Als die schwarzen Feen kamen
an. » Und du?«
» Heiße Schokolade«, sagte Marie schnell. » Mit Sahne, wenn das geht.«
» Na sicher.« Die Bedienung zwinkerte ihr zu. Dann war sie wieder verschwunden.
Marie versuchte, unauffällig tief durchzuatmen. Das aufgeregte Flattern in ihrem Magen wollte sich einfach nicht legen. Dabei war doch bisher alles in bester Ordnung!
Gabriel hatte inzwischen das Kinn in die Hand gestützt und sah sie so aufmerksam an, dass Maries Wangen zu glühen begannen. Fieberhaft überlegte sie, was sie als Nächstes sagen sollte. Tatsächlich gab es vieles, das sie ihn gern gefragt hätte– was er nach der Schule tat, zum Beispiel, oder was seine Eltern beruflich machten. Ob er richtig Portugiesisch sprechen konnte und ob er in Deutschland geboren worden war. Aber womit sollte sie anfangen? Wie zum Teufel begann man ein Gespräch mit einem Fremden?
Gabriel lächelte, als hätte er ihre Gedanken erraten.
» Schön, dass du gekommen bist, übrigens«, sagte er in seinem singenden Tonfall. Es hörte sich so freundlich an, dass Marie sich sofort viel wohler fühlte. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und strich ihre Haare über die Schulter zurück. Alles war ganz einfach. Sie musste sich nur verhalten wie immer.
» Klar«, sagte sie und war froh, dass ihre Stimme ganz normal klang. » Warum auch nicht?«
Gabriel lachte leise, beugte sich vor und lehnte sich auf die Unterarme. » Ehrlich gesagt, du sahst so überrumpelt aus am Donnerstag, da hatte ich schon befürchtet, dass du mich für einen Irren hältst und gar nicht erst auftauchst.«
Unwillkürlich musste Marie ebenfalls lachen. Es war ein befreiendes Gefühl, das ihr Sicherheit gab. » Na ja, du hast mich schon überrascht.« Sie grinste und stellte fest, dass sie sich sogar traute, ihm zuzuzwinkern. » Aber ich muss zugeben, ich finde Irre eigentlich ganz interessant.«
Ein erneutes Lächeln zauberte winzige Grübchen in Gabriels Mundwinkel. » Ach, so ist das. Tja, dann… hoffe ich, dass du das heute Abend immer noch findest.«
Marie sah ihn überrascht an. So entspannt seine Worte auch klangen– sie konnten unmöglich die kleine Falte auf seiner Stirn überspielen, die sie schon am Donnerstag bemerkt hatte und die nun wieder zwischen seinen Brauen erschienen war.
» Wieso sollte ich nicht? Bist du so schrecklich?« Sie gab sich alle Mühe, den lockeren Ton in ihren Worten beizubehalten. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass ihre Stimme nun doch wieder ein wenig dünn klang. Wie schon bei ihrem ersten Gespräch in der Schule hatte sie plötzlich das unangenehme Gefühl, mitten in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. Nur, dass sie es diesmal, anders als bei ihrer Frage nach den Schuhen, nicht erkennen konnte. Marie schluckte. Doch noch bevor sie Gelegenheit bekam, darüber nachzudenken, wie sie die Unterhaltung möglichst geschickt auf ein unverfänglicheres Thema lenken konnte– und was in dieser Situation überhaupt ein unverfängliches Thema war–, kehrte die Bedienung mit den Getränken zurück und unterbrach ihr Gespräch für den Augenblick.
Marie atmete auf. Der Geruch nach Kaffee und Schokolade stieg beruhigend in ihre Nase und sie warf der Bedienung einen dankbaren Blick zu. Am liebsten hätte sie die junge Frau festgehalten, damit sie blieb, bis sich die Stimmung am Tisch wieder entspannt hatte. Aber natürlich tat Marie nichts dergleichen. Stattdessen knabberte sie an dem Keks, der auf ihrer Untertasse gelegen hatte, während sie fieberhaft überlegte, wie sie das Gespräch wieder aufnehmen sollte. Die Bedienung verschwand zwischen den Tischen, und Marie kam sich plötzlich schrecklich allein vor.
Gabriel griff inzwischen nach seiner Tasse, und während er den ersten Schluck trank, wirkte er für einen Moment lang, als müsse er sich innerlich sammeln. Maries letzte Bemerkung schien er vergessen zu haben– oder er wollte sie vielleicht auch einfach übergehen. Seine langen Finger spielten unruhig mit dem ungeöffneten Zuckertütchen auf seiner Untertasse. Plötzlich aber verschwand die Falte zwischen seinen Brauen innerhalb eines Wimpernschlags, als wäre sie nie da gewesen. Gabriel schüttelte leicht den Kopf. Sein Lächeln kehrte zurück, und er neigte sich noch ein kleines Stück vor.
» Schrecklich? Ich bin mehr als fürchterlich«, sagte er, als hätte es nie eine Unterbrechung in ihrem Gespräch gegeben. Er lachte sein leises Lachen, fast als würde er sich selbst verspotten. » Aber ich hoffe, du hältst
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