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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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Arminiuskoalition auf das
     Marbodreich. Dieser wäre schwerlich erfolgt, hätte die Arminiuskoalition mit einer weiteren Offensive römischer Truppen rechnen
     müssen.
     
     
    Die neue Germanienpolitik
     
    Tiberius ließ keinen Zweifel an der neuen Politik gegenüber Germanien: Die Position des Oberkommandierenden beider Heeresgruppen
     blieb vakant. Die vier ober- bzw. untergermanischen Legionen wurden jeweils einem Legaten im prätorischen Rang
( legatus Augusti pro praetore
) unterstellt. Die Leitung der germanischen Heereskommandos der beiden neuen Militärbezirke von Obergermanien
( Germania superior
) und Untergermanien
( inferior
) wurde von der administrativen Leitung der drei Provinzen Galliens erstmals definitiv abgetrennt. An dem seit 12 v. Chr.
     bewährten Prinzip der gemeinsamen Sicherung des römisch kontrollierten Germaniens und des gallischen Raums durch die Truppen
     am Rhein hielt man prinzipiell fest.
    Mit diesen administrativen Neuordnungen hatte Tiberius einen entscheidenden Schritt in Richtung einer Entwicklung getan, die
     jeweils Claudius mit dem Angriff auf Britannien und dann Domitian etwa 90 n. Chr. mit der Schaffung einer Provinz
Germania superior
und
Germania inferior
bestätigten.
    Den administrativen Umschichtungen entsprach auch eine (letztlich dauerhafte) Stationierung der Truppen entlang des Rheins
     ab 17 n. Chr. Wenn sich auch nicht immer eindeutig die Lagerfunde den einzelnen Perioden der Okkupationsphase zuordnen lassen,
     so haben wir doch eine relativ deutliche Zäsur in den Bodenfunden zumindest für das Jahr 16 und die folgenden Jahre vorliegen:
     So wurden bis auf einige |88| Brückenköpfe am Rhein bei den Friesen und bei Mainz (Mainz-Kästrich) alle Lager rechts des Rheins aufgegeben, soweit sie noch
     bis 16 n. Chr. in Benutzung waren: Wahrscheinlich ist spätestens jetzt die Aufgabe von Lagern bei Holsterhausen an der Lippe,
     Frankfurt-Höchst und auf dem Friedberg in der Wetterau sowie bei Augsburg-Oberhausen am Lech anzusetzen, wofür vielleicht
     Windisch-Vindonissa am Hochrhein ausgebaut wurde.
    Demgegenüber stand ein Aufbau von Militärlagern entlang des Rheins (vgl. dazu auch die Karte auf S. 98). Dies lässt sich insbesondere |89| am Mittelrhein nachweisen, und zwar direkt im Zuge der Abberufung des Germanicus, etwa bei Andernach, Urmitz, Koblenz, vielleicht
     Bingen. Es kommen noch unter Tiberius eine Hafenanlage in Velsen, ein Lager in Altkalkar, bei Moers-Asberg (das sogenannte
     Lager Nr. 2), der Flottenstützpunkt bei Köln-Alteburg, der Ausbau des Bonner Lagers zu einem Legionslager, vielleicht schon
     eine Befestigung bei Sasbach und einige Militärposten im Bereich des Hochrheins hinzu, wie bei Augst und Zurzach. Erkennbar
     ist eine schärfere Trennung von Auxilien- und Legionslagern. Sie ist eine Folge der defensiven Ausrichtung der Truppen am
     Rhein, da Auxilien nicht als selbstständig handelnde Truppenverbände vorstellbar sind.
    Eine Vorfeldpolitik, die einen Klientelgürtel entlang des Rheins schuf, flankierte den prinzipiellen Verzicht auf direkte
     Kontrolle über den germanischen Raum und unterstützte den neuen defensiven Charakter der „Germanienpolitik“.
    Zugleich zeigt der Bericht des Tacitus, dass es darüber hinaus noch Kontakte zu Stämmen entlang des Rheins gab. Sporadisches
     ist überliefert, wie etwa der Vorschlag eines Chattenfürsten an Tiberius, die Vergiftung des Arminius vorzunehmen, wenn ihm
     nur Gift geliefert werde. Diesen Vorschlag wies Tiberius mit Verweis auf heroische Vorbilder und Parallelen in der Geschichte
     Roms weit von sich.
    Germania inferior und superior
    Vor der formalen Einrichtung von Germania inferior und superior als Provinzen unter Statthaltern mit zivilen und militärischen
     Kompetenzen handelte es sich um Militärdistrikte, in denen bei Vetera und Mainz jeweils vier Legionen (seit 16 n.Chr.) unter
     einem Oberbefehl konzentriert waren. Diese Rheintruppen sollten die Verteidigung der Rheingrenze sowie Schutz und Ordnung
     für die gallischen Provinzen garantieren. In der Okkupationsphase (12 v. bis 16 n.Chr.) war der Befehl über die Legionen am
     Rhein in einer Hand konzentriert. Mit dieser Position wurden nur Mitglieder des Kaiserhauses betraut.
    |90| Ich finde bei den Schriftstellern senatorischen Ranges jener Zeit, dass in dem Senat ein Brief des Chattenfürsten Adgandestrius
     verlesen wurde. Darin versprach er den Tod des Arminius, wenn ihm zur Durchführung des Mordes Gift geschickt

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