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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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festgehalten hätte. Auf der Gegenseite sah man Arminius, der unter Drohungen eine Schlacht ankündigte. Dabei gebrauchte
     er sehr viele lateinische Ausdrücke. Er hatte ja im römischen Feldlager als Führer seiner Landsleute gedient. 21
    Siegreiche Schlachten und keine Entscheidung
     
    Endlich sollte die Entscheidung fallen, nach dem Willen beider Parteien. An der Weser, bei Idistaviso (Minden), kam es zur
     Schlacht. Die Römer errangen einen glänzenden Sieg, aber entscheidend war die Niederlage dennoch nicht. Zwar sollen die unterlegenen
     Cherusker am Tag nach der Niederlage überlegt haben, vor den römischen Angriffen über die Elbe zurückzuweichen. Doch das erniedrigende
     Verhalten der Römer nach dem Sieg stachelte sie erneut zum Widerstand an:
    Die [römischen] Soldaten riefen Tiberius auf dem Schlachtfeld zum Imperator aus und errichteten einen Erdhügel, auf den sie
     nach Art von Siegesdenkmälern die erbeuteten Waffen legten und unten die Namen der besiegten Völkerschaften anbrachten. Nicht
     ihre Wunden, nicht ihre Trauer, nicht die Vernichtung ihrer Truppen schmerzte und erbitterte die Germanen so sehr wie dieser
     Anblick. Sie, die eben noch Anstalten trafen, ihre Wohnsitze zu verlegen und über die Elbe sich zurückzuziehen, wollten nun
     kämpfen und griffen eilends zu den Waffen. 22
    |83| Wären die Germanen über die Elbe gezogen, so wäre der Widerstand wohl endgültig gebrochen gewesen. Doch erneut, wie 9 n. Chr.,
     formierte sich der Widerstand als „Volksaufstand“ mit einer Kernmannschaft, die im römischen Heeresdienst hervorragend ausgebildet
     worden war:
    Volk und Adel, alte und junge Leute stürzten sich plötzlich auf die römische Marschkolonne und brachten sie in Verwirrung.
     Zuletzt suchten sie sich einen Kampfplatz, der von Fluss und Wald umschlossen war und in dem sich eine schmale, sumpfige Fläche
     befand. Auch um das Waldgebiet zog sich ein tiefer Sumpf, nur eine Seite hatten die Angrivarier durch einen breiten Damm erhöht,
     der die Grenzlinie zu den Cheruskern bilden sollte. Hier ging das Fußvolk in Stellung. Die Reiterei nahm in den nahe gelegenen
     Lichtungen Aufstellung [...]. 23
    An diesem Angrivarierwall kam es zum zweiten Mal zu einer Schlacht. Auch hier konnte der römische Oberbefehlshaber die Germanen
     vom Wall zurücktreiben. Doch musste man auch alles wagen: Mitten im Kampfgetümmel auf dem Wall riss sich Germanicus den Helm
     vom Kopf, um besser erkannt zu werden und seine Soldaten anzufeuern. Das gab dem Kampf die Wende. Aber wieder wurden die Germanen
     nicht völlig besiegt; am Ende mussten die Römer sogar den bereits eroberten Wall räumen. Bezwungen war die Koalition, die
     Arminius anführte, damit immer noch nicht.
    Der Rückweg der Römer zu den Winterlagern wurde wieder zur Katastrophe: Erneut trennte sich im Herbst der Heerzug, wahrscheinlich
     wieder an der Ems. Während die Heeresabteilung zu Lande, vermutlich wieder über die
pontes longi
, ohne erkennbare Feindeinwirkung zu den Lagern am Rhein zurückkehren konnte, gerieten die Abteilungen, die auf Schiffen die
     Rückreise antraten, in höchste Not. In den Herbststürmen ging ein großer Teil der Flotte unter. Zwar glich Germanicus die
     Verluste, soweit möglich, aus privaten Mitteln aus, doch erhöhte sich der Druck aus Rom auf den Oberbefehlshaber. |84| Dieser war gleichwohl zuversichtlich, dass die Eroberung noch im folgenden Jahr glücklich zu Ende gebracht werden könne.
     
     
    Ein Krieg, zwei Oberbefehlshaber
     
    In den Jahren nach der Varuskatastrophe standen sich folglich die zwei Konzepte des Tiberius, Princeps ab 14 n. Chr., und
     des Germanicus unvereinbar gegenüber. Dabei ging es nicht nur um die Durchsetzung einer spezifischen Germanienpolitik. Die
     unterschiedlichen Vorstellungen wirkten sich aber auf diese zunächst am unmittelbarsten aus. Auf lange Sicht konnten beide
     Konzepte nicht nebeneinander existieren.
    Daher musste Germanicus von seiner Position, die mit so starker militärischer Macht (noch von Augustus) ausgestattet war,
     entfernt werden. Dies erwies sich sachlich notwendig, weil sich bereits nach dem Frühjahr 15 n. Chr. zeigte, dass alle militärischen
     Eroberungspläne nicht nur fehlgeschlagen waren, sondern sich die antirömische Koalition unter Arminius sogar gefestigt hatte.
     Missmut äußerte Tiberius daher schon früh. Erstmals hören wir von einer Kritik an Germanicus durch Tiberius, nachdem sich
     der Oberbefehlshaber länger als erwartet

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