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Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissen.de
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berechnen lasse. Sprachen seien kulturelle Phänomene. Sie könnten sich daher plötzlich verändern oder lange stabil bleiben. Auch für die Verwandtschaftsanalyse verwenden Linguisten mehr als nur Kognaten, da zufällige Ähnlichkeiten und Lehnwörter die Vergleiche verfälschen können. Als untrügliche zusätzliche Indizien für gemeinsame Abstammung gelten unregelmäßige Verben wie »sein«. So lautet etwa das Deutsche »er ist« und »sie sind« im Lateinischen »est« und »sund«, im Altgriechischen »esti« und »eisin«, in Sanskrit schließlich »asti« und »santi«. Dass solche Ähnlichkeiten Zufall sind, ist mehr als unwahrscheinlich.

Steintafel und Alphabet: Die Erfindung der Schriften
    Die Schrift zählt zu den wichtigsten Errungenschaften der Menschheit. Mit ihrer Hilfe lassen sich Botschaften und Nachrichten über große Entfernungen und Zeiträume vermitteln. Das Lesen und Schreiben ist deshalb nicht nur eine wichtige Voraussetzung für den Erwerb und Austausch, sondern auch für die kollektive Speicherung von Wissen. Dagegen ist der Analphabetismus eine der größten Benachteiligungen, die ein Mensch erfahren kann. Auch in Europa war das Schreiben und Lesen noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein weitgehend ein Privileg der bürgerlichen Schichten, obwohl beispielsweise der preußische König Friedrich der Große bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem Land die allgemeine Schulpflicht eingeführt hatte.

    Die Geschichte der Schrift ist noch relativ jung. Sehr viel länger existierte die Menschheit ohne Schriften und einige Völker tun dies noch immer. Schriftlose Kulturen gibt es unter anderem in Südamerika, in der Sahelzone und auf einigen pazifischen Inseln. Menschen in schriftlosen Gesellschaften greifen auf weniger Informationen zurück, dafür speichern sie das Wissen ihrer Vorfahren oft genauer. So können manche Afrikaner aus Ethnien, in denen die Ahnenverehrung eine wichtige Rolle spielt, die Namen ihrer Vorfahren oft über Hunderte von Jahren lückenlos aufzählen. Ähnlich verhält es sich mit großen Mythen, die von den Erzählern oder Sängern schriftloser Kulturen mühelos rezitiert werden, während die meisten Menschen in den informationsüberfluteten westlichen Gesellschaften kaum noch ein Gedicht aufsagen können.
    Schriftform und gesprochene Sprache
    In den frühesten Schriften repräsentierten die Zeichen entweder ein Wort (Logogramm) oder eine Idee (Ideogramm). Noch heute besitzt die chinesische Schrift überwiegend Wortzeichen. Erst später gingen bestimmte Kulturen dazu über, ihre gesprochene Sprache phonetisch umzusetzen. Dies gelang je nach Schrift und Sprache unterschiedlich gut. So ist die lateinische Schrift mit ihren Konsonanten, Vokalen, Sonderzeichen und ihren jeweiligen regionalen Erweiterungsformen zwar die Grundlage vieler anderer Sprachen, doch auch sie hat ihre Grenzen. Gesprochene Sprachen sind dynamisch und enthalten Nuancen, die ein Schriftsystem oft nur unzureichend wiedergeben kann. Beispielsweise lässt sich die Betonung, die für den Inhalt einer Aussage von entscheidender Bedeutung ist, in Schriftzeichen kaum erfassen. Auch werden viele Wörter – trotz identischer Schreibweise – je nach Region sehr unterschiedlich ausgesprochen. Und schließlich kann ein Buchstabe in verschiedenen Kontexten ganz unterschiedliche Bedeutungen haben.
    Rätselhafte Schriftzeichen aus Südosteuropa
    Die ältesten vermeintlichen Schriftzeichen stammen aus dem Südosteuropa in der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v.Chr. Berühmt sind die Tontafeln von Tartaria in Rumänien aus der Zeit um 5300 v.Chr., die meisten Inschriften stammen jedoch aus der 2. Hälfte des 5. Jahrtausends v.Chr. Gefertigt wurden sie von Menschen, die in etwa 35 Siedlungen lebten. Die letzten Schriftzeichen dieser Art stammen aus Nordgriechenland und datieren auf die Zeit um 3200 v.Chr. Die Bedeutung der Zeichen ist bis heute unklar. Wegen ihrer großen Verbreitung wird vermutet, es handele sich bei ihnen zumindest um einen Vorläufer einer Schrift, allerdings ist auch diese Interpretation strittig. Ein komplexes Staatsgebilde gab es zu dieser Zeit noch nicht, aber es existierten bereits größere Siedlungen, ein differenziertes Handwerk, großflächiger Ackerbau und ein rudimentärer Handel. Die meisten Schriftzeichen erscheinen auf Gegenständen, die vermutlich aus dem Bereich des Kultus stammen. Verbindungen zum Orient sind nicht erkennbar.
    Schriftschmiede Mesopotamien
    Ab 3300

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