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Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)

Titel: Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Siemon
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    »Ich bin Erna von Oheim, bitte, kommen Sie herein.« Als er im Flur stand, stellte Florian die Frage, ob er zu früh sei.
    »Nein«, meinte Erna. »Sie werden schon erwartet, sogar mit klopfendem Herzen.« Das war mir peinlich, machte mich aber gleichzeitig sicherer. Ich ging Florian entgegen, als wäre es das Natürlichste von der Welt, streckte ihm die Hand hin und versicherte ihm, wie sehr ich mich freute, ihn nach unserem langen Briefwechsel endlich persönlich kennenzulernen.
    »Eigentlich sind wir ja schon Freunde«, meinte Florian, überreichte Erna die Blumen und dankte ihr für die Einladung und dass sie unser Treffen hier ermöglichte, dadurch sei alles viel unkomplizierter. Erna entgegnete freundlich, dass sie ihrer Freundin diesen Freundschaftsdienst gerne erwiesen hätte. Zumal wir uns sowieso treffen wollten. Die Zeit sei nicht gerade günstig für Reisen. Besonders nicht für solche Entfernungen. Da sei es nur angebracht, dass man günstige Gelegenheiten, die sich anboten, in Anspruch nahm, besonders, wenn man befreundet war. Florian sah mich an, nahm mich dann einfach in den Arm und gemeinsam schwiegen wir. Unmöglich kann ich das Gefühl, das in mir aufstieg, beschreiben. An erster Stelle war es Freude, große Freude, den Brieffreund kennenzulernen. Die Erwartung an ihn war groß gewesen. Im Geiste hatte ich ihn schon des Öfteren vor mir gesehen. Groß, schlank, schwarzhaarig. Seine dunklen Augen wurden erst bei unserer persönlichen Begegnung erkennbar. Aber sein leises Lächeln hatte so etwas Bezauberndes, Bezwingendes, dass ich ihn länger, als höflich war, ansah, bis er schließlich wissen wollte, ob ich nun enttäuscht sei.
    »Nein, nein. Das bestimmt nicht«, sagte ich leise. Schließlich konnte ich ihm nicht sagen, wie sympathisch ich ihn fand. Also äußerte ich einfach, dass ich es fast noch nicht glauben konnte, ihn endlich zu treffen.
    Darauf antwortete Florian: »Ich wünsche mir, dass wir es noch oft wiederholen können! Lass uns hoffen, dass der Krieg unseren bzw. meinen Wunsch nicht zunichtemacht.«

    Wir saßen in Ernas Wohnzimmer und unterhielten uns wie alte Freunde. Meine Unsicherheit war verflogen, ich fühlte mich einfach erwachsen. Dass Erna das ermöglicht hatte! Dass sie mit anwesend war, ließ mich erkennen, dass dies nun auch zu meinem Leben gehörte, dass andere Menschen in mein Leben traten. Sicher, nicht alle würden es gut und ehrlich meinen, aber dies zu ergründen und zu erkennen, musste ich lernen und die Entscheidungen selbst treffen. Erna half mir diesmal dabei, aber das nächste Mal? Wenn es ein solches nächstes Mal gab, würde ich sicher weder Erna noch jemand anderen neben mir haben. Aber diesmal, so nahm ich mir vor, würde ich das Treffen mit Florian genießen und Ernas Hilfe dankbar akzeptieren. Florian schlug vor, mit mir ins Offizierskasino zum Mittagessen zu gehen. Es sei wie in einem Restaurant, so meinte er. Hätte allerdings den Vorteil, dass es da verhältnismäßig gutes Essen gab, auch Getränke gäbe es in reichlicher Auswahl. Nach dem Spaziergang und Kaffeetrinken, ebenfalls im Kasino, würde er mich zurückbringen.
    Es war so viel Schönes, was ich erleben durfte auf meiner Reise. Es gab mir wieder neue Kraft für den Neubeginn bei Hedy und Max, für die Ausbildung in der Schule in Dresden. Die vorausgegangenen Ereignisse hatten mir ganz schön zugesetzt und beinahe den Mut genommen, der bis dahin immer vorhanden gewesen war und mich gestärkt hatte. Ob ich Hedy und Max von dem Treffen mit Florian erzählen würde, war ich mir noch nicht ganz sicher. Erst wollte ich noch einmal alles durchdenken, alleine für mich. Mit Erna konnte ich alles bereden, sie war eine tolle Freundin. Sie beurteilte alles so, wie ich es selbst für mich sah und dachte, es richtig gemacht zu haben. So lobte sie mich auch, als ich ihr erzählte, dass ich Florian vor Abfahrt des Zuges ein Versprechen gegeben hatte: das Versprechen, auf seine Rückkehr zu warten.
    Das Treffen mit ihm war etwas Besonderes. Mein erstes in meinem noch jungen Leben. Knapp 17 Jahre alt und unerfahren, wusste ich noch nicht, wie ich mit diesem Gefühl umgehen sollte. Von meinen Klassenkameradinnen hörte ich immer nur, dass es ein Kribbeln im Bauch gab, wenn es der Richtige sei. Nein, Bauchkribbeln war das nicht, eher starkes Herzklopfen. Aber das hatte man schließlich auch bei anderen Begebenheiten. Jedoch ich verspürte Stolz. Florian sah sehr gut aus, als wir im Kasino saßen,

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