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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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packt eure Sachen um, was gewaschen werden muss, das machen wir morgen, es ist Wochenende, freitags soll man nicht neu anfangen, der Samstag und Sonntag ist auch nicht leicht für einen Neuanfang, auch wenn in dem Telegramm steht: ›Stelle bitte sofort antreten, es bleibt alles wie besprochen. Leitung des Krankenhauses‹.«
    Ich bat Mutter, Berta bis zu unserer Abreise nach Frankfurt bei sich aufzunehmen, weil sie doch sonst nicht wüsste, wohin. Mutter gab freundlich ihre Einwilligung.
    Es gab noch eine Nachricht für mich, sie kam von Dr. Brühne. Mutter übergab mir den Brief beim Abendessen, wir waren gerade eifrig beim Diskutieren, sodass ich ihn erst einmal neben meinen Teller legte, die linke Hand darauf. »Willst du den Brief nicht lesen?«, meinte plötzlich meine Mutter.
    »Doch, doch, sicher ist es nichts Wichtiges«, verkündete ich mit der Absicht, das Öffnen in die Länge zu ziehen. Wir hatten heute viele Aufregungen verarbeiten müssen, dann kam noch diese gute Nachricht aus Frankfurt, wollten wir doch hoffen, dass dieser neue Abschnitt Glück brachte. Leicht beflügelt durch die Gedanken, es könnte in Zukunft nur besser werden, hoffte ich noch auf ein paar liebe Zeilen, aber das war nur meine Angelegenheit, mein Geheimnis. Langsam öffnete ich den Brief. Nach einer Weile unterbrachen Mutter, Kurt und Berta ihr Gespräch, als sie merkten, dass Tränen mir die Wangen herunterliefen. Im Moment konnte ich nicht sprechen, ich sah den alten Herrn vor mir, alleine in seinem kleinen Schlafzimmer, auf dem großen Bett liegend, in seiner letzten Stunde, niemand, der ihm die Hand hielt, niemand, der ihn begleitete. Frau Keller, so schrieb mir Dr. Brühne, hatte ihn am Morgen tot vorgefunden. Sein Todestag war der 01. 07. 1957.
    Eine Woche war es her, dass er Abschied nahm, ich ahnte es nicht einmal. Ich rief Dr. Brühne an und bedankte mich für die traurige Mitteilung. Ich berichtete ihm kurz, dass ich in Frankfurt eine Stelle als Diätassistentin in einem Krankenhaus antreten würde.
    Nun, da ich die Gewissheit hatte, den alten Herrn nicht mehr besuchen zu können, fiel mir das Abschiednehmen aus der Gegend nicht ganz so schwer. Sobald ich meine Großeltern besuchte und damit zumindest wieder in der Nähe wäre würde ich ihm noch einmal persönlich ein letztes Lebewohl sagen, vielleicht ergab sich eine Möglichkeit, auch Dr. Brühne ›Guten Tag‹ zu sagen.
    Ein wenig musste ich mir selbst alles schönreden. Ich fühlte mich plötzlich so leer, eigentlich alleingelassen. Aber wieso das? Ich war damals ausgezogen in der Hoffnung, die ganze Welt stünde mir offen, aber wahrscheinlich hatte ich ganz andere Vorstellungen von dieser Welt, einer Welt voller Wunder, mit Freunden, die, wenn man sie brauchte, für einen da waren. Kam es daher, dass ich erwachsen geworden war? Das Leben ist so, sagt der eine, das Leben geht weiter, sagt die andere. Und die meisten schafften es schließlich! Für den Neuanfang nahm ich mir fest vor, nicht mehr so viel zurückzublicken. Das Leben gab mir eine neue Chance, vieles sollte endgültig Vergangenheit sein. Trotzdem fiel es mir in der Adventszeit immer noch schwer, wenn ich an Karl dachte. Aber dieser Abschnitt meines Lebens war vorbei, ein Leben mit ihm war mir einfach nicht bestimmt. Jedoch er würde immer in meinem Herzen weiterleben und mich in meinem zukünftigen Leben begleiten.

13

    Es war ein guter Anfang in Frankfurt, gemeinsam mit Berta. Die Freizeit verbrachten wir zusammen, Berta hoffte zwar noch immer, es könnte mit Amerika klappen, ich aber war inzwischen von diesem Gedanken abgekommen. Langsam ging es auch in Deutschland aufwärts, es gab genügend zu essen, wer Geld verdiente, konnte sich alles kaufen. Nur die Wohnungen waren noch knapp, man konnte durch Zahlung eines Baukostenzuschusses an den Bauherrn leichter eine Wohnung bekommen. Dies aber betraf Berta und mich nicht, wir hatten im Krankenhaus unsere Wohnstätte.
    Mitte Oktober ging es mir nicht besonders gut. Meine schon länger anhaltenden Magenschmerzen fingen an, krampfartig zu werden. Ich verlor in kurzer Zeit einiges an Gewicht. Als ich deshalb zu unserem Internisten ging, meinte er an einem Freitag, wir sollten bis Montag noch alles beobachten, dann würden wir eine Entscheidung treffen. An diesem Wochenende hatte ich frei, essen konnte ich nichts, ich blieb in meinem Bett, in der Hoffnung, am Montag wäre alles vergessen. Aber das Wochenende brachte mir auch keine Besserung, ich quälte mich

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