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Als der Tag begann

Als der Tag begann

Titel: Als der Tag begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Murray
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ist der Neustart für uns beide .« Ich konnte mein Lächeln nicht zurückhalten, und alle Muskeln meines Körpers spannten sich vor Begeisterung an.

    »Ich bin nicht wie diese Leute. Ich will nur, dass du glücklich bist, Carlos.«
    » Du machst mich glücklich, Kleine. Da gibt’s gar keinen Zweifel.«
    Als wir uns zum Gute-Nacht-Sagen umarmten, warf er mich plötzlich mit einer Leichtigkeit über seine Schulter, dass ich erst da erkannte, wie stark er war. Er stürmte mit mir vorwärts auf die Eingangstür zu und tat so, als wäre ich ein Rammbock. Ich kreischte vor Lachen.
    »Bumm!«, brüllte er los und schob die Tür vor mir mit ausgestreckter Hand auf. Augenblicke später musste ich ihn mit vollem Körpereinsatz vom Klingelbrett wegziehen, um ihn davon abzuhalten, Brick ein Ständchen durch die Sprechanlage vorzupfeifen, mit dem Ergebnis, dass ich nur noch mehr lachte. Und weil das Betreten des Fahrstuhls den endgültigen Abschied in dieser Nacht bedeutete, zögerten wir diesen Schritt noch eine halbe Stunde hinaus, die wir eifrig dafür nutzten, Pläne für unser nächstes Wiedersehen zu schmieden.
    An jedem dritten Tag meiner Schulschwänzerei trafen per Post Benachrichtigungen aus der John F. Kennedy High School ein, die den Erziehungsberechtigten oder den Inhaber des Sorgerechts einer gewissen Elizabeth Ann Murray baten, doch bitte im Büro des Schuldirektors anzurufen. Ich gewöhnte mir an, den Briefkasten aufzuknacken, um die Schreiben abzufangen, sodass ich sie in kleine Fetzen zerreißen und wie Konfetti in die Müllpresse segeln lassen konnte — Problem gelöst. Aber eines Tages, als ich einen Brief mit dem nur allzu bekannten Emblem der Jugendfürsorge vorfand, stieß ich auf ernsthafte Schwierigkeiten. Diese Benachrichtigung, fett gedruckt, berief ein verbindliches Treffen mit Brick ein, um meine Zukunft in seiner Obhut zu besprechen, ebenso wie die Option meiner erneuten Unterbringung im Erziehungsheim. Ich konnte nicht in das Heim zurückkehren; niemals. Aber ich wusste auch nicht, wie ich wieder zur Schule gehen sollte. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.

    Abgesehen von meinen Freunden, interessierte ich mich für fast nichts. Im Grunde genommen war ich der Meinung, ich könnte ja später irgendwann noch zur Schule gehen. Es sah doch so aus, als liefe auch ohne Schule alles bestens. Bobby mal ausgenommen, ging sowieso niemand aus unserer Gruppe mehr hin. Carlos redete ständig über unsere Pläne mit dem Geld: Wir würden irgendwo in Bedford Park eine Wohnung finden, und Sam würde bei uns wohnen. Sam und ich würden wieder auf die Highschool gehen, und dann würden wir alle drei Jobs finden, mit denen wir die Miete weiterhin bezahlen könnten, aber zuerst bräuchten wir mal einen Platz von Dauer nur für uns.
    Es ist nicht so, dass ich überhaupt nicht zur Schule gehen wollte; es passte gerade nur nicht zu meinen Plänen. Bald würde ich wieder hingehen, genauso wie ich bald mit Ma über all die Dinge reden würde, die ich ihr unbedingt sagen wollte. Wie zum Beispiel, dass ich, egal, was sie vielleicht getan hatte, immer wusste, dass sie mich liebte; ich sah ja, wie sehr sie es versuchte. Vor allem sollte sie aber wissen, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Ich würde wieder zur Schule gehen. Irgendwie würde das klappen. Nur nicht heute, sagte ich mir immer wieder, nur nicht jetzt. Das Leben stürzte auf mich ein, und es fühlte sich so an, als könnte ich mich lediglich wegducken, um mich zu schützen. Nicht jetzt. Später, redete ich mir immer wieder ein.
    Natürlich wurde es immer schwieriger, diese Vermeidungsstrategie konsequent beizubehalten. Die Briefe der Jugendfürsorge waren nicht die einzige Erinnerung daran, dass ich alles Wichtige in meinem Leben auf die lange Bank schob. Nicht, wenn die Angewohnheit meiner Mutter, vor zwölf Uhr mittags sturzbetrunken zu sein, sie selbst und mich aufrieb, während ich da war und die Scherben hinter ihr wegräumte.
    Sie torkelte aus dem Madden’s zurück in Bricks Wohnung, kaum in der Lage, aufrecht zu stehen, und bedeckt mit Erbrochenem oder auch Blut, wenn sie hingefallen war. Hin und wieder brachten sie Fremde zurück – ein pummeliger Schülerlotse, ein
Hausmeister aus dem Viertel, ein irischer Landsmann aus der Bar – und blickten verdutzt in mein jugendliches Gesicht, wenn ich die Tür öffnete, um sie in Empfang zu nehmen.
    Ohne es zu wollen, stellten sie manchmal die am schwersten verdaulichen Fragen. »Wo ist dein

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