Als Flora zuviel Rotwein trank - Noch eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
war ihm schwindelig. Er fühlte sich handlungsunfähig. Er glaubte, handeln zu müssen, aber was sollte er tun? Er kannte das Mädchen doch kaum. Er wollte sie so sehr, dass es ihn an den Rande des Wahnsinns trieb, aber da lag ein ganzes, völlig unbekanntes Universum hinter den Orchideen-Augen, ein Universum, zu dem er keinen Zutritt hatte. Was sollte er also tun?
Eugenia St. Yves hatte Tränen in den Augen. "Ich muss ihr nach!", jammerte sie. "Da ist etwas ganz verkehrt. So hat sie sich noch nie benommen. Nie! Sie war doch immer die erste, die sich über den Ehrgeiz ihrer Mutter lustig gemacht hat. Und sie will auf gar keinen Fall eine Gesellschafterin werden. Das weiß ich doch, das weiß ich ganz sicher. Ich muss mit ihr sprechen."
Dominic hielt sie zurück. "Lass sie sich erst beruhigen, Eugenia. Vergiss nicht, dass sie krank war und eben beinahe ertrunken wäre. Und du sollst dich auch nicht aufregen, das ist nicht gut für das— für dich."
Viscount Lackerby, dessen Gegenwart Francesco bislang merkwürdigerweise entgangen war, hub zu sprechen an.
"Klappe, Lackerby", knurrte der General.
Lady Cartwright rang mit den Händen. "Ich bin Surreys Meinung. Flora ist nicht sie selbst. Sie wirkte schon vollkommen verstört, bevor du deine Verkupplungsaktionen offen gelegt hast. Wir sollten uns alle ein wenig ausruhen. Hier hat es genug Aufruhr gegeben und es ist noch früh am Tage. Ich bin nicht die Hausherrin, kaiserliche Hoheit, aber da wir ein intimer Kreis sind, wird es Ihnen sicher nichts ausmachen, wenn ich die Pflichten meiner Tocher übernehme. Ein Boot wurde für Ihre Rückkehr zum Schloss vorbereitet. Ich vermute, Sie möchten alsbald aufbrechen. Ihnen gilt unserer aufrichtigster Dank für die Rettung unserer lieben Flora. Bitte kommen Sie uns noch einmal besuchen, bevor Sie Italien verlassen."
"Genau!", dröhnte der General.
"Ja, Francis, kommen Sie noch einmal vorbei, eh Sie abreisen", schluchzte Gigi. "Wir arrangieren ein hübsches Diner ."
Francesco, der immer noch etwas wackelig auf den Beinen war, hörte sich Worte des Abschieds sagen und sah sich Palazzo Sforza verlassen, noch bevor er begriff, was eigentlich geschehen war.
Er fühlte sich in diesem so vertrauten Personenkreis wie ein Eindringling. Es gab hier nichts für ihn.
Flora, das hatte er verstanden, hatte ihre eigenen Schlachten zu schlagen, wer konnte das besser verstehen, als er?
Was hatte er denn schon von ihr gewollt? Darüber hatte er gar nicht nachgedacht. In den vergangenen Tagen, als er schmerzerfüllt niedergestreckt war, nicht von der Agonie seiner Verletzungen, sondern von der Agonie seines Verlangens nach ihr, seines unstillbaren Hungers! Was genau hatte ihm da eigentlich vorgeschwebt? Wilde Sommernächte in heißer Umarmung? Hatte er den See überquert um sie zu verführen? Ein unverheiratetes Mädchen? Eine Jungfrau? Er musste noch immer von ihrem magischen Duft berauscht gewesen sein, um nicht zu erkennen, wie unsinnig die Idee eigentlich war.
Und warum war er so verbittert gewesen, als sie gesagt hatte, dass es "nur ein Spaß" war? Was sollte es ihm ausmachen? Eine Heirat stand doch völlig außer Frage. Oder nicht? Warum hatte es ihn so schwer getroffen, als sie erklärt hatte, sie wolle keinen Karlsburg Prinzen heiraten?
Weil ich will, dass sie mich heiraten will, aber das will sie wiederum nicht.
Er schloss die Augen. Er verstand sich selbst nicht mehr.
Ich muss weg. Morgen reise ich nach Genua und dann buche ich ein Schiff nach Mexico. Ich bin fertig mit Europa.
11.
Immer noch Palazzo Sforza
Clara eilte die Treppe zu ihren Gemächern hinauf. Sie musste mit ihren Gefühlen allein sein. Da war soviel Chaos in ihr und so viel Glück! So viel Angst! So viel Alles! Sie wollte sich auf ihr Bett werfen, wie sie es unzählige Male getan hatte, um an James zu denken. Um in den Bettdecken umher zu rollen und in einen herrlichen Tagtraum abzutauchen.
Aber das konnte sie nicht, denn ihre Träume waren Wirklichkeit geworden. James Crawford, der Earl of Darlington, hatte gesagt, dass er sie heiraten würde. Zu ihrem Bruder. Vor Zeugen. Sie würde seine Frau werden. Sie, Clara "Pünktchen" St. Yves, würde tatsächlich James heiraten und sonst keine!
Das "sonst keine" konnte Clara momentan noch am besten verarbeiten. Es war ihr früher nie in den Sinn gekommen, dass James jemals heiraten könnte, erst als Eugenia ihn für Flora wollte, wurde ihr klar, dass er eines Tages natürlich heiraten würde. Es war ein
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