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Als der Tag begann

Als der Tag begann

Titel: Als der Tag begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Murray
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und Büchersendungen. Ein Mann, der ebenfalls von unserer misslichen Lage erfahren hatte, sammelte Spenden in seinem Freundeskreis und unserem Viertel und bezahlte die Mietrückstände. Leute, die wir überhaupt nicht kannten, beglichen unsere Schulden, unsere Stromrechnung und füllten unseren Kühlschrank auf.
    Ich habe keine einzige Nacht mehr auf der Straße verbracht, nie wieder.
    Am meisten berührte mich die Art und Weise, wie die Menschen mir in ihrer Hilfsbereitschaft begegneten. Sie waren in einer bestimmten Stimmung, wenn sie an der Schule auftauchten – die Art, wie sie lächelten, wenn sie mir in die Augen sahen und mir die Unterstützung anboten, die ich brauchte. Eine Dame Ende vierzig wartete in einem gelben Kleid kurz vor Unterrichtsschluss vor der Schule. April gab mir Bescheid, und als ich vor die Tür trat, wirkte die Frau nervös und fingerte an ihrer Halskette herum. Schließlich kam sie mir einen Schritt entgegen und stellte sich vor.
    »Ich bin Teresa, Terry … Zuallererst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte sie zu mir, mitten auf dem Bürgersteig der 19th Street. Ich war verwirrt, denn ich war ihr noch nie zuvor begegnet. »Der Artikel über Sie«, fuhr sie fort, »hängt bei mir seit Wochen am Kühlschrank. Da ich Sie nicht finanziell unterstützen kann, wusste ich zuerst nicht, was ich für Sie tun könnte. Aber dann, letzte Nacht, als ich dabei war, die Wäsche für meine Tochter zu waschen, dachte ich, wie dumm das doch von mir ist, denn vielleicht haben Sie ja auch Wäsche, um die ich mich kümmern könnte, gerade wenn Sie so von der Schule beansprucht sind.«
    Ich starrte sie ungläubig an.
    »Also, haben Sie Wäsche zum Waschen?«
    Einmal pro Woche, ganz regelmäßig, hielt sie mit ihrem silbernen Minivan vor der Schule. Sie holte und brachte wie versprochen meine Wäsche, sauber und sorgsam zusammengelegt. Meistens legte sie noch eine Tüte Kekse dazu. »Ich kann nicht viel
machen, Liz, aber dafür reicht es«, sagte sie. Also machte Terry meine Wäsche, während ich für meine elf Kurse lernte.
    Immer wieder tauchten plötzlich aus dem Nichts Menschen auf, denen es ein Anliegen war, mich zu unterstützen. Zuerst traute ich der ganzen Sache nicht. Ich konnte nicht glauben, dass ein Fremder, jemand, der nicht zur Familie gehörte oder wenigstens zu meinem engsten Freundeskreis, gewillt wäre, mir unter die Arme zu greifen, nur weil er in der Zeitung etwas über mich gelesen hatte. Und ich konnte vor allem nicht glauben, dass »diese Leute«, also die Menschen, die für mich unerreichbar hinter der Wand gewesen waren, jemandem wie mir helfen wollten. Aber genau das taten sie. Sie versorgten mich und baten um nichts. Und dadurch schlugen sie jeden einzelnen Ziegel aus meiner Wand. Zum ersten Mal konnte ich wirklich sehen, dass es zwischen mir und den anderen keinen Unterschied gab; wir waren alle gleich. Genau wie es keinen wirklichen Unterschied gab zwischen den Menschen, die sich für ihre Ziele einsetzten, und mir, solange ich bereit war, dafür zu arbeiten, und ich auf dem Weg unterstützt wurde.
    Besonders berührt hatte mich die handgenähte Decke einer Dame namens Debbie Fink. An dem wunderschönen Geschenk hing ein Zettel, auf dem stand: »In den Studentenwohnheimen ist es manchmal ganz schön kalt. Vielleicht wärmt Sie der Gedanke, dass es Leute gibt, die sich um Sie sorgen.«
    Ich wollte nach Harvard. Unbedingt. Als ich einen Brief erhielt, dass ich nicht angenommen worden war, aber auf einer Warteliste stand, machte ich gute Miene zum bösen Spiel und konzentrierte mich auf den positiven Aspekt. Immerhin war es keine Ablehnung, also bestand sehr wohl die Möglichkeit, doch noch angenommen zu werden. Viele Dinge in meinem Leben hatten sich verändert, weil man mir eine Chance gegeben hatte – ich hatte tolle Leistungen an der Prep erbracht, das Stipendium der New York Times gewonnen, und ich hatte meine Engelsbrigade. Ein Studium
in Harvard konnte noch ein weiterer Punkt auf dieser Liste werden. Aber insgeheim fragte ich mich, ob mich mein Glück, nach allem, was ich bekommen hatte, nun verließ. War dieser Traum von mir schlicht und ergreifend ein Punkt zu viel auf meiner Wunschliste?
    Die Ungewissheit setzte mir stark zu. Ich weigerte mich, irgendetwas dem Zufall zu überlassen, also beschloss ich, die Sache mit der Warteliste nicht einfach tatenlos hinzunehmen. Ich tätigte Anrufe und schrieb Briefe. Dann schaffte ich es sogar, einen zweiten

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