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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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vergingen, mal war es finster in seinem Schacht, wenn durch das Rillenglas nur graues Licht sickerte, dann gab es wieder Tage, an denen die Sonne den Schlagschatten des Fabrikschornsteins über die Zellenwände schickte. In diesen Frischluftzwinger brachten sie ihn aber nicht mehr. Sein verschwitztes Hemd stank und nicht mal Duschen gab es. Ob die solche Einrichtungen überhaupt hatten, fragte er sich.
    In der zweiten Januarhälfte wurde er wieder zum Verhör geholt. Hier warf man ihm Dinge vor, die ihn erschreckten. Woher konnten die das wissen? Einerseits leugnete er oder verkehrte andererseits die Angaben der Vernehmer so, daß ihre Erkundungsfahrten schließlich zu harmlosen Ausflügen wurden. Über diese Dreistigkeit, wie sie das nannten, empörten die sich, da sie es aus erster Hand besser wußten. Man würde das Bürschchen schon kriegen.
    Und so wunderte Sebastian sich, als er am nächsten Tag gleich früh aus der Zelle geholt und wieder vor diese Stahltür geführt wurde. Er nahm an, daß man ihn erneut in den Freiluftkäfig bringen würde. Doch dann ging’s durch eine ganz andere Tür noch einmal eine Treppe hinab in einen Keller, vorbei an Kartoffelkisten und Weißkohlköpfen, vor eine schmale Tür. Als der Posten sie aufsperrte und „gehen Sie“ sagte, blickte Sebastian verblüfft in eine Art von Wandschrank und drehte sich zweifelnd zum Schließer um. „Gehen Sie schon“, sagte der mit einer wedelnden Handbewegung, so wie man Hühner oder Gänse in einen Pferch scheuchte. „Gehen Sie da rein.“
    Sebastian tat es kopfschüttelnd und hinter ihm knarrte die Türe ins Schloß. Was sollte das denn? Vor sich an der Wand konnte er noch ein paar eingeritzte Wörter lesen: Hier stehe ich und bin gefangen, nur weil ich von Deutschland nach Deutschland gegangen.
    Dann wurde vom Posten das Licht ausgeknipst. Stehen – noch ahnte er nicht, welche Qualen das bereiten würde. Nach etwa einer Stunde versuchte er sich durch Verlagerung des Schwergewichts von einem Bein aufs andere und wieder zurück etwas Erleichterung zu verschaffen. Nach einigen Stunden erschien ihm die Vorstellung sich hinsetzen zu können geradezu paradiesisch; doch ging das weder längs noch quer. Dieser Schrank ist, wurde ihm schnell klar, eine Folterkammer.
    Alle paar Stunden hörte er Schritte im Keller, das Licht ging an und jemand schaute wohl durch den Spion. Dann wurde es wieder dunkel und die Schritte entfernten sich. Mittag mußte längst vorüber sein. Bei völliger Dunkelheit und zunehmenden Schmerzen bleibt die Zeit stehen. Seine Beine konnte er kaum noch anheben. Zu Anfang war er noch auf der Stelle getreten, das ging dann nicht mehr. Auch seine Hände waren bis in die Fingerspitzen geschwollen und die Arme konnte er nur noch mit Mühe bewegen. Schließlich blitzten Lichtpünktchen vor seinen Augen auf, auch wenn er sie geschlossen hielt. Ihm wurde sehr kalt.
    Allmählich versank er in Lethargie und schließlich stand er nur noch mit durchgedrückten Knien gegen die Türe gelehnt und dachte an nichts mehr. Irgendwann ließ ihn das Öffnen dieser Türe nach hinten kippen, zwei Schließer fingen ihn auf, legten sich seine Arme links und rechts um die Schultern und schleppten ihn die Treppe hinauf.
    In seiner Zelle, in der bereits das Licht brannte, setzten sie ihn auf die Pritsche. Sein Abendbrot lag dort auf einem Stückchen Margarinepapier neben dem emaillierten Becher mit kalt gewordenem Kaffeeersatz.
    Sebastian saß gegen die Matratze gelehnt, noch unfähig nach dem Becher zu greifen. Er bemühte sich die Arme zu heben, stand dann mühsam auf und versuchte sich Schritt für Schritt zu bewegen, dabei stützte er sich an der Wand und der Heizungsverkleidung ab, wenn die Beine einzuknicken drohten.
    Ein Gang wie ein Elefantenbaby, dachte er. Dann legte er sich rücklings auf die Pritsche und reckte, soweit ihm das unter Schmerzen gelang, die Beine in die Höhe. Das empfand er schließlich als Erleichterung.
    Jeden Morgen zogen Krähenschwärme krächzend über den Gefängnisbau hinweg. Sebastian stand dann dort in seinem Schacht, sah hoch zu den vergitterten Scheiben und dachte an zu Hause. Dort mußte das Leben weiter gehen. Möglicherweise würden die jüngeren Geschwister in der Schule unter seiner Verhaftung zu leiden haben. Das Beste für sie wäre der Westen. Es gab dort ja Verwandte, die ihnen weiterhelfen konnten. Aber seine Eltern würden dann wohl auch nicht mehr bleiben können.
    Wenn das Zuhause für ihn schon jetzt

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