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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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und der im Nieselregen vor sich hin moderte.
    Erstaunlich, wie wenig hier draußen los war. Vor wenigen Tagen waren noch überall Menschen herumgelaufen, die Geld abheben, einkaufen und wissen wollten, was passiert war. Ob sie sich mit dem, was sie gehamstert hatten, in ihren Wohnungen verkrochen hatten oder ob sie, wie Alex, auf dem Weg zu Verwandten oder Freunden waren?
    An der nächsten Ecke traf er dann doch auf vielleicht zwei Dutzend Menschen. Sie standen um ein olivgrünes Zelt herum, in dem Essen ausgegeben wurde. Alex stellte sich an und bekam, wie alle anderen auch, einen Teller mit einem undefinierbaren, aber herrlich heißen Eintopf.
    Während er auf einer der Bänke saß und seine Suppe löffelte, kamen sechs Männer herbeigeschlendert, Eisenstangen und Schraubenschlüssel in den Händen. Sie bauten sich breitbeinig vor den Helfern der Bundeswehr auf.
    »Wir wollen keinen Ärger, gebt uns einfach eure Akkus«, sagte einer von ihnen.
    »Wir wollen auch keinen Ärger«, erwiderte einer der Helfer, legte die Suppenkelle beiseite, zog ein Gewehr hervor und richtete es auf das Gesicht des Anführers. »Waffen fallen lassen. Sofort.«
    Die sechs warfen alles auf den Boden und rannten die Straße hinunter – angefeuert von den hämischen Bemerkungen der Menschen auf den Bänken.
    »Na ja, irgendwie versteh ich die Brüder schon«, grummelte ein alter Mann an Alex’ Tisch, als sie außer Sichtweite waren. »Ist ja auch ungerecht, dass die hier«, er deutete auf die Männer von der Bundeswehr, »alles so verteilen, wie die Typen da oben es beschlossen haben.«
    »Das kannste aber so nich sagen«, fiel ihm eine junge Frau ins Wort, deren zwei Kinder Suppe in sich reinschaufelten. »Wo wären wir denn, wenn die uns kein Essen geben würden?«
    Der alte Mann kratzte sich am Kopf. »Ja, aber volle Akkus bekommen wir nicht von denen. Die kriegen nur die Leute beim Radiosender und Ärzte und so. Bin ich vielleicht weniger wert als so ’n Arzt?«
    Als Alex seinen Teller abgab, fragte er die Bundeswehrsoldaten nach dem Weg zur Avus, der einstmals berühmten Rennstrecke und Autobahn, die ihn aus Berlin rausbringen würde. Einer von ihnen stammte tatsächlich von hier und zeigte Alex, in welche Richtung er fahren musste.
    Das Gespräch auf der Bank ging Alex nicht aus dem Kopf. Darum hielt er an der nächsten menschenleeren Stelle an, nahm die Akkus aus seinem Rucksack und die Kette für Celie und wickelte alles in sein Shirt, das er am Saum zusammenrollte und in seine Unterhose stopfte. Wenn ihm jemand den Rucksack stahl, wäre er damit nicht auch gleich seine wertvollsten Sachen los.
    Okay, wenn man ihn durchsuchte, half das nichts. Aber darüber wollte er sowieso nicht nachdenken.
    Alex trat in die Pedale. Den Akku des E-Bikes sparte er sich für den Fall auf, dass er verfolgt wurde und schnell fliehen musste. Auf diese Weise würde der Akku ein paar Hundert Kilometer halten. Vielleicht sogar bis Irland. Nachladen würde ihn jedenfalls keiner, da machte Alex sich nichts vor. Er war ja nur auf der Suche nach seiner Freundin und damit stand er nicht gerade weit oben auf der Prioritätenliste der Hilfsorganisationen und staatlichen Stellen.
    Warum auch. Diese Leute taten alles, was sie konnten, um zu verhindern, dass die Welt völlig außer Kontrolle geriet!
    Doch es war nicht zu übersehen, dass sie damit überfordert waren. Alex kam immer wieder an brennenden Häusern und Müllhaufen vorbei, aber nur selten waren dort Feuerwehrleute im Einsatz. Sie konnten ja auch nicht überall sein, wo jemand mit dem Campingkocher seine Wohnung abfackelte oder nachts mit einer Kerze die Gardinen in Brand setzte.
    Alex hatte schon einige Kilometer in Richtung Avus geschafft, als plötzlich eine Sirene losheulte. Kurz darauf bogen zwei Lautsprecher-Bikes in die Straße ein, auf der er unterwegs war.
    »Achtung: Der Tiergarten-Tunnel ist mit Abwasser überflutet. Meiden Sie das Gebiet weiträumig. Achtung: Der Tiergarten-Tunnel …«
    Überall blieben die Leute stehen, als wüssten sie nicht, was sie jetzt tun sollten. Wie schlecht sie alle doch für eine Welt ohne Tore gerüstet waren! Niemand hatte mehr irgendeinen Stadtplan im Kopf, ja, die meisten kannten nur noch ein oder zwei Blocks an ihrem Wohnort. Weil die Tore das für sie übernommen hatten, hatten sie verlernt, sich zu orientieren.
    Alex radelte zu einer größeren Gruppe hinüber, aber dort wusste auch niemand, welchen Weg man jetzt nehmen sollte. Ratlos standen alle

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