Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
Vom Netzwerk:
gestern hat sie nicht ein einziges Mal gelacht, obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe, sie aufzuheitern.«
    Gabriel blieb abrupt stehen. » Nicht gelacht?« Eine eisige Hand schien plötzlich nach seiner Kehle zu greifen. Wie hatte Marie die Krankheit ihrer Mutter zuerst beschrieben? Sie wollte nicht aufstehen, fühlte sich schwer, redete nicht und… sie weinte.
    Der Dämonenhund grollte tief in der Kehle und fletschte die Zähne. Henrik wandte sich um– und im gleichen Moment glaubte Gabriel, einen Schatten über seine blassen Wangen huschen zu sehen. Einen geflügelten Schatten. Gabriel schnappte nach Luft. Das konnte nicht wahr sein. Es musste ein Zufall sein. Er war übermüdet, er sah schon Schatten, wo keine waren…
    » Seit wann, sagst du, geht es ihr so schlecht?« Henrik sah ihn verwundert an. Er hatte nichts bemerkt. Natürlich nicht. » Es hat gestern Mittag angefangen. Eigentlich direkt nach der Schule. Wieso fragst du?« Ein winziges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. » Willst du einen Krankenbesuch machen?«
    Gestern Mittag. Die eisige Hand an Gabriels Hals schloss sich zu einem festen Würgegriff. Die gleiche Zeit, zu der die Feen aus dem Körper von Maries Mutter hervorgebrochen waren. Und Alex wohnte in Altona, nur einen Steinwurf von Maries Wohnung entfernt. Das war kein Zufall. Sicher nicht. Der schlimmste aller Fälle, das, wovor er sich seit gestern gefürchtet hatte, war eingetroffen. Er musste Alex sehen. Er musste sich sicher sein. Und er musste mit Marie sprechen. So bald wie möglich. Distanz in der Schule hin oder her, dies war eindeutig ein Notfall, und er konnte darauf keine Rücksicht mehr nehmen. Gabriel nickte schnell und folgte Henrik weiter die Stufen hinauf, wobei er sich bemühte, den Dämonenhund zu ignorieren, der knurrte und die Lefzen noch weiter zurückzog. » Wir könnten ihr etwas vorsingen. Vielleicht muntert sie das auf.«
    Henriks Lächeln wurde ein wenig breiter. » Keine schlechte Idee. Sie freut sich sicher, dich zu sehen. Ihre Eltern sind im Urlaub, und sie ist allein zu Hause, deswegen wollte ich nach der Schule gleich wieder hin. Komm doch mit, wenn du Zeit hast.«
    Gabriel nickte erneut, obwohl er Henrik am liebsten geraten hätte, sich in den nächsten Tagen so weit wie möglich von seiner Freundin fernzuhalten. Er war in Gefahr, wenn er bei ihr blieb, so viel war sicher. Vielleicht hatten die Feen ihn sogar schon angegriffen. Aber wie hätte Gabriel ihm das so verständlich machen sollen, dass Henrik ihm auch glaubte? Unmöglich.
    Gabriels Kopf begann zu schmerzen. Alex. Henrik. Und wer noch? Hatte es noch mehr ahnungslose Menschen getroffen? Konnte er irgendetwas tun, um die Feen aufzuhalten?
    Nein, dachte er, das konnte er nicht. Es gab nur eine, die das konnte. Vielleicht. Wenn sie bloß endlich herausfanden, wie. Die Zeit drängte, er spürte den Druck bereits im Nacken. Lange würde er nicht mehr durchhalten.

Fünfzehntes Kapitel: Eine Freundschaft zerbricht
    » Marie!« Schon von Weitem schallte Theresas Stimme über den Parkplatz, als Marie sich an diesem Morgen der Schule näherte. So schnell ihre hohen Absätze es zuließen, klackerte Theresa ihrer Freundin entgegen, dicht gefolgt von Jenny. » Dir geht es wieder gut, ein Glück! Du hast gestern gar nicht mehr angerufen, ich hab mir schon Sorgen gemacht, aber ich dachte, du schläfst vielleicht, deswegen hab ich mich nicht gemeldet.« Sie unterbrach ihren Redefluss für einen Augenblick, um Marie zwei Küsschen auf die Wangen zu drücken und sie fest in den Arm zu nehmen.
    Marie brachte ein Lächeln zustande und umarmte erst Theresa und dann Jenny. Über den Ereignissen des gestrigen Tages hatte sie tatsächlich vergessen, dass sie abgemacht hatten, am Abend noch zu telefonieren. Auch jetzt noch fühlte sie sich völlig zerschlagen und kaum in der Lage, alles aufzunehmen, was aus Theresas Mund sprudelte. Aber zu spüren, dass die Freundinnen sich wirklich um sie sorgten, war wie ein kleiner warmer Lichtstrahl an diesem trüben Morgen. Es tat unglaublich gut, ihre Stimmen zu hören, und für einen winzigen Moment konnte Marie sich fast einreden, dass alles war wie immer.
    » Wie geht es dir denn jetzt?« Jenny hakte sich bei ihr unter, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg über den Schulhof. » Wieder besser? Du sahst ja echt schlimm aus gestern.«
    » Ja, alles klar.« Marie atmete tief durch. » Ich meine, ich hatte ein bisschen Fieber«, fügte sie schnell hinzu. In letzter Zeit log sie

Weitere Kostenlose Bücher