Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)
unglaublichen Wutanfall aus. Er packte den Esstisch mit beiden Händen und warf ihn um. Maximilian versetzte ihm einen Schlag, sodass August einen Moment erstaunt innehielt. Schnell griff Maximilian darauf zum Telefon, es dauerte alles nicht sehr lange und die Polizei fuhr mit der grünen Minna mit drei Mann Besatzung vor. Für die Familie war diese Angelegenheit sehr peinlich, sie hatten bisher wirklich alles getan, was ihnen möglich war. Nora holte für August seine Kleider, die er im Beisein der Polizei anzog, er war, nur mit kurzen Unterhosen und Unterhemd bekleidet, in die Wohnung eingedrungen. Ich war nervlich komplett am Ende. Frau König gab mir eine halbe Schlaftablette, sie meinte, wenn ich etwas geschlafen hätte, sähe die Welt am nächsten Morgen gleich anders aus. Die Tablette zeigte Wirkung.
Gegen acht Uhr weckte mich Nora und meinte, sie wolle beim Frühstück etwas mit mir besprechen. Fix machte ich mich fertig, dabei zogen aber die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder an mir vorüber. Alles war so unfassbar, dass ich es noch gar nicht so richtig realisieren konnte. Nora fragte beim Frühstück, ob wir jetzt auf das zuständige Polizeirevier gehen und August abholen sollten? Bestimmt hätte er bereits seinen Rausch ausgeschlafen, dann könnten wir hier mit ihm reden, vielleicht helfe es uns beiden.
»Wenn du meinst, Nora, dann machen wir das, aber alleine gehe ich nirgendwohin, wenn du die Hauptrolle übernimmst, dann soll es geschehen, ich bin, das ist mir klar geworden, sowieso die Verliererin.«
Gegen zehn Uhr waren wir auf dem Revier und als Nora unser Anliegen vortrug, sah der Beamte zwischen Nora und mir hin und her.
»Sie also sind die Verlobte von Auler junior?« Ich bejahte und sah den Beamten zum Telefon greifen, er rief seinen Vorgesetzten an, das Gespräch lautete etwa so: ›Zwei Damen sind hier, die jüngere von den beiden behauptet, die Verlobte von Herrn Auler zu sein. Ja, mach ich, die Damen schicke ich zu Ihnen.‹ Der Beamte führte uns einen Flur entlang, klopfte an eine Tür, auf dem Weg erklärte er uns, dass der Dienststellenleiter uns sprechen wolle. Was hatte das wohl zu bedeuten? Was mochte der Beamte von uns wollen? Sicher war noch mehr passiert, war mein letzter Gedanke.
Der Beamte stand von seinem Schreibtisch auf, als wir eintraten, gab uns die Hand und bot uns Platz an. »Meine Damen«, begann er, »was kann ich für Sie tun?«
»Nun«, sagte Nora, selbst ein wenig überrascht, »wir wollten August Wilhelm Auler abholen. Es war vergangene Nacht alles ein wenig außer Kontrolle geraten, als wir uns an Sie wandten. Nun wollten wir, seine Verlobte und ich, ihn nach Hause holen. Er lässt sicher heute mit sich reden.«
»Sie also sind die Verlobte von Herrn Auler?«, vergewisserte sich der Beamte.
Ich bejahte, mehr kam nicht von mir, meine Kehle war ganz trocken, die Luft wurde dünn, es musste ein erbärmliches Bild gewesen sein, das ich hier bot. Aber ich hörte die Worte, die der Beamte sagte, deutlich.
»Es tut mir sehr leid, meine Damen, aber heute Morgen um acht Uhr war eine etwa 40 Jahre alte Dame hier, gab sich als Braut von Herrn Auler aus und ging mit ihm weg. Wir hatten keinerlei Grund, daran zu zweifeln, und wenn, wir hätten das Weggehen ja nicht verhindern können.« Als ich schon aufgestanden war, bemerkte der Beamte noch, dass es sehr bedauerlich sei, wie ein Mensch aus so gutem Hause dermaßen tief sinken konnte.
Nun gab es für mich nur noch zu überlegen, was ich tun sollte. August kam zwei Tage nicht nach Hause, Valerie ließ sich auch nicht blicken. Aber ich reagierte und begann, meine Sachen zu packen. Die Familie Kessler ließ mich auf ihrem Sofa schlafen, ich besprach auch alles mit ihnen und erklärte, dass es das Beste sei, wenn ich zurück zu meinen Angehörigen ginge. Auf die Schnelle nun meine Sachen zurückzuschicken, sah ich allerdings keine Möglichkeit. Die Familie versprach mir, alles zu tun, damit August dies schnell in die Wege leitete.
Aus unserem Zimmer holte ich Kleidung und alles, was gerade in zwei Koffer passte. Den Verlobungsring und einen Brief legte ich August auf das Bett, mit der Bitte, er möge sich melden, ich wollte noch etwas mit ihm besprechen. Nach zwei Tagen kam auch Valerie zurück. Die alte Dame und ihre Schwester machten ihr schwere Vorwürfe wegen ihres Verhaltens.
»Was wollt ihr eigentlich? Ich ziehe hier aus und gehe mit August fort, wir haben eine kleine Wohnung gefunden, da werden wir zusammen
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