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Als die erste Atombombe fiel

Als die erste Atombombe fiel

Titel: Als die erste Atombombe fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Zaun, der die ehemalige Industrie- und Handelskammer von Hiroshima, den Atomdom, umgibt. An dieser Stelle stand sein elterliches Haus.
    13 Anfang der fünfziger Jahre begann die Diskussion über die »friedliche Nutzung der Atomenergie«. Damals glaubten viele, die Kernkraft könne sich zum Segen für die Menschheit auswirken, wenn sie nur richtig angewendet werde – eine Erwartung, die inzwischen vielfach erschüttert wurde, auch in Japan, wo die meisten Kernkraftwerke gegen den Widerstand der Bevölkerung errichtet wurden. Der radioaktive Abfall aus den Kernreaktoren bildet unterdessen eine schwere Hypothek für künftige Generationen, da er auf Jahrhunderte und z.T. Jahrtausende sicher gelagert werden muss.

Eine riesige weiße Rauchsäule
    Shigeru Tasaka
Schüler der 9. Klasse, damals 3. Klasse
    Die Einwohner von Hiroshima fragten sich seit einiger Zeit, warum ihre Stadt noch immer unzerstört war, während andere große Städte in ganz Japan bombardiert wurden. Manche Leute dachten, dass Hiroshima möglicherweise für ein Experiment oder einen Test vorgesehen war. Zu unserem Unglück traf das zu. Der verhängnisvolle 6. August hatte auf die Stadt gewartet. Der Tag dämmerte ohne eine Wolke am Himmel. Um 8.15 Uhr wurde die verfluchte Atombombe über dem Zentrum von Hiroshima abgeworfen. In einem einzigen Augenblick war die ganze Stadt von der Erdoberfläche verschwunden und 247000 unschuldige Menschen hatten ihr Leben verloren.
    Ich war damals erst acht, aber ich kann mich noch gut an den Tag erinnern.
    Ich war damals krank und lag an dem Morgen noch im Bett. Meine Schwester hatte sich den Tag freigenommen und lag auch noch im Bett. Es war Entwarnung gegeben worden und ich hatte keine Angst. Ich schaute gerade aus dem Fenster, als plötzlich ein bläulich weißes Licht aufblitzte. Während ich meine Schwester noch fragte, was das sei, erschütterte eine schwere Explosion das Haus. Ich hörte von oben das Geräusch von zersplitterndem Glas. Wir wohnten etwa fünf Kilometer entfernt vom Zentrum der Explosion, hinter einem Hügel. So waren wir und die anderen Häuser vor der direkten Druckwelle geschützt. Mutter, die in der Küche beschäftigt war, wunderte sich über das merkwürdige Licht. Sie öffnete das Fenster, um hinauszuschauen, und hörte in diesem Augenblick die Explosion.
    Erschrocken schob sie das Moskitonetz zur Seite und kam zu uns hereingelaufen, und wir drei verkrochen uns unter den Betttüchern. Nach einer Weile ging ich nach draußen. Alle Leute ringsum blickten auf den Hügel. Eine riesige weiße Rauchsäule ragte hoch in den Himmel. Ihr unterer Teil war rötlich, wahrscheinlich wegen des Feuers. Niemand wusste, was geschehen war.
    Ich ging nach oben. Die Zimmer waren übersät mit zerbrochenen Fensterscheiben und den Bruchstücken eines zolldicken Holzrahmens. Gewöhnlich war ich um die Tageszeit oben, aber gerade an diesem Tag lag ich unten länger als sonst im Bett, und das rettete mir das Leben. In der Nähe stand ein Lagerhaus, dessen Vorderseite in die der Explosion entgegengesetzte Richtung zeigte. Die Tür des Lagerhauses war etwa zehn Zentimeter dick und mit über zwölf Zentimeter langen Nägeln befestigt, aber die Stärke der Druckwelle, die von dem Haus abprallte, zerrte die Nägel heraus und riss die Tür ins Haus hinein. Die Zeiger der Uhr zeigten auf Viertel nach acht. In unserer Nachbarschaft hatte die Druckwelle viele Häuser abgedeckt. Das zeigt die gewaltige Kraft der Explosion.
    Gegen Mittag kamen Leute vom Arbeitsdienst allmählich zu zweit oder zu dritt zurück. (Ihre Aufgabe war es, Häuser abzureißen, um ein Ausbreiten der durch Brandbomben verursachten Brände zu verhindern.) Einige von ihnen dachten, die Munitionsfabrik sei getroffen worden und die Explosion sei eine Folge davon, und tatsächlich konnte man das dumpfe Geräusch von Explosionen hören. Aber andere meinten, es müsse sich um eine neue Art von Bomben handeln. Das klang wahrscheinlicher, da fast alle Häuser in der Stadt zerstört worden waren und überall Feuer ausgebrochen war, und die Menschen auf den Karren hatten Brandwunden und Verletzungen. Rundfunk, Strom- und Wasserversorgung waren natürlich unterbrochen. Wenn Familienmitglieder bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht zurückgekehrt waren, machten sich die Angehörigen große Sorgen und gingen los, um die Vermissten zu suchen, aber sie konnten sich dem Zentrum nicht nähern, weil die ganze Stadt noch immer in Flammen stand.
    Am 12. August kam

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