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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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hielt er einen Teller mit belegten Broten. »Soll ich das Teeaufbrühen übernehmen?«, fragte ich zögernd.
    »Gerne, aber dann für Sie auch einen Becher«, ließ er mich wissen. Unter der Anrichte standen zwei runde Hocker für gelegentliche Pausen. Wir zogen beide Hocker hervor, es war zu spüren, wie erschöpft der Arzt war, als er sich niederließ. Eine ganze Weile saß er stumm da, bevor er mich aufforderte:
    »Wir wollen den Tee doch noch warm genießen.« Er bot mir von seinem Teller Brot an, als ich verneinte, sagte er ungerührt: »Nun zieren Sie sich nicht so, ich kann mir vorstellen, dass Sie schon länger nichts Vernünftiges in den Magen bekamen.«
    Wie recht er hatte mit seiner Vermutung, die verteilten Suppen, ich konnte sie nicht definieren, aber was half es? Meinen Speck und das Brot ließ ich unberührt, vor all den Menschen konnte ich doch nichts auspacken, wie hätte das ausgesehen? Die gekochten Eier gab ich Friedas Mutter zu essen, damit sie nicht schlecht wurden. Zaghaft nahm ich von dem Teller ein Brot.
    »Wo soll es denn hingehen, wenn morgen die Räder rollen?« Dr. Brühne lächelte.
    »Soviel ich weiß, in Richtung Mannheim oder Heidelberg, aber das ist für mich noch nicht das Ende meiner Reise«, erklärte ich dem Arzt.
    »Wo ist das Ende?«
    »An der Schweizer Grenze, im badischen Rheinfelden, nähe Säckingen, Ecke Lörrach.«
    »Soll mal einer sagen, die Welt sei kein Dorf«, schmunzelte Dr. Brühne und sah mich an. »Wer weiß, vielleicht sehen wir uns mal wieder, denn wie heißt es so schön? Man trifft sich immer zweimal im Leben, und ich komme aus Säckingen. Aber nun ran an den Teller, sonst bekomme ich noch die Portion gekürzt, wenn nicht alles aufgegessen wird«, meinte er mit einem Augenzwinkern und biss herzhaft in sein Brot. Plötzlich stand er, auf seine Oberschenkel klatschend, von seinem Hocker auf.
    »Dann wollen wir uns mal verabschieden, grüßen Sie meine Heimat, ich hoffe, dass ich in einigen Wochen nach Hause kann.«
    »Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen«, sagte ich, ihm meine Hand reichend, die er fest drückte.
    Schwester Emma kam in die Küche, übergab mir, sogar schön verpackt, ein Stück Seife, das ich später in meinem Rucksack gut verstaute.
    »Komm gut nach Hause, Mädchen«, gerührt nahm sie mich in die Arme.
    »Ich war sehr froh darüber, dass ich hier sein konnte, aber immer wieder muss ich von lieben Menschen Abschied nehmen, das hat mich bisher sehr viel Kraft gekostet«, gab ich unter Tränen zurück. Das Schlimme daran war die Ungewissheit, ob man sich jemals wiedersehen würde. Hier war ich durch viel Arbeit abgelenkt worden, dabei wurde mir das Gefühl vermittelt, dass ich ein bisschen nützlich sein konnte.
    »Danke, Schwester Emma, ich war sehr gerne hier.«
    Der Vormittag war bereits fortgeschritten, als die Waggons einen Stoß bekamen. Wir waren zwar darauf gefasst, glauben wollten wir aber erst daran, als der Zug ins Rollen kam.
    Die Vorbereitungen dauerten etwa zwei Stunden, die Waggons wurden kontrolliert, die Schiebetüren wurden in Augenschein genommen, ob eventuell Kranke an Bord waren usw. Endlich war ein Pfeifen zu hören und der Transport setzte sich in Bewegung.
    Den Schieber ließen wir halb offen, um dem Lazarettzug zum Abschied noch einmal zuzuwinken. Schwester Emma stand an einem der Fenster und winkte uns mit einem Taschentuch, am Fenster daneben stand Dr. Brühne, ich sah zu ihm hin und spürte dabei einen tiefen Schmerz in mir. Ehe er aus unserem Blickfeld verschwand, hob er seine rechte Hand und winkte leicht zum Abschied.
    Dann holte ich meinen Koffer aus dem Leiterwagen, stellte ihn an die Wand und setzte mich so darauf, dass ich mich anlehnen konnte. Carla setzte sich neben mich, ich gab ihr die restlichen Kekse, dann schwiegen wir gemeinsam eine ganze Weile. Etwas später meinte Carla, ob ich mit ihnen nach Düsseldorf kommen wolle, wir könnten uns dann vielleicht öfters sehen?
    »Nein, Carla«, sagte ich, »meine Richtung ist ganz entgegengesetzt. Meine Reise wird sicher noch etwas länger dauern, wollen wir aber hoffen, dass wir den Rest auch noch schaffen und unsere Angehörigen gesund wiedersehen.«
    Das Umsteigen und Umverteilen ging sehr schnell voran. Auf einem Abstellgleis standen zwei Güterzüge, zum Teil waren Wartende schon in den Waggons. Eifrig wurde alles organisiert, in Richtung Düsseldorf der eine Transport, der andere in Richtung Karlsruhe, Offenburg. Kontrolle gab es keine, alles sollte

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