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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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sie den langen dunklen Mantel im Nebel verschwinden.
    Beide stießen lang angehaltene Luft erleichtert aus. „Puh – das hätte schief gehen können. Der hätte uns garantiert gesehen, wenn er nicht so in Gedanken gewesen wäre.“                                         
    „Hat er zum Glück aber nicht. Lieber nicht dran denken, was geworden wäre, wenn...“
    Aber die Gefahr war vorüber. „Ich meine“, wandte Sebastian sich an den Freund, „da zum Glück alles gut gegangen ist und wir nun schon mal hier sind, gehen wir dort hin“, und er wies mit dem Arm in die Richtung der letzten gefällten Kiefern, dazu lachte er, zog eine grüne Skimütze mit goldenem Forstabzeichen aus der Seitentasche seiner grünen Jacke und hielt sie Hans-Peter vor die Nase.
    „Köpenickiade“, sagte der grinsend.
    „Das wirkt, du wirst sehen.“
    „Ha! Diese Talmikokarde imponiert doch den Russen nicht.“
    „Was heißt denn Russen? Die sind auf dem Flugplatz, aber doch nicht auf der Baustelle dort hinten. Also, paß auf, in jedem Falle sind wir vom Forstamt Calau und wollen hier nur mal kurz wegen des Holzeinschlags nachsehen.“
    „Aha, Holzeinschlag. Aber stimmt das auch mit Calau? Ich meine die Gegend hier.“
    „Weiß ich nicht genau, könnte aber gut sein.“
    „Na ja“, stimmte Hans-Peter zögernd zu. „Echt hört sich’s schon an. Ich hätte als Laie von abgesägten Bäumen gesprochen“, sagte er grinsend, „aber ich hab’ ja auch nicht so eine respektable Mütze auf. Wenn es also sein sollte, dann rede du als Amtsperson.“
    Auf dem abgeholzten Gelände, Zäune stellten sich ihnen nicht mehr in den Weg, erwies sich beim Näherkommen ein dunkles Gebilde im Nebel als Bretterbude. Als sie dort durch eine halboffene Türe blickten, erkannten sie einen älteren Mann in einem dunkelbraunen ausgeleierten Rollkragenpullover und sahen in ein breites Gesicht voller kleiner, scharfer Runzeln. Er saß neben einem wärmenden Kanonenofen.
    Sebastian grüßte ihn und fragte, ob sie an seinem Ofen eine kurze Rauchpause einlegen dürften. Das Wetter sei ja nicht gerade freundlich, und er rieb sich dazu die Hände. „Es ist elend kalt für die Jahreszeit.“
    Mit einem Blick auf Sebastians Forstkokarde lud der Alte die Freunde ein, auf einem dicken Kiefernstammende neben dem Ofen Platz zu nehmen.
    Offensichtlich ein Wächter, aber völlig harmlos. Ausfragen? überlegte Sebastian, versuchen kann man’s ja. „Wir hatten gar nicht damit gerechnet“, erklärte er, „daß wir uns hier etwas aufwärmen können. Sie bewachen wohl das Gelände dort draußen?“
    Der Alte stimmte dem nickend zu.
    „Wir sind vom Forstamt Calau und sollten hier nur mal nach dem Holzeinschlag sehen.“
    Hans-Peter hielt Sebastian und dem Wächter seine Zigarettenschachtel hin. Beide bedienten sich und alle drei rauchten die 16-Pfennig-„Juwel“ mit Genuß.
    „Waren denn die Russen schon mal hier?“ wollte Hans-Peter wissen.
    „Nö“, antwortete der Alte und zog an seiner Zigarette, „nur die Bauunion, keine Russen.“
    „Klar, ist ja auch noch lange nicht alles fertig“, warf Hans-Peter mit einer Handbewegung in Richtung Türe ein. „Wie lang soll denn eigentlich die Rollbahn mal werden?“
    Der Alte hob die Schultern. „Weiß ich nicht genau. Dreitausend Meter oder so …“
    „Wann soll denn das Ganze fertig sein, also die Rollbahn meine ich und die Splitterschutzboxen da draußen?“
    Ein kurzes Kopfschütteln des Alten. „Hab’ mich darum nicht gekümmert“, sagte er, „aber rund ein Jahr wird’s schon noch dauern. Vielleicht im nächsten Frühjahr.“
    Da ist nicht viel rauszukriegen, überlegte Sebastian, der weiß nichts und sitzt hier nur seine Zeit ab. Jemand, der seine Minirente aufbessern muß. Es gibt ja viele alte Leute mit winzigen Renten. Arme Schweine...!
    Allmählich hatte auch der Nebel sich gehoben, man hörte den Gesang der Vögel wieder, als Sebastian und Hans-Peter sich auf dem Heimweg befanden.
    „Hast du eine Vorstellung“, fragte Sebastian, nachdem sie eine längere Strecke schweigend nebeneinander hergefahren waren, „warum die da einen Rentner hingesetzt haben, wenn ein paar Meter weiter ein bewaffneter Militärposten patroulliert?“
    „Die halten die Baustelle eben für nicht so geheim“, antwortete Hans-Peter. „Vielleicht“, setzte er nach einer Pause hinzu, „auch nur so lange nicht, wie dort bloß Bäume gefällt werden. Und die meisten Rentner müssen

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