Als das Handy eine Buschtrommel war
v.Chr. entstanden in Sumer im Südirak erstmalig Tontafeln mit Zahlen und Piktogrammen, die verschiedene Waren bezeichneten. Aus diesen entwickelte sich um 2700 v.Chr. die Keilschrift. Ihren Namen erhielt sie wegen ihrer keilförmigen Gestalt durch den deutschen Physiker und Arzt Engelbert Kämpfer (1651–1716). Die Keilschriftzeichen verdankten ihr typisches Aussehen dem Umstand, dass die Schriftzeichen mit einem kantigen Griffel in weiche Tontafeln eingedrückt wurden. Die Keilschrift wurde zunächst für Objekte aus Ton entwickelt, weil dieser Werkstoff in großen Mengen vorhanden war, und wurde erst später auf andere Materialien übertragen.
Im Unterschied zu Südosteuropa wurde die Schrift in Mesopotamien zunächst für buchhalterische Zwecke entwickelt. Mit ihrer Hilfe konnten die Händler genauere Listen über Rohstoffe und Erzeugnisse wie Gerste und Bier erstellen, ihr Eigentum und die Arbeiter verwalten, über Einnahmen und Ausgaben Buch führen und mit Geschäftspartnern in weit entfernten Gegenden Kontakt aufnehmen oder Informationen austauschen. Die Schrift förderte den bereits florierenden Handel und Aufbau einer städtischen, hierarchisch gegliederten Gesellschaft. Erst später wurden die Keilschriftzeichen auf Objekte aus Stein, Metall oder Elfenbein übertragen und zu einer Kalligraphie (»Schönschrift«) ausgearbeitet. Vor allem wegen der Schönheit dieser Schrift ließ der persische Großkönig Dareios I. (549 bis 486 v.Chr.) für sein riesiges Reich, das auch die übrigen Gebiete mit Keilschriften einschloss, am Anfang seiner Regierungszeit eine persische Keilschrift entwickeln, die insbesondere in den politischen und wirtschaftlichen Zentren seines Reiches – in Städten, Palästen und auf Wegen – in Stein gehauen von der Größe des Herrschers berichtete. Die Verwendung der Keilschrift zu Herrschafts- und Propagandazwecken war jedoch keine Erfindung des Dareios. Bereits der babylonische König Hammurabi (1728–1686 v.Chr.) hatte auf seinen berühmten Gesetzestafeln, die sich heute im Pariser Louvre befinden, seine Verordnungen geschickt mit Propaganda verknüpft. Die Keilschrift war auch die erste »internationale« Schrift. Sie fand in 15 Sprachen Verwendung, wobei die einzelnen Zeichen und Bedeutungen differierten.
Hieroglyphen für die Verwaltung
Unabhängig von Mesopotamien entstand in Ägypten gegen Ende des 4. Jahrtausends v.Chr. mit den Hieroglyphen eine Bilderschrift. Sie war primär ebenfalls für die Verwaltung bestimmt, wurde aber schon früh auch für religiöse Zwecke benutzt. »Hieroglyphen« heißt in der griechischen Sprache so viel wie heilige (»hiera«), in den Stein eingetiefte (»glyphein«) Schrift. Die sogenannte hieratische Schrift – eine Vereinfachung der Hieroglyphen in Form einer Kursivschrift – etablierte sich relativ bald für die Aufzeichnung verwaltungstechnischer Vorgänge. Sie wurde mit Tinte und Pinsel auf Papyrus, Holz, Stoff oder Ton geschrieben.
Ein Hieroglyphenzeichen kann ein Wort (Logogramm), einen oder mehrere Konsonanten oder Vokale (Phonogramm) oder als Determinativ die Verstärkung eines Wortes ausdrücken. Da die Hieroglyphen die Vokale allerdings nur manchmal wiedergeben, ist die genaue Vokalfolge zwischen den Konsonanten oft unsicher und kann nur durch Vergleiche mit der späteren koptischen Sprache, die aus dem Altägyptischen entstanden ist, sowie gleichen Begriffen und Namen in Keilschrifttexten, die die Silben einschließlich Vokale verzeichnen, mehr oder weniger gut rekonstruiert werden. Aus diesem Grund kommt es manchmal zu unterschiedlichen Leseweisen, wie bei der Gemahlin des Pharaos Echnaton, die in deutschen Texten Nofretete und in englischen Nefertiti heißt.
Während sich die Keilschrift aus der sumerischen Piktogrammschrift entwickelte, entstand die Hieroglyphenschrift gleichsam aus sich selbst heraus. Allenfalls waren ihre Motive von früheren Bildern inspiriert. Die Schreibrichtung der Hieroglyphen war keiner strikten Regel unterworfen. Sie konnte sowohl rechts- wie linksläufig sein, aber auch von oben nach unten geschrieben werden. Maßgeblich für die Wahl der Richtung waren meist ästhetische Gründe. Stand die Schrift zwischen anderen Darstellungen, wurde sie meist dem gesamten Erscheinungsbild angepasst, um eine ästhetische Harmonie im Gesamtgefüge herzustellen.
Hochkomplexe Schriften im Fernen Orient
Wie in Ägypten stehen die chinesischen Zeichen häufig für Worte. Die ältesten Spuren chinesischer
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