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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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mein Rad noch hübsch nach Hause schieben. Ist ja auch nicht gerade gut für die Reifen.“
    Dann wischte er sich mit der Hand über die Stirn. „Ja, also Irene und Berlin... Ich bin dort über Nacht geblieben, in Westberlin. Nicht in dieser Villa, sondern in einer kleinen Wohnung.“
    „Wen kennst du denn da?“ fragte der Freund verwundert.
    „Na, ich hab’ schon einen Großonkel dort in Westberlin, aber das war es nicht. Der wohnt ja in Kreuzberg und ich war in Zehlendorf.“ Sebastian war sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, wie Hans-Peter es aufnehmen würde, wenn er ihm das von Hoffmann und dem Nachrichtendienst erzählen würde, die Gespräche dort in der Weinstube und die Telefonnummer. Das war ja eine ganz verrückte Sache … „Was hältst du vom westdeutschen Nachrichtendienst?“ fragte er schließlich ganz unvermittelt.
    „Was für’n Dienst?“
    „Nachrichtendienst“, wiederholte Sebastian, „westdeutscher Nachrichtendienst.“ Er sah Verwirrung in den Augen seines Freundes.
    „Du meinst Geheimdienst?“
    „Ja, Nachrichtendienst, Geheimdienst, ganz egal – aber nicht Ami und nicht Engländer.“
    „Was ich davon halten soll? Keine Ahnung, ich kenne sowas nicht …“
    „Aber ich“, erklärte Sebastian, „ich habe vorgestern Abend jemanden kennengelernt.“
    „Was denn, vom Geheimdienst?“
    Sebastian nickte.
    Hans-Peter blickte ungläubig:„Ist das wahr?“
    „Ja“, bestätigte Sebastian.
    „Mensch, gibt’s denn so ’was wirklich?“
    „Aber sicher.“
    „Und du nimmst mich auch nicht auf den Arm?“
    „Weshalb sollte ich? Das Ganze ist viel zu ernst. Es geht nämlich auch darum, ob du mitmachen würdest.“
    Hans-Peter lief, die Arme auf dem Rücken verschränkt, im Hausflur auf und ab, sah zu Sebastian, blieb ab und zu stehen und blickte nachdenklich zu Boden. Schließlich sah er Sebastian an. „Das ist aber eine ganz gefährliche Kiste!“
    „Ganz bestimmt ist es das“, bestätigte der, „und deshalb darf niemand davon erfahren, vor allem die eigenen Familien nicht. Ob du nun mitmachst oder nicht, du darfst keiner Menschenseele was erzählen.“
    „Bin ich lebensmüde?“
    „Also, wir beide?“
    „Ich denke schon. Muß mir das aber alles noch überlegen, erzähl’ doch erst mal weiter. Warum du und wo du da übernachtet hast.“
    Und Sebastian erzählte, schilderte das Treffen mit Irene, beschrieb die großbürgerliche Villa, den parkartigen Garten, die Eingangshalle und daß sie dort auf ihn gewartet hätten. „Aber wer nicht kam, warst du! Was war eigentlich los?“
    „Ach, ich hatte das mit der Abfahrtszeit vermasselt. Und mit dem nächsten Zug, das hätte sich nicht mehr gelohnt.“
    „Und ich“, erklärte Sebastian, „ich hatte eigentlich schon mit dem ersten Abendzug zurückfahren wollen. Am späten Nachmittag wollte ich mich langsam auf den Weg machen. Du warst nicht gekommen, also, was sollte ich da noch...? Es war auch schon ziemlich dunkel, überall die Straßenlaternen und Licht in den Fenstern. Irene kam ein Stück mit, sie wollte mich zur S-Bahn begleiten. Da war dann dort das ‘Kaffeestübchen am Roseneck’, so ein kleines Lokal, davor ein Zigarettenautomat, aber ich hatte ja nur Ostgeld. Zigaretten wollte ich aber noch haben – und zwar die hier.“ Dazu zog er die Schachtel aus der Jackentasche und hielt sie dem Freund unter die Nase. Schließlich rauchten beide, dazu eine leere Streichholzschachtel als Aschenbecher zwischen sich auf der Treppenstufe. „Mit dieser Schachtel“, Sebastian hielt die Overstolzpackung mit ausgestrecktem Arm vor sich hin, sah sie an und drehte sie langsam in der Hand gegen das Lampenlicht im Hausflur, „mit dieser Schachtel hier fing eigentlich alles an. Hätte ich eine andere gekauft, irgendwo an einem Kiosk auf einem S-Bahnsteig, alles wäre anders gekommen.“
    „Was ist denn nun wie gekommen?“
    „Na, daß ich diesen Mann vom Nachrichtendienst getroffen habe, dort in der Kaffeestube. Irene und ich mußten ja da rein, und der Wirt nahm auch Ostgeld, sagte das jedenfalls auf meine Frage. Also, für Irene eine Cola, für mich ein Bier und diese Schachtel hier.“ Sebastian drückte die Packung dazu knisternd in der Hand. „Da sprach mich dieser Herr an. Die Frage an den Wirt wegen des Ostgeldes hatte er wohl gehört. Außerdem sieht man uns die Ostherkunft wohl schon von weitem an. Also, der fragte, ob er die Rechnung für mich bezahlen dürfe. Es wäre ihm eine Freude, sagte er, ich sei doch ein

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