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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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aus, legen Sie die Sachen zusammen und dann vor die Tür.“
    Totila erkannte im trüben Licht der schwachen Glühbirne Matratzen und Decken auf einer Holzpritsche, die fast den ganzen Raum einnahm. Nun stand er, nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, vor dieser Pritsche. Geschockt sah er sich um. Wie konnte das passieren? Er dachte an seinen Vater, was war mit dem? Und Sebastian, Hans-Peter… Er kippte schließlich die zerfledderte Matratze von der Wand auf die Pritsche, legte sich darauf und kroch unter die klebrige Decke. Am nächsten Morgen wurde er als Nummer zum Verhör geholt. Als er das Vernehmerzimmer betrat, fand er das Fenster schwarz verhängt, mit so einem Rollo wie im Kriege zur damals angeordneten Verdunkelung.
    „Setzen!“ sagte ein Offizier mit silbernen Schulterstücken und Sternen hinter einem Schreibtisch vor dem verhängten Fenster. Dazu wies er auf den von einer Lampe angestrahlten Hocker in der Ecke gleich neben der Tür. Hinter dieser Lampe entdeckte Totila auf der Schreibtischkante sitzend einen zweiten Offizier.
    „Wann haben Sie Hoffmann in Westberlin getroffen“, fragte der hinterm Schreibtisch.
    „Hoffmann?“
    „Ja, Bodo Hoffmann.“
    „Genau kann ich das auch nicht mehr sagen.“
    „Sie kennen diesen Hoffmann also.“
    „Ja.“
    „Sie wußten, daß der für einen feindlichen imperialistischen Nachrichtendienst arbeitet?“
    „Ja.“
    „Von wem wußten Sie das?“
    Totila blinzelte in den Lichtkegel und hob die Schultern.
    „Wie denn, das wissen Sie nicht mehr“, fragte der zweite Offizier und trat aus dem Schatten hinter der Lampe nach vorn. „Aber wir wissen es“, sagte er. „Wir wissen längst, daß Ihr Freund Sebaldt Sie mit Hoffmann bekannt gemacht und für den Agentendienst angeworben hat.“
    „Ja“, sagte Totila, „ich bin mit Sebaldt und Sasse damals nach Westberlin gefahren.“
    „Wann war das?“
    „Im Frühsommer, vielleicht so im Mai.“
    „Wen haben Sie noch in Westberlin getroffen?“
    Totila blinzelte wieder und schüttelte den Kopf. „Niemanden.“
    „Denken Sie nach.“
    „Nein, keinen mehr, außer Bekannten meiner Mutter, aber die haben nichts damit zu tun.“
    „Und Ihre Mutter in Westberlin?“
    „Die wußte natürlich von nichts und wäre damit auch gar nicht einverstanden gewesen.“
    „Und der Pfarrer, Ihr Vater?“
    „Ich hätte mich gar nicht getraut dem so was zu erzählen.“
    „Aber Ihr Freund Sasse hat ausgesagt, Ihr Vater sei mit ihm und dem Sebaldt bei Hoffmann gewesen.“
    „Davon weiß ich nichts. Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“
    „Sitzen Sie gerade und halten Sie die Hände auf den Knien“, herrschte der hinterm Schreibtisch ihn an, als Totila leicht zusammengesunken da saß.
    Der Sasse ist also auch hier, ging es ihm durch den Kopf, Sebastian bestimmt ebenfalls und die haben schon geredet.
    Nachdem man auch Totila drei Nächte lang ohne Schlaf im Kreuzverhör gehabt hatte gab er schließlich zu, für Hoffmann zwei sowjetische Objekte ausgespäht zu haben. In großer Erschöpfung entfuhr ihm auch ein Name, nämlich der eines Klassenkameraden aus Hermannswerder. Hier bissen sie sich fest.
    „Wer ist Nehring?“
    „Jemand aus meiner Klasse.“
    „Wann haben Sie diesen Nehring angeworben?“
    „Überhaupt nicht.“
    „Haben Sie ihn mit Hoffmann bekannt gemacht?“
    „Nein, habe ich nicht.“
    „Sie haben vorhin gesagt, Sie waren mit Nehring in einer Kneipe in Potsdam und zwar am Tag, als Sie festgenommen wurden.“
    „Ja.“
    „Sie waren aber auch mit einer Bekannten im Kino.“
    Totila erschrak. Woher wußten die das? War er schon länger beobachtet worden? „Ja“, sagte er dann, „stimmt. In der Kneipe haben wir aber nur zwei Bier getrunken.“

„Bevor Sie Ihre Bekannte trafen?“
    „Ja, aber die hat nichts gewußt, ich kannte sie erst ein paar Tage.“
    „Was haben Sie Nehring von Ihrer Geheimdiensttätigkeit erzählt?“
    „Nichts. Das war ja geheim.“
    „Sie haben ihm doch sicher was angedeutet.“
    „Nein, das habe ich nicht.“
    „Sie waren sehr gut mit ihm befreundet und sogar mit bei seinen Eltern.“
    „Ja, das war nicht weit, die wohnen in Köpenick.“
    „Und es ist nie auch nur ein zufälliges Wort über Ihre Schädlingstätigkeit gefallen?“
    „Nicht, daß ich mich erinnern könnte.“
    „Na schön, wir werden uns diesen Nehring holen und hier befragen. Vielleicht erinnert der sich besser als Sie.“

    68.

    Als der Schließer Hans-Peter Sasse an den Zellentüren

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