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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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Stillstand zu kommen. Hier war vorerst Endstation.
    Die Männer schoben die schwere Türe von innen zurück und beäugten den Standort. Wir alle versuchten, uns zu orientieren, während die Männer sich berieten, ob sie aussteigen sollten, um die Wachposten zu befragen, die vor dem Waggon auf und ab gingen. Eine Auskunft wurde zwar erteilt, aber diese war nicht dazu angetan, uns Mut zu machen. Eine Weiterfahrt, so hieß es, würde sich um Tage verschieben.
    Wir beschlossen, unser Gepäck übereinanderzustapeln, um wenigstens ein bisschen Platz zu haben, im Sitzen zu schlafen. Die Männer verstauten also das Gepäck so, dass die Wände zum Anlehnen frei blieben. Zum Sitzen jedoch war trotzdem nicht genügend Platz für alle, so wurde entschieden, dass regelmäßig abgewechselt wurde. In erster Linie sollten die Älteren und die wenigen Kinder einen Platz bekommen. Alles wurde von den Männern gut organisiert und jeder fügte sich, ohne zu murren.
    Hinter mir stand ein Leiterwagen, voll bepackt, er gehörte einer älteren Dame, ihrer Tochter und ihrer etwa zehnjährigen Enkelin. Ich bat die Damen, meinen Koffer oben auf das Wägelchen legen zu dürfen. Wenn von den drei Frauen niemand auf dem Gepäck schlafen wollte, dann eben ich, so würde es für die Nacht einen Sitzplatz mehr geben. Dieser Vorschlag wurde angenommen, ich gewann einen Schlafplatz für die Nacht, nicht gerade bequem, aber besser, als im Stehen schlafen zu müssen.
    Spät noch am Abend kamen Rot-Kreuz-Helferinnen und verteilten Trinkwasser, halfen in dem danebenstehenden Lazarettzug beim Versorgen der Verwundeten und erklärten uns, dass sie uns am nächsten Morgen mit frischem Trinkwasser und zu Mittag mit einer Suppe versorgen würden. So vermuteten wir ganz richtig, dass dieser Aufenthalt hier nicht nur einen Tag dauern würde. Es war eine Katastrophe, diese vielen Menschen in den Waggons, diese Hitze, hinzu kam die Unsicherheit, wie es weitergehen sollte.
    Ganz zufällig stellte sich heraus, dass die Mutter der zehn Jahre alten Carla Krankenschwester war. Bei der Verteilung von Trinkwasser fragten zwei der Rot-Kreuz-Schwestern, ob Krankenschwestern oder Helferinnen anwesend waren. Carlas Mutter meldete sich sofort, ebenso noch eine etwas jüngere Frau, es wurde ihnen erklärt, dass man im Lazarettzug dringend Hilfe brauchte. Es gab einige Schwerverletzte in diesem Zug, die nicht mehr in eines der umliegenden Krankenhäuser transportiert werden konnten. Mittelschwere bis leichter Verwundete wurden direkt in dem Lazarettzug behandelt und gepflegt, die Genesenden mit Entlassungspapieren nach Hause geschickt. Mit Medikamenten wurde das Lazarett auf Rädern von den Amerikanern versorgt und überwacht.
    Ich meldete mich, obwohl ich keine Krankenschwester war und auch kein Blut sehen konnte, aber vielleicht konnte ich mich trotzdem irgendwie nützlich machen?
    »Ganz bestimmt«, meinte eine der Schwestern, »es gibt Schnabeltassen zu reinigen, Tee muss für Fiebernde gekocht werden und einiges mehr. Reicht das für den Anfang?« Zu dritt gingen wir mit und stellten uns den Aufgaben.
    Es gab eine Bordküche im Lazarettzug, nicht sehr groß, aber es ließ sich darin gut hantieren, ein Stapel Geschirr stand bereit, Wasser gab es aus Kanistern – aber warmes Wasser? Das schien Luxus zu sein. Kurz hatte man mir alles erklärt. Ein Gaskocher war vorhanden, aber wie er funktionierte, das wollte ich lieber nicht ausprobieren. In einem Emailletopf auf einer kleinen Anrichte lag ein Tauchsieder, das war die Lösung, das machte das Abwaschen angenehmer. Mit dem Wasser sollte gespart werden, der Nachschub war sehr aufwendig, so benutzte ich das Spülwasser zum Schluss und wischte mit einem Tuch überall die Flächen ab. Sehr froh darüber, mich nützlich machen zu können und nicht nur in dem Viehwaggon dahinzuvegetieren, hörte ich ein Klappern und der nächste Abwasch kam. Eine etwas ältere Schwester brachte den Nachschub.
    »Hallo, wer bist du denn?«
    Ich stellte mich vor und meinte leichthin, ich käme aus der Nachbarschaft und wies mit dem Kopf in die Richtung des Güterzuges.
    »Ach Gott, ja, ich bin Schwester Emma«, sie bot mir die Hand und meinte, »nicht gerade ein bequemes Reisen? Kommst du heute Abend denn wieder?«
    »Gerne«, antwortete ich, »wann immer Sie mich brauchen.«
    »Ich gehe jetzt schlafen«, meinte Schwester Emma, »ich habe heute Nachtwache.«
    »Haben Sie einen weiten Weg nach Hause? Wie machen Sie es in den Sperrstunden?«, löcherte

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