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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Wie konnte ihm das nützen?
    Eines war jedenfalls klar: Wenn Jason so gefährlich war, wie Celie inzwischen annahm, dann musste er aufgehalten werden. Aber die überwältigende Mehrheit der Mobilen vertraute ihrem charismatischen Bürgermeister. Sie würden sich nur durch eindeutige Beweise überzeugen lassen.
    Na gut, dann mussten eben Beweise beschafft werden. Und diesmal würde sie das selbst in die Hand nehmen. Es wurde Zeit, dass sie nicht nur zusah, wie andere etwas unternahmen, sondern selbst etwas tat. Auch wenn für sie besonders viel auf dem Spiel stand, weil man sie sofort ausschließen würde, wenn sie erwischt wurde. Aber andererseits: Wenn alles so weiterging, dann wollte sie sowieso kein Mitglied dieser Kommune mehr sein. Dann würde sie eben ihre Sachen packen und gehen.
    Nur für einen Moment dachte sie an Alex und Gefühle überrollten sie. Aber das war kein Zorn. Nein, sie war nicht mehr wütend auf ihn. Es war … Sehnsucht? Ja. Und zugleich viel mehr, als ein Wort ausdrücken konnte. Celie hatte schon eine ganze Weile nicht an Sex gedacht, und im Zusammenhang mit Alex schon gar nicht. Schließlich waren sie nur Freunde. Trotzdem spürte sie nun, wie ihr Unterleib warm wurde. Sie stellte das Bike ab, setzte sich auf eine halbfertige Mauer, schloss die Augen und stellte sich vor, Alex wäre da. Jetzt. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, überall, ihn zu riechen, zu schmecken, sie wünschte sich so sehr, dass er sie küsste, ihre Brüste streichelte, sie wollte mit ihm schlafen …
    »Hey, ist dir nicht gut? Du siehst fiebrig aus.« Celie sah zu der alten Frau auf, die sich besorgt zu ihr hinunterbeugte. Schnell erhob sie sich. »Alles okay, ich bin nur müde.«
    Celie trat in die Pedale, ohne sich noch einmal umzudrehen. Der Fahrtwind fühlte sich kalt an auf ihrem erhitzten Gesicht. Bestimmt leuchteten ihre Sommersprossen wie Feuer. Alex hatte …
    Energisch wischte sie den Gedanken an ihn beiseite. Sie musste sich jetzt auf Jason konzentrieren.
    Als sie den Strand erreichte, wo die Kinder sie erwarteten, hatte sie bereits einen groben Plan. Er war so einfach, dass er eigentlich nur schiefgehen konnte. Aber die Ratssitzung am Abend bot ihr eine günstige Gelegenheit und die würde sie nicht verstreichen lassen.
    Kurz dachte Celie daran, Olle einzuweihen. Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Nein. Sie würde das allein erledigen. Diesmal würde sie niemanden in Gefahr bringen außer sich selbst.
    Außerdem konnte sie, falls sie es zu dem Treffen der besorgten Demokraten am Abend schaffte, dann direkt mit Ergebnissen aufwarten. Falls nicht … Dann spielte sowieso nichts mehr eine Rolle.
    Um 16 Uhr am Nachmittag wurden sämtliche Arbeiten eingestellt. Alle in der Stadt hatten sich vor den Screens versammelt, um die Rede des Bürgermeisters zu hören. Auch Celie war aus der Neustadt zurück und sie hatte den ganzen Morgen an ihrem Plan gearbeitet.
    Ein Raunen ging durch die Menge, als Jason auf den Screens erschien – diesmal wurde die Rede aus dem großen Rathaussaal übertragen. Er stand an einem Pult vor der Wand mit dem Logo der Mobilen-Bewegung.
    »Was für ein Mann!«, entfuhr es einer Frau neben Celie und einige lachten. Dann hob Jason den Blick und alles wurde still.
    Ja, was für ein Mann. Noch bevor er ein Wort gesagt hatte, sandten seine Körpersprache, sein Blick, seine ganze Ausstrahlung mehrere deutliche Botschaften: Ich verstehe euch. Die Zeiten sind schwer, aber wir werden es schaffen. Und ich bin der Fels, auf den ihr bauen könnt.
    Celie spürte die fast religiöse Verzückung, die die Umstehenden ergriff. Und auch sie, die wusste, wie gefährlich dieser Mann war, konnte sich seinem Charisma kaum entziehen.
    »Der hält sich wohl für Jesus«, raunte Olle ihr ins Ohr, und das brach den Bann. Celie versuchte mitzubekommen, was Jason sagte, während ihr Plan in ihrem Kopf herumschwirrte.
    »Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Mobile. Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit. Einer Zeit, in der die Welt neu geordnet wird.
    Viele von euch haben schon einmal einen weltweiten Zusammenbruch erlebt. 2024, als das Tornetz erbaut wurde, haben sie mit ansehen müssen, wie Mord und Totschlag um sich griffen, wie Verbrechen und Seuchen das Land verheerten, wie die Wirtschaft und ganze Staaten zusammenbrachen – bevor sich ein neues politisches System etablierte. Doch dieses System war keins, mit dem wir leben konnten. Es verriet alle zwischenmenschlichen Ideale, an

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