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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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blickend las auch sie die Inschrift, und derselbe schlichte Satz erregte ihre Aufmerksamkeit: »Tauschte die Zeit für die Ewigkeit«, las sie laut. »Zeit… Ewigkeit …« Die Worte Hattys erzeugten ein leises Echo und ihre Stimme und deren Widerhall erfüllten die Stille, zum Trost für Tom. In jähem Entschluss drehte er sich zu Hatty um: Ihr konnte er vertrauen – er würde ihr alles sagen, was er vorhatte. Und zwar jetzt gleich.
    Doch Hatty sah hinüber zum Taufstein. Dort warteten schon die anderen und sie machte sich auf den Weg, um sich der Turmbesteigung anzuschließen. Tom wollte sie nicht aufhalten und folgte ihr, denn auch er wollte auf den Turm. Schließlich konnte er später mit ihr reden, während ihres langen Laufs zurück nach Castleford. Dann würde genug Zeit sein.

Ein Treffen von Brüdern
    P eter Long schlief in dieser Donnerstagnacht nur kurz ein und wachte dann missgelaunt wieder auf. Mit seinen Träumen stimmte etwas nicht. Nacht für Nacht hatte er es geschafft zu träumen, er sei mit Tom zusammen. Er konnte vom Garten träumen, wie ihn Tom in seinen Briefen beschrieben hatte. Und heute Nacht, da er nicht wusste, was Tom vorhatte, sehnte er sich mehr als sonst danach, sich auszumalen, was Tom unternahm – doch heute Nacht gelang es ihm überhaupt nicht, vom Garten zu träumen. Stattdessen hatte er von einer mächtigen grauen Gestalt geträumt, die wie ein vor Anker gelegtes Schiff sanft hin und her schwang. Er wusste nicht, was er da sah, bis er die Augen öffnete. Sein Blick fiel auf die Postkarte von Ely im schwachen Licht der Straßenlaterne.
    Peter kniff die Augen wieder zu, um den Turm der Kathedrale nicht mehr sehen zu müssen. Er überlegte sich angestrengt, was Tom in eben diesem Augenblick wohl tun könnte, und fing gleichzeitig an, sich in den Schlaf zu zählen. Er zählte nicht die üblichen Schafe, die durch ein Gatter gehen, denn es gibt in einem Garten weder Schafe noch Gatter. Er zählte nur.
    Die Zahlen in ihrer gleichmäßigen Abfolge taten ihr Werk und schickten Peter zurück in den Schlaf. Beim Eindösen war ihm, als würde er ernsthaft nach Tom suchen, und das freute ihn; gewiss würde er bald den Garten sehen. Er musste nur Tom folgen … Jetzt schlief er wirklich, doch er fuhr fort zu zählen und zählte nun etwas Bestimmtes. Den Garten hatte er immer noch nicht erreicht; es waren Stufen, die er zählte – die Stufen führten nach oben in einen grauen Turm, und selbst im Traum ärgerte er sich, dass es schon wieder der Turm der Kathedrale von Ely war.
    Fast dreihundert Stufen führen hinauf zur Spitze des Turms, um genau zu sein zweihundertsechsundachtzig. Zumindest zählte Tom so viele, während er hochstieg. Er ging hinter Hatty am Schluss einer Reihe von Turmbesteigern.
    Endlich stolperten sie durch eine kleine Tür hinaus auf den Rundgang um die Turmspitze. Nun gab es nichts Höheres mehr. Sie sahen über das Geländer hinunter auf das Dach des großen Kirchenschiffes. Sie blickten über die Dächer von ganz Ely und sahen den Rauch der Winterfeuer durch die schwarzen Löcher der Schornsteinkappen emporsteigen. Die Rauchsäulen legten sich jetzt etwas schräg, da ein leichter Wind aufkam. Der Atem dieses Windes und das Paffen eines Zuges im Bahnhof von Ely war alles, was an ihre Ohren drang.
    Sie sahen die ganze Stadt und ihre Umgebung, denn Ely ist sehr klein. Sie sahen den Fluss, der die Stadt an einer Seite umgrenzt, und sie folgten ihm mit den Blicken. Er war eine weiße Eisstraße, die schimmerte, wo die Strahlen der untergehenden Sonne sie trafen, und sich in Windungen im fernen Abenddunst verlor, dort, wo Littleport, Denver, King's Lynn und das Meer lagen. Dann verfolgten sie den Weg zurück, den sie von Castleford her gekommen waren, und staunten, wie weit sie gelaufen waren.
    Der Turmwächter deutete auf etwas in großer Ferne und erklärte, dies seien die Zinnen von Castleford. Dann führte er seine Gruppe hinüber auf die andere Seite des Turms, wo man in Richtung Peterborough sehen konnte. Hatty folgte ihnen.
    Tom blieb zurück, die Augen immer noch nach Castleford gerichtet. Er war jetzt einen Moment lang allein auf dieser Seite des Rundgangs; und doch hatte er das deutliche Gefühl, dass noch jemand da war. Dieser Jemand war verspätet durch die Tür zur Wendeltreppe gekommen und stand jetzt neben ihm. Noch bevor er sich umdrehte, wusste Tom, dass es Peter war.
    Von der anderen Seite des Rundgangs spähte Hatty herüber um zu sehen, wo Tom

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