiatischen Sprachen Nordafrikas, der 500 Bantu-Sprachen des subäquatorialen Afrikas, der 400 Sprachen der sinotibetischen Familie Chinas oder der 1200 austronesischen Sprachen, die auf einer großen Zahl von Inseln von Madagaskar über Malaysia, Indonesien und die Philippinen bis nach Neuseeland gesprochen werden.
Als dritter wichtiger Faktor bei der Sprachentstehung gilt die Besiedlung bis dahin unbewohnter Gebiete in der Folge von Klimaveränderungen. Die Familie der heute zehn eskimoaleutischen Sprachen, die von Völkern Alaskas, Kanadas, Grönlands und Sibiriens gesprochen werden, soll zum Beispiel entstanden sein, nachdem ab dem Ende der Eiszeit vor etwa 11 000 Jahren Menschen weiter in den bis dahin unbewohnten Norden vordringen konnten. Als vierte Triebkraft haben Wissenschaftler schließlich die Dominanz einer Elite, manchmal in Folge kriegerischer Expansion, identifiziert. So kann ein Volk von wenigen Eindringlingen beherrscht und sprachlich überformt werden. Ein Beispiel liefern hier die über 60 altaischen Sprachen, die vermutlich um 1200 n.Chr. durch die mongolischen Reiter Dschingis-Khans nach Zentralasien gelangten.
Sprachensterben schreitet voran
Von den ursprünglichen Idiomen aus der Frühzeit der Sprachentwicklung gibt es heute nur noch wenige. Die von den – früher als Buschleute bezeichneten – afrikanischen San-Völkern gesprochenen Sprachen der Khoisan-Familie gelten zum Beispiel als direkte Abkömmlinge der ursprünglichen Idiome des Kontinents. In der Tat unterscheiden sie sich sehr von allen anderen Sprachen der Welt. So benutzen die San über 80 Schnalzlaute, mit denen sie Wörter bilden.
Ähnliches diskutieren Forscher für Europa. Das Baskische, das in Teilen Spaniens und Frankreichs gesprochen wird und mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt ist, soll womöglich aus jener Sprache entstanden sein, die der anatomisch moderne Mensch, Homo sapiens, vor 40000 Jahren nach Europa brachte. In der Tat unterscheiden sich die Basken auch genetisch vom Rest Europas.
Diese einstige Vielfalt der Sprachen ist heute bedroht. Besonders die Sprachen von Minderheiten, etwa der australischen Aborigines oder der Indianer Amerikas, sterben aus. Zudem gelten regionale Dialekte weltweit als besonders bedroht. Für Deutschland hat die UNESCO beispielsweise das Ost- und Nordfriesische als stark gefährdet eingestuft. Die Gründe für das Sprachensterben sind vielfältig. Häufig verlieren lokale Sprachen durch zunehmende Mobilität und internationale Medien an Bedeutung und werden ersetzt – in vielen Fällen durch Englisch. Die UNESCO nimmt an, dass binnen der nächsten 100 Jahre die Hälfte der heute gesprochenen Sprachen aussterben wird. Damit wird auch ein großes Stück menschlicher Geschichte verschwinden.
SPRACHLICHE AHNENFORSCHUNG
Bei der Suche nach Sprachverwandtschaften orientieren sich Linguisten an sogenannten Kognaten. Das sind Wörter verschiedener Sprachen, die aus einem gemeinsamen Wort-Vorfahren entstanden sind, wie das deutsche »Wasser« und das englische »water«. Sie lassen sich aufgrund von Ähnlichkeiten in Laut und Form finden. Da sich die meisten Wörter aber so schnell verändern, dass damit jahrtausende alte Verwandtschaften nicht ergründet werden können, verwenden die Forscher besonders stabile Vokabeln. Das sind Wörter mit zentraler Bedeutung für den Menschen wie »Vater« und »Mutter« oder Körperteile wie Kopf oder Herz.
Der Linguist Morris Swadesh stellte schon vor über 50 Jahren eine Liste mit 200 solcher Wortbedeutungen auf und übersetzte sie in alle damals bekannten Sprachen der Welt. Damit hatte er ein scheinbar genaues Maß für den Grad der Verwandtschaft gefunden: Zwei Sprachen, die in dieser Liste 75 Prozent ähnliche Wörter miteinander teilten, sollten näher verwandt sein als solche, die nur 50 Prozent gemeinsam hatten. Zudem bestimmte Swadesh eine durchschnittliche Rate, nach der Wörter im Laufe der Zeit durch neue ersetzt werden. Diese »Glottochronologie« genannte Methode hat der Biologe Russell Gray von der Universität in Auckland kürzlich verfeinert und so das Alter des Indoeuropäischen auf 8000 Jahre berechnet.
Die meisten Forscher sagen jedoch, dass sich das Alter von Sprachen nicht
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