Als die schwarzen Feen kamen
nicht berühren konnte.
Zu Gabriels Glück war Henrik für den Moment gar nicht an einer Antwort interessiert. Er stürmte zum Bett und schloss seine Freundin fest in die Arme, verzweifelt bemüht, sie wieder zu beruhigen. Der Dämonenhund jaulte und heulte, und die Harpyie kreischte, als hätte jemand ein Messer in ihre Brust gestoßen. Doch Alex schien das alles nicht zu hören. Sie zitterte am ganzen Leib.
» Nimm es weg«, keuchte sie, ohne den Blick von Gabriels Bestie zu lösen. » Nimm es weg von mir!«
Henrik sah Gabriel hilflos an. » Sie fantasiert! Sie erkennt dich nicht! Was sollen wir machen?«
Wie mechanisch trat Gabriel einen Schritt zurück. Seine Ohren klingelten von dem Gebrüll der Schattenwesen. Der Dämonenhund schnappte nach seinen Fersen und die Harpyie klapperte mit ihren rasiermesserscharfen Fängen. Gabriel verstand sie nur zu gut. Sie wollten gegen die Feen kämpfen, die an ihrer Essenz fraßen und sie benutzten, um ihre Nachkommen zu ernähren, sie wollten die Feen aus Henrik und Alex heraustreiben, konnten sie aber nicht erreichen. Genau wie Gabriel waren sie auf ihrer Seite der Realität gefangen.
In diesem Augenblick erschlaffte Alex in Henriks Armen. Der Lärm verstummte. Ihre Augen schlossen sich, und ihr Körper schien geradezu in sich zusammenzufallen, als sei ihre Energie vollkommen erschöpft. Ihre Brust hob und senkte sich schwer. Sie hatte das Bewusstsein verloren, erkannte Gabriel. Und wahrscheinlich war das momentan das Beste für sie.
Eine kleine Ewigkeit herrschte im Zimmer fast unheimliche Stille, während Gabriel die Bestie endgültig zurückdrängte und sein Bewusstsein allmählich wieder seinen Platz in der Realität fand.
Vorsichtig legte Henrik seine Hand auf Alex’ Stirn. » Ich glaube, sie hat Fieber«, murmelte er. Er sah auf und warf Gabriel einen verzweifelten Blick zu. » Tut mir leid. So schlimm war es nicht mal heute Morgen. Ich rufe gleich den Arzt an.«
Gabriel nickte stumm. Wie hätte er Henrik erklären sollen, was gerade geschehen war? Er wusste, warum Alex’ Zustand sich so rapide verschlechtert hatte. Es presste ihm die Luft aus den Lungen. Aber sagen konnte er nichts. Nicht einmal, dass kein Arzt der Welt hier helfen konnte, ja dass es vielmehr den Arzt in Gefahr bringen würde, hierherzukommen.
Henrik runzelte erschöpft die Stirn. Er war leichenblass, und seine Stimme kratzte rau durch seine Kehle. » Tut mir echt leid, Mann. Ich glaube, es ist doch besser, wenn du jetzt nach Hause gehst.«
Gabriel würgte, aber der Kloß in seinem Hals verschwand nicht. Er konnte nichts tun, nichts wirklich Hilfreiches, das war ihm nur zu klar. Aber konnte er seine Freunde jetzt alleinlassen? Gab es nicht doch eine Möglichkeit, die Feen zumindest für einen Moment zurückzudrängen? Das Bild des Stroms, der durch den Felsspalt drängte und gegen seinen Rücken drückte, stand ihm plötzlich wieder deutlich vor Augen. Nein, er hatte hier keine Chance. Er konnte das Wasser vielleicht noch eine Weile aufhalten, wenn er blieb. Aber er hatte keinen Zugriff auf die Quelle. Ob er nun ging oder blieb, würde auf Dauer nichts ändern. Selbst wenn er bis in alle Ewigkeit durchhielt, würde das Wasser früher oder später durch andere Ritzen und Spalten seinen Weg an ihm vorbei finden. Zu gehen war das einzig Sinnvolle, was er jetzt tun konnte. Noch war es nicht zu spät, um rechtzeitig beim Treffen mit Marie und ihrem Therapeuten zu sein. Sie musste etwas tun, irgendetwas. Oder Gabriel würde die Freunde, an denen ihm so viel lag, an die Feen verlieren. Und das durfte nicht passieren. Niemals. Das war Marie ihm schuldig.
Er sah auf und blickte Henrik ins Gesicht. Er hatte das Gefühl, innerlich völlig aus den Fugen geraten zu sein. Aber er durfte seinen Freund nichts davon merken lassen. Die Situation war auch so schlimm genug. Mit enormer Willensanstrengung hielt er seine Stimme ruhig und hoffte, dass Henrik zu besorgt war, um das leichte Beben zu bemerken. » Schon in Ordnung, klar. Pass auf, dass du dich nicht ansteckst, okay?«
Henrik lächelte schwach. » Sicher, so gut ich kann. Wir sehen uns morgen.«
» Hoffen wir’s.« Gabriel konnte seine Lippen kaum bewegen. Die Haut in seinem Gesicht schien aus Stein zu sein. » Wünsch ihr gute Besserung von mir, wenn sie wach wird.« Obwohl es nichts helfen würde, schaden konnte so ein Wunsch sicher nicht.
» Na klar.« Henrik nickte matt. » Danke trotzdem noch mal, dass du mitgekommen bist.«
Der
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