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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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übliche unangenehme Gefühl, als müsste sein Schädel unter dem Druck zerspringen, blieb aus. Sein Biest war ungewohnt behutsam. Vielleicht, weil es wusste, wie vorsichtig sie nun vorgehen mussten.
    Gabriels Sicht verschwamm und die Realität löste sich in dunkle Schlieren auf. Die Konturen des Körpers unter seinen Fingern schienen zu zerfließen, verblassten und wurden durchscheinend, bis er direkt hineinsehen konnte wie durch ein starkes Vergrößerungsglas. Gabriel hielt den Atem an.
    Alex’ Schatten war noch heil. Er erkannte es auf den ersten Blick. Es gab kein Tor, kein Loch wie bei Marie, keinen Durchgang in die Obsidianstadt, wie er befürchtet hatte. Diese Erkenntnis erleichterte ihn– und trotzdem konnte er nicht aufatmen. Denn was er stattdessen sah, war keinesfalls weniger schrecklich.
    Der Schatten in Alex’ Innerem war übersät mit schleimigen Kugeln von der Größe einer Säuglingsfaust, in denen es weißlich-blau leuchtete. Manche der Kugeln waren aufgeplatzt, manche wiesen Löcher auf– und aus diesen Löchern wanden sich winzige Arme oder Beine oder die Spitze eines Flügels. Gabriel würgte. Feeneier! Sie hatten Alex zu ihrer Brutstätte gemacht!
    Widerstrebend sah er noch einmal hin, und nun erkannte er auch die bereits geschlüpften Feen, die in dem Gelege herumkrochen. Sie waren kleiner als die, die er aus Maries Gefolge kannte, und hingen an hauchdünnen Fäden, die von jedem einzelnen Ei und jeder einzelnen Fee zu der Harpyie am Fußende führten und sich durch Alex’ Körper wanden. Sie ernährten sich von ihrer Lebensenergie, wuchsen und fraßen sich fett, bis… ja, bis nichts mehr übrig sein würde von dem Menschen, der Alex einmal gewesen war. So wie sie es schon mit Maries Mutter getan hatten. Das also war der Grund, warum es plötzlich so viel mehr geworden waren!
    Gabriel schluckte und kämpfte gegen den hilflosen Zorn an, der ihn zu überwältigen drohte. Er wollte nach den Eiern greifen, sie herausreißen und zerquetschen, den winzigen Feen die Flügel ausreißen und die zarten Knochen zwischen seinen Fingern zerbrechen. Aber er wusste, er würde sie nicht berühren können. Er konnte nur zusehen, ohne auch nur die geringste Chance zu haben einzugreifen. Die Bestie in ihm grollte und fauchte, rasend vor Wut.
    In diesem Moment schrie Alex auf. Es war ein spitzer, von tiefer Furcht erfüllter Schrei, der die Luft zum Schwingen brachte. Ihre weit aufgerissenen Augen waren auf einen Punkt hinter Gabriel gerichtet. Ohne jede Vorwarnung zog die Bestie sich zurück, stürzte aus Gabriels Bewusstsein heraus und zerrte seine Wahrnehmung in die Realität zurück, so schnell, dass ein stechender Schmerz durch sein Hirn fuhr. Hastige Schritte polterten nur Sekunden später auf der Treppe, und geistesgegenwärtig griff Gabriel nach der Bettdecke und warf sie zurück über Alex’ entblößten Oberkörper.
    » Raus!«, kreischte sie. Ihre Stimme überschlug sich. » Nimm es weg! Es soll verschwinden!«
    Sie sah es. Gabriel wusste es im gleichen Moment, als ihr Schrei durch ihn hindurchfuhr wie ein scharfes Schwert. Sie hatte seine Bestie gesehen und begriffen, was Gabriel mit ihrer Hilfe tun konnte. Oder vielmehr begriffen es die Feen. Sie hatten bemerkt, dass er in ihrem Gelege herumschnüffelte, und benutzten nun die Stimme des Mädchens, um ihn zu vertreiben. Sie hassten ihn, sie fürchteten ihn– ihn und seine Bestie, er fühlte es mit jeder Faser seines Körpers, als würden unzählige winzige Fäuste auf ihn niederprasseln. Sollten sie, dachte Gabriel und spürte, wie das Biest sich hinter ihm zornig aufrichtete und seinerseits seinen erbitterten Hass herausbrüllte. Aber das schmerzhafte Ziehen, das seine Eingeweide zu zerreißen schien, blieb, und sein Sichtfeld flackerte, von Schatten zu Realität und wieder zurück, sodass es ihm Mühe bereitete, auf den Füßen zu bleiben.
    Im nächsten Augenblick stürzte Henrik ins Zimmer, seinen Dämonenhund dicht auf den Fersen, der wild kläffte und den Kranz aus Dornen sträubte, der seinen Nacken umschloss.
    » Was ist passiert?«
    Gabriel hielt sich mühsam aufrecht und versuchte, den Schwindel abzuschütteln, während er sich gleichzeitig gegen das mörderische Drängen seiner Bestie wehrte, die zurück in seinen Körper wollte. Fieberhaft überlegte er, was er sagen, was er tun sollte. Seine Bestie fauchte und fletschte die Zähne, wollte die Klauen in Alex’ Körper und das Feengelege schlagen, wahnsinnig vor Wut, weil sie es

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