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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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nach Frieden. Wer ihn sicherstellen konnte – und sei es auf Kosten
     von ein wenig |67| Freiheit –, der erhielt Rückendeckung für die Einrichtung der eigenen Herrschaft.
    Augustus hatte aber auch den typisch legalistischen Anspruch der Römer zu befriedigen. Dabei ging es nicht so sehr um „gerechtes“
     als um gerechtfertigtes Handeln: Die begangenen Taten und die eigene Arbeit hatte er auf eine legitimierte Basis zu stellen.
     Daraus resultierte das kunstvolle Gerüst der Einzelkompetenzen, auf das Augustus seine konkurrenzlose Macht im Staat, in Rom
     und in den Provinzen, gründete.
    Was fehlte, war die Traditionsbegründung in ent-individualisierter Form. Die Legitimation der Macht war an den Erfolg gebunden.
     Erfolg war individuell nachweisbar, dies war aber noch nicht der Beleg des Erfolgs der monarchischen Regierungsform als solcher,
     zumal das Königtum in Rom verhasst war.
     
     
    Augustus regelt seine Nachfolge
     
    Ein Nachfolge-„Recht“ in der Familie konnte es also nicht geben, außer über die Bewährung der anvisierten Nachfolger, durch
     ihre Vorabeinsetzung in die Positionen, mit denen Augustus schon seine Vormacht sichergestellt und legitimiert hatte, oder
     mit einer Werbung für die Regierungsform und einer öffentlichen Darstellung der Leistungen.
    Für all das sorgte Augustus kurz vor seinem Ende: Er schrieb eine Autobiographie seiner Taten, eine Bestandsaufnahme der Prosperität
     des Reiches und verfasste eine Willenserklärung über seine Beerdigung. Diese Denkschriften belegten seine Leistungen und damit
     die Leistungsfähigkeit des Regimes. Darüber hinaus vermachte er testamentarisch den Hauptanteil des Erbes seiner Frau und
     dem Haupterben, dem Adoptivsohn Tiberius.
    Die nächsten Verwandten in der Familie, darunter Germanicus und Agrippa Postumus, baute er geschickt in die Erbfolge (nachgeordnet)
     ein, damit sich um sie nicht eine Opposition aufbauen konnte. Augustus setzte Personen, die sein Vertrauen und dasjenige des
     Tiberius besaßen, auf die wichtigen Positionen im Reich: Dazu zählte auch |68| Germanicus. Schließlich ließ er Tiberius mit den entscheidenden Kompetenzen im Staat versehen. Er sorgte dafür, dass dieser
     sich für den Staat bewähren konnte, sodass am Ende nur Tiberius infrage kam, wenn es darum ging, wer die Staatsgeschäfte übernehmen
     sollte.
    Senat und Volk aber beschlossen daraufhin auf Antrag seines Vaters ein Dekret, nach dem Tiberius in allen Provinzen und bei
     sämtlichen Armeen die gleichen Vollmachten besitzen sollte wie sein Vater. 3
    Als Augustus nun gestorben war, überstürzten sich die Senatoren geradezu, sich dem künftigen Princeps Tiberius in vorauseilendem
     Gehorsam zu Füßen zu werfen.
    „Da ich meine Rolle gut gespielt habe, klatscht Beifall und entlasst mich von der Bühne mit Applaus“ 4 , soll Augustus auf dem Totenbett gesagt haben – in der Tat, auch die „Inszenierung“ der Machtübergabe an Tiberius war gut
     gelungen: Augustus hatte es nämlich nicht nur geschafft, für seine Macht eine feste Grundlage zu schaffen, vielmehr stellte
     er mit der Nachfolgeregelung auch die Weichen für eine neue Regierungsform in den nächsten Jahrhunderten.
     
     
    Meuterei am Rhein
     
    Alles verlief also in den vorgesehenen Bahnen. Der Herrschaftsübergang von Augustus auf Tiberius schien schon reibungslos
     bewältigt, als die germanischen und pannonischen Legionen sich erhoben, etwa die Hälfte der gesamten Reichsarmee. Während
     sich der leibliche Sohn des Tiberius, Drusus, um die pannonischen Legionen zu kümmern hatte, musste der Adoptivsohn des Tiberius,
     Germanicus, sich mit den römischen Legionen am Rhein herumschlagen.
    Die Legionäre hatten genug: Keiner wollte mehr 30 oder 40 Jahre Dienst tun, wie es inzwischen zur Regel geworden war. Immer
     wieder wurden sie darüber hinaus auch als „Pensionäre“ zum Dienst als erfahrene Veteranen herangezogen. Damit sollte Schluss
     sein. Auch wollte man nach dem mühsamen Dienst nicht mit einem Stück Land |69| weit weg von der Heimat abgefunden werden. Man wollte endlich eine Entschädigung in Geld bei der Pensionierung, wie es schon
     seit Längerem versprochen worden war.
    Beim Aufstand brach sich viel Frust Bahn: Die verhassten Spieße, die
centuriones
, sprangen zuerst über die Klinge. Es gab auch Anlass, manche hatten ihr Züchtigungsrecht nur allzu sehr ausgenutzt.
    Auch wurde der Zenturio Lucilius ermordet, dem der Soldatenwitz den Spitznamen „Noch

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