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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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einer winterlichen Grünanlage blicken konnte. Hans-Peter saß auf einem Stuhl am Fenster und las im „Stillen Don“ von Scholochow, als die Tür sich öffnete und der Hauptmann, Sebastians Vernehmer, den Raum betrat. „Wir haben uns“, wandte er sich an Hans-Peter, „den Kettelhut aus Belzig geholt“, dazu grinste er. „Jetzt sind Sie dran. Versuchen Sie dem die Flugblattgeschichten aus der Nase zu ziehen. Außerdem steckt da noch mehr dahinter, das sollten Sie rauskriegen, vor allem Namen, Namen und nochmals Namen. Hinter so einer Figur steckt immer auch ein ganzes Krebsgeschwür, das müssen wir ausbrennen.“
    „Namen, natürlich“, sagte Hans-Peter, „aber Pfarrer Kunzmann hat damals erzählt, dieser Kettelhut sei der einzige, der noch in Belzig wohnt, die anderen sind alle in den Westen abgehauen.“
    „Na, dann klopfen Sie eben auf den Busch und bringen in Erfahrung, wer sonst noch davon gewußt hat. Das ist nun Ihre Aufgabe und dort, wo der Kettelhut jetzt sitzt, ist es nicht so wie hier“, sagte er mit einer umfassenden Handbewegung, dazu grinste er wieder. „Und über die Verpflegung dort müssen Sie sich nicht wundern. Schließlich ist das kein Ferienheim. Wir werden Sie aber ab und zu rausholen. Zur Vernehmung, sagen Sie dem Kettelhut und den anderen Kandidaten, zu denen wir Sie noch stecken werden. Dann berichten Sie uns, dabei können Sie sich satt essen und ‘ne Zigarette rauchen.“
    „Und wann?“
    „Übermorgen.“
    „Der zweiundzwanzigste …“
    „Richtig.“
    „Aber dann ist ja gleich Weihnachten …“
    „Ganz genau, dann sind die meisten nämlich in weicher Stimmung. Da können Sie dann auch sentimental werden, um den Kettelhut zum Reden zu bringen. Sprechen Sie über die Familien, fragen Sie nach seinen Kindern. Schließlich schimpfen Sie auf den Staat. Na, Sie wissen ja, wie man so was macht. Weichkochen und abschöpfen, das ist das ganze Geheimnis. Das machen wir übrigens gerade mit Ihrem Freund Sebaldt. Das ist allerdings ein harter Brocken. Nächtelanger Schlafentzug hat bei dem nur bewirkt, daß er beim Kreuzverhör eingeschlafen ist. Ziemlich unsanft geweckt, gab er nur wirres Zeug von sich. Am Tage schlafen ist in den Zellen ja verboten. Nun drehen wir das Ganze um: Jetzt hockt der bereits wochenlang in seiner Zelle und kein Schwanz kümmert sich um ihn. Irgendwann im Januar wird der richtig froh sein, wenn wir ihn wieder zum Verhör holen und er menschliche Stimmen hört. Wir kennen das ja. Sollte er aber weiter so verstockt bleiben, kürzen wir ihm die Verpflegung und er kann weitere Wochen Nabelschau betreiben.“
    „Weiß der von mir?“
    „Sie sind doch mit ihm hergekommen“, antwortete der Hauptmann verwundert.
    „Ich meine doch meine Arbeit hier in den Zellen.“
    „Wenn er es nicht ahnt, gesagt haben wir ihm natürlich nichts. Aber er muß ja so oder so damit rechnen, daß Sie unter Druck Aussagen machen werden. Jedenfalls haben wir viele Mittel ihn klein zu kriegen. Zeit haben wir auch und zwar unbegrenzt. Und für Sie“, dazu nickte er bedächtig Hans-Peter zu und grinste wieder, „gibt es hier beileibe Arbeit genug.“
    Hans-Peter Sasse fühlte sich dabei nicht gut, ließ sich aber nichts anmerken. Sebastian kämpft dort einen sinnlosen Kampf, ging es ihm durch den Kopf, und sie hatten sich ja beide mal vorgenommen zu kämpfen, wenn es sein sollte… Der hätte ja damals mitmachen können, ich hab’s ihm schließlich angeboten…
    „Genießen Sie die Tage heute und morgen noch“, hörte er den Hauptmann sagen, „danach wird’s ernst. Es ist nicht eben angenehm in diesen Zellen, Sie werden’s ja erleben.“ Dann verließ er den Raum.
    Hans-Peter hatte viele Tage, die er jetzt hier in der Spreestraße war, nichts zu tun gehabt. Manchmal war die Tür abgeschlossen und manchmal, wie jetzt auch wieder, nicht. Seine Stellung schwankte, meinte er jedenfalls, so zwischen der eines Gefangenen und der eines Mitarbeiters, das redete er sich zumindest ein. Was war das eigentlich, ein gefangener Mitarbeiter…?

    67.

    Totila fand sich nachts nach der Leibesvisitation, dem Wiegen, Messen, Fotografieren und dem Hinterlassen seiner Fingerabdrücke in einer Zelle der Cottbusser Spreestraße wieder. Das wußte er zwar nicht, ging aber nach der Länge der Fahrt im EMW davon aus. Die Zelle erschreckte ihn.
    „Sie dürfen sich jetzt dort hinlegen“, wurde ihm vom Schließer nach dem Verlesen der Hausordnung gesagt. „Ziehen Sie sich bis auf Unterhose und Hemd

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