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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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ich freute mich auch darauf, wieder mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen, was ich in den vergangenen Jahren entbehrt hatte. Andererseits hatte es für mich auch viel Interessantes auf dem Berg gegeben. Und durch die heilenden Kräfte der Natur konnte ich auch meine Ängste nach und nach abbauen.
    Mit Tante Ines traf ich mich öfters im Hotel Hebelhof, zusammen tranken wir Tee, erzählten uns das Neueste und gingen dann wieder ganz verschiedene Wege zurück. Durch diesen Treffpunkt konnte ich eine Menge Zeit sparen, Tante Ines meinte einmal, wenn ich regelmäßig in Freiburg sei, könnte sie es einrichten, ihre Angelegenheiten auch an solch einem Tag zu erledigen, dann könnten wir auch gemeinsam mit dem Zug fahren und hin und wieder einen Stadtbummel machen. Das klang alles sehr verlockend.
    Für eine Unterkunft in Freiburg sorgte meine Mutter. Sie hatte eine Cousine zweiten Grades, die in Freiburg verheiratet und kinderlos war. Den Weg zur Uni konnte ich bequem in 15 Minuten zu Fuß bewältigen, so waren nun alle Voraussetzungen geschaffen, die für mein Vorhaben nötig waren.
    Im Frühjahr 1948 bekam Dr. Auler die Mitteilung, dass sein Sohn August Wilhelm aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen werde. Der Tag der Ankunft werde ihm zeitgerecht mitgeteilt. Wir richteten für ihn ein Zimmer ein, der alte Herr setzte alles daran, Kleidung für seinen Sohn aufzutreiben, bestimmt kam er sehr abgerissen hier an. Von Auler junior wusste ich fast nichts, nicht einmal wo er bisher gelebt hatte und weshalb er nun nach Kriegsende zu seinem Vater auf den Feldberg kam.
    Auf Empfehlung kam eine junge Frau als Haushaltshilfe zu uns. Sie wohnte ca. 20 Kilometer entfernt, war geschieden und wollte nun etwas verdienen. Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft, wenn sie an den Wochenenden nach Hause fuhr, brachte sie uns meist einiges an Lebensmitteln mit. Der alte Herr traf diese Entscheidung, weil er der Ansicht war, wenn sein Sohn nun mit auf dem Berg lebte, gäbe es viel mehr Arbeit, schon deshalb, weil er annahm, August werde bestimmt krank aus der Gefangenschaft zurückkommen. Die ärztliche Versorgung auf dem Berg war schwierig. Vor Kriegsbeginn wurde Dr. Auler von einer Kapazität aus Freiburg betreut, jetzt aber kam, wenn es ganz dringend war, ein Arzt aus Todtnau, das hing aber davon ab, wie und ob er gefahren werden konnte. Als Dr. Brühne uns besuchte, hatte er, nachdem er den alten Herrn und danach mich untersucht hatte, versprochen, sich regelmäßig um Dr. Auler zu kümmern. Er werde dies nicht über Gebühr ausdehnen, meinte er lächelnd, wenn er auch die Tage während seines Besuches hier sehr genossen habe. Sie würden für ihn eine schöne Erinnerung bleiben. Er sah mich dabei an und mir kam es so vor, als blicke er auf den Grund meiner Seele, dabei errötete ich, er spürte es, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Während seines Aufenthaltes auf dem Berg machte ich wie gewohnt mit Lumpi unseren Abendspaziergang. Dr. Brühne meinte an einem dieser Abende, ein wenig frische Luft würde ihm bestimmt auch guttun, er wolle mich begleiten. Wir blieben auf dem Anwesen, in Richtung Tennisplatz war ein großer Teich angelegt, rundum mit Tannen bewaldet, alles sehr romantisch, leider aber auch nicht mehr gepflegt. Lumpi tummelte sich gerne hier, es war Vollmond, sehr hell, der Mond spiegelte sich im Teich, die Tannen warfen lange Schatten. Schweigend liefen wir nebeneinander her, ich war einfach verlegen. Plötzlich blieb Dr. Brühne stehen, fasste mich bei der Hand, drehte mich um und sah mir in die Augen, ich hielt seinem Blick stand. Langsam zog er mich an sich und küsste mich. Mit geschlossenen Augen ließ ich es geschehen und hatte für einen Moment den Wunsch, mich ganz mit ihm zu vereinen.
    Dann klang seine Stimme an meinem Ohr.
    »Kleines Mädchen, ich habe mich in dich verliebt, mehr darf aber nicht passieren, dies ist unser schönes Geheimnis. Wann wir uns sehen, wo auch immer, wirst du mich dann küssen? Ansonsten werde ich immer an dich denken, tust du es auch?« Das tat ich, viel dachte ich an Dr. Brühne, er hieß mit Vornamen Karl, alles an ihm erinnerte mich schmerzlich an das Verlorene. Eine Beziehung war ausgeschlossen, schließlich war Dr. Brühne verheiratet. Aber ich hatte plötzlich einen Freund, dem ich mich anvertrauen konnte, in seiner Nähe konnte ich so sein, wie ich wirklich war, unkompliziert, ohne Ansprüche. Seine Offenheit schätzte ich sehr, das machte unsere Freundschaft für

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