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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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ein wenig peinlich werdende Situation aufzubessern.
    „Na ja, dann werden Sie im Osten mündig, das heißt, dort auch strafmündig.“ Dazu blickte Hoffmann Sebastian über den Tisch hinweg abschätzend an. „Also, Nachrichtendienst“, sagte er, „wissen Sie denn, auf welche Gefahren Sie sich dabei einlassen würden?“
    „Ja schon“, erwiderte Sebastian, „wenn aber jeder zuerst nur an die Gefahren denkt...“
    „Dann“, ergänzte Hoffmann, „könnten wir gleich einpacken.“
    „Klappe zu, Affe tot“, sagte Hans-Peter grinsend.
    Hoffmann lachte. „Na, so ist es nun auch wieder nicht.“ Der Ober brachte den von Hoffmann bestellten Grog. Die beiden nippten vorsichtig am heißen Glas. Mit dem Dampf und dem angenehmen Rumduft stieg ihnen der hochprozentige Alkoholdunst in die Nase.
    „Das geht einem ja bis ins Gehirn“, meinte Hans-Peter lachend und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus einem Augenwinkel. „Verflixt scharf!“
    Hoffmann zog energisch an der halb aufgerauchten Zigarette, sog den Qualm tief ein und stieß ihn durch die Nase entschlossen wieder aus. „Ja, wir sprachen damals davon“, bestätigte er, „also an diesem Abend im Hageneck. Nur muß ich Ihnen sagen, Sie sind ja noch verdammt jung, alle beide. Man könnte mir unterstellen, daß ich Kinder oder sagen wir besser sehr junge Leute zu Wagnissen verführe, die sie gar nicht einzuschätzen vermögen.“
    „So muß man das aber nicht sehen!“ protestierte Sebastian und stieß die Zigarettenkippe nachdrücklich in den Aschenbecher. Ich spreche hier für mich, wenn ich sage, ich habe im Osten sowieso keinerlei Zukunft. Und ich sehe auch keine.“
    „Sie meinen keine angemessene Chance“, unterbrach Hoffmann.
    „Natürlich, ich kann überleben, klar, als Waldarbeiter beispielsweise. Ich kann aber auch große Sprüche machen, kann andere anschwärzen und versuchen in die Partei einzutreten. Irgendwie geht das alles, wenn man sich verkauft. Aber was für eine Zukunft! Wenn einem morgens beim Blick in den Spiegel nur noch schlecht werden kann. Mag sein, daß manche sagen, man müsse mit den Wölfen heulen. Ich haue aber sowieso ab und es wäre ganz gut, wenn ich vorher was für den Westen tun könnte.“
    „Gut“, sagte Hoffmann, „verstehe schon, aber denken Sie mal daran, daß Sie auffliegen könnten bei der Arbeit für uns. Wissen Sie denn, welche Lebenschancen Sie dann noch hätten?“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Na, Ihre Familie dürfte von Ihrem Tun und Lassen sowieso nichts wissen, um der eigenen Sicherheit willen. Sie fliegen auf, wie auch immer, also werden weggefangen, verschwinden in einem Stasi-Keller, Ihre Familie weiß nichts, erfährt nichts. Sie werden mürbe gemacht, Tag und Nacht verhört, dürfen nicht schlafen, hungern, werden womöglich in eine Wasserzelle gesteckt oder in einen Stehkarzer, stundenlang, tagelang in so einem dunklen, engen Loch, ohne umfallen zu können. Wissen Sie, was das heißt, können Sie sich die Einsamkeit vorstellen? Dazu die Schmerzen in den Knochen. Nein, das können Sie natürlich nicht. Sie wissen nicht, wie Sie reagieren, wie Sie das verkraften würden. Das wissen Sie erst, wenn es soweit ist und dann kann es zu spät sein für eine unbeschädigte Zukunft. Ihre Lebenschance, wie Sie das nennen, könnte nachhaltig zerstört sein. Ich will Ihnen das nur vor Augen führen, um Sie nicht zu überrumpeln. Wir können Ihnen dann nämlich nicht helfen, auch das müssen Sie wissen. Sie bleiben ganz auf sich gestellt. Aber mit jedem Tag, den Sie dann durchhalten ohne zu reden, helfen Sie uns, den Laden abzusichern, eine Lücke dicht zu machen. Die Lücke wären dann Sie“, erklärte Hoffmann mit einer Handbewegung gegen die Freunde. „Auch das muß ich Ihnen noch klar und nüchtern sagen, mehr als drei, vier Tage halten Sie nicht durch, das sind Erfahrungswerte. Die Stasi nutzt Mittel, die hier im Westen einen Sturm der Entrüstung auslösen würden. Und dabei ginge es bei Ihnen in der Regel nicht mal um Geheimnisse, die Sie uns melden, sondern um Dinge, die allgemein zugänglich sind; Also, etwa um Adressen, Flugblätter, Versand von Broschüren, sowjetische Autonummern, Kasernen, Flugplätze, soweit beobachtbar und ähnliches. Sie wissen aber“, betonte Hoffmann, „Sie wissen, daß all das in der Zone schon als Staatsgeheimnis gilt. Im Westen wäre sowas kaum strafbar, in Ihrem Alter sowieso nicht. Hier werden Sie erst mit einundzwanzig mündig, und das Jugendstrafrecht

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