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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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(Augsburg-Oberhausen 1:7; Vindonissa 1:18,5;
     Oberaden 1:18; Haltern 1:23), aber ähnlich wie die Relationen in Pompeji: Die Begründung liegt im parallelen Schicksal, der
     Katastrophe. An Kupfermünzen sind in Kalkriese der Nemausus I/II-Typ, der bis 8 v.Chr. geprägt wurde, der Lugdunum I-Typ (8–3
     v. Chr.) und das stadtrömische Münzmeister-As (16–2 v. Chr.) vertreten.
    Die Lugdunum I-Münzen bilden das Gros der Kupfermünzen (über 90 Prozent). Von diesen wiederum führen 90 Prozent einen Gegenstempel
     (AVC für Augustus, IMP für Imperator), der meist einen hochstehenden Gönner benannte. Besonders interessant ist der mit dem
     Gegenstempel VAR (= Varus). Dieser ist erst ab dem Jahr der Übernahme der Statthalterschaft des Varus in Germanien, also nach
     7 n. Chr., möglich.
    Der Lugdunum II-Typ (10–14 n. Chr.) fehlt. Die gleichen Schlussmünzen und „die völlig identische Zusammensetzung“ der Silber-Horte
     in Kalkriese und Haltern machen es wahrscheinlich, dass die Aufgabe von Haltern 9 n. Chr. im selben Jahr wie der Kampf bei
     Kalkriese stattgefunden haben muss. Strenggenommen bieten die Münzen aber nur einen
terminus post quem
. Deshalb datiert Reinhard Wolters den Fundplatz aufgrund der Münzen auf 6/7 bis 10/13 n. Chr. 26
    Pflanzenreste in einer im Engpass gefundenen Glocke geben interessante Indizien für die Zeitstellung der Kämpfe bei Kalkriese
     im |130| Rahmen der Feldzugssaison. Durch den Vergleich der Blüh- und Fruchtzeiten der vorgefundenen Reste kommt als Phase der Verfüllung
     der Glocke nur die Zeit zwischen Juli und August (spätestens September) in Frage. Auch die Varusarmee ist im Herbst – den
     literarischen Quellen zufolge – untergegangen. 27 Der Zug des Caecina im Herbst des Jahres 15, der mitunter als alternative Zuordnung für die Kämpfe bei Kalkriese erwogen
     wird, passt allerdings auch.
    Terminus post quem
    Das ist ein Begriff der historisch arbeitenden Wissenschaften zur annäherungsweisen Datierung eines Ereignisses oder eines
     Fundes nach dem nächsten mit ihm verbundenen Ereignis oder Gegenstand, das bzw. der datiert werden kann. Liegt dieses datierbare
     Ereignis, dieser datierbare Gegenstand vor dem zu datierenden Ereignis oder Fund, dann handelt es sich um einen terminus post
     quem. Münzfunde liefern für archäologische Fundkontexte begehrte termini post quem.
     
    Der Germanenwall
     
    Im Engpass selbst wurden Reste eines (teilweise schon während der Kämpfe) bis zu 15 m Breite und 30 cm Höhe verflossenen Walls
     aus Rasensoden oder Sand (vom Bereich des Engpasses), z. T. gestützt durch Holzpfosten, ergraben. Dieser erstreckte sich entlang
     des Kalkrieser Berges und der ehemaligen Waldkante (vgl. S. 60), war also für die, die heranmarschierten, nahezu unkenntlich.
     Der Wall ist in mehreren Abschnitten entlang der 60-m-Höhenlinie angelegt worden. Im Verlauf der Wall-Linie tauchten absichtlich
     eingelassene Öffnungen im Wall auf, die den Verteidigern auch die Möglichkeit eines Ausfalls ließen.
    Der Wall war ursprünglich (aufgrund der fundfreien Zone) 4,5 bis 5m breit und 1,5 bis 2 m hoch. Vermutlich stand für die Verteidiger
     des Walls ein Zaun auf dem Wall, entweder aus Flechtwerk oder Holzpalisaden.
     
     
    |131| Fundverteilung im Engpass und Schlüsse für den Kampfverlauf
     
    Die räumliche Ausdehnung der Fundverteilung erstreckt sich bislang – wenn auch nicht gleichmäßig – in einem Raum von Engter
     (westlich des Engpasses) bis Schwagstorf (östlich des Engpasses). Östlich von Schwagstorf und Ostercappeln ist nichts gefunden
     worden; für das Gebiet zwischen Schwagstorf und Venne (östlich der Engstelle am vorspringenden Kalkrieser Berg) liegen ebenso
     wenig Funde vor wie westlich von Engter.
    An der Engpassstelle sind zwei Fundschwerpunkte auszumachen: der erste an der engsten Stelle im Bereich der Hangsandzone des
     Obereschs vor dem Wall und der zweite Schwerpunkt nordwestlich davon auf dem Bereich des Flugsandrücken am Rand des Großen
     Moores. Dazwischen liegt eine lockere Fundstreuung vor.
    Das breite Fundspektrum, das gleichsam der Abdruck etlicher Truppenteile der römischen Armee ist, deutet aber nicht notwendig
     darauf hin, dass die Truppenteile in völliger Auflösung und Verschmelzung – demnach kurz vor dem Ende – in den Engpass eingetreten
     sind. Es kann vielmehr auch Zeichen dafür sein, dass es sich um einen Fundniederschlag von Truppen handelt, die nacheinander
     den Engpass passiert haben. Dort

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