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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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von Eifersucht über sie hinwegschwappte. Noch im gleichen Moment wurde ihr klar, wie unpassend dieses Gefühl war. Vanessa war ein kleines Mädchen und außerdem Arvins Nichte. Und dennoch …
    „Ist sie nicht süß?“, fragte Arvin in diesem Moment.
    „Das ist Livias Handtasche, du musst sie erst fragen“, zitierte Livia Arvins Worte von vorhin.
    „Oh“, machte Arvin und verzog schuldbewusst das Gesicht. „Das tut mir leid, wirklich. Du hattest vorhin was vergessen und bist noch mal ins Haus zurückgekehrt, erinnerst du dich? Um die Zeit zu überbrücken, hab ich schon mal darüber nachgedacht, wo ich ihr Geschenk verstecke. Na ja, die Handtasche lag offen auf dem Beifahrersitz … Und dann hat es ewig gedauert, bis du wiedergekommen bist … Deshalb hab ich wohl vergessen, dich zu informieren. Bist du jetzt böse?“
    Anstelle einer Antwort fragte Livia: „Bringst du ihr immer was mit?“
    „Ja“, nickte Arvin. „Findest du, ich verwöhne sie zu sehr?“
    Ja! , dachte Livia. Du verwöhnst sie nach Strich und Faden! Und mir bringst du nie etwas mit! „Das ist schon okay“, antwortete sie und lächelte freundlich. „Schließlich ist sie deine einzige Nichte.“
    „Soll ich das Essen im Flur servieren?“, rief jemand aus der Küche.
    „Nein, wir kommen schon“, antwortete Livia und zog nun ebenfalls die Schuhe aus. Wenig später betrat sie mit Arvin die kleine, aber helle Küche. Karen stand am Herd und rührte gerade in einem Topf herum. Die langen rötlich-braunen Haare waren hochgesteckt, doch guckten die Haarenden heraus und standen wild in alle möglichen Richtungen ab. Das sah ausgesprochen schick aus. Ansonsten trug sie eine Bluejeans und ein weißes T-Shirt und darüber eine Kochschürze, die so eng anlag, dass sie verriet, wie ungeheuer schmal und zerbrechlich Karen in letzter Zeit geworden war. Livia warf Arvin einen besorgten Blick zu und hatte den Eindruck, dass dieser genau dasselbe dachte wie sie.
    „Was gibt’s denn?“, fragte Arvin und machte Anstalten, den Inhalt des Topfes zu begutachten.
    Karen warf eilig einen Deckel auf den Topf. „Geguckt wird nicht“, sagte sie streng. „Sonst macht ja das Raten keinen Spaß mehr.“
    „Hallo erst mal“, grinste Arvin und nahm seine Schwester in den Arm. „Du fühlst dich heute an wie eine halbe Portion. Hast du abgenommen?“
    Karen löste sich aus Arvins Umarmung und überging die Frage, indem sie Livia begrüßte. Erst danach wandte sie sich wieder Arvin zu. „Also los, fang an. Was hab ich gekocht?“
    „Heute ist es ungeheuer schwierig“, murmelte Arvin und probierte es nacheinander mit Schweinebraten, Hackbraten und noch diversen anderen Fleischgerichten.
    Derweil überlegte Livia, ob irgendetwas mit ihren Geruchsnerven nicht stimmte. Es roch nämlich nach Fisch. Und das ziemlich eindeutig!
    Nachdem Arvin über Lasagne, Pizza und Sauerkraut bei Sahnekartoffeln angelangt war, wurde es Livia zu bunt und sie sagte: „Wie wär’s mit Lachs auf Buttergemüse und dazu Reis?“
    „Der Kandidat hat hundert Punkte“, grinste Karen und wandte sich kopfschüttelnd an Arvin. „Du schwächelst“, stellte sie fest.
    „Du hast doch nicht wirklich Fisch gemacht, oder?“ Arvin klang total verwirrt. „Wir sind doch beide eingeladen. Und Livia hasst Fisch, wie du weißt.“
    „Ich hasse Fisch?“, wunderte sich Livia.
    Arvin sah sie an, als stamme sie von einem anderen Stern.
    „Seit dem Unfall hat sich so einiges geändert“, lächelte Karen und klopfte Arvin aufmunternd auf die Schulter. „Das wirst du schon noch merken.“
    „Aber eine Abneigung gegen Fisch … so was ändert sich doch nicht …“
    Karen zuckte die Achseln. „Bei Livia schon …“
    Arvin sah Livia an. „Im Ernst?“
    „K-keine Ahnung“, stammelte Livia. „Lachs auf Buttergemüse ist jedenfalls mein Leibgericht.“
    Arvin schüttelte den Kopf, als müsste er dringend wieder zu sich kommen. „Seltsam …“, murmelte er. „Wirklich seltsam …“
    Arvins Verwunderung hielt ziemlich lange an und schlug sich darin nieder, dass er Livia beim gemeinsamen Essen immer wieder dabei beobachtete, wie sie mit größtem Appetit ihren Lachs verspeiste. Aber auch Livia hatte Grund zum Staunen. Während des Essens ertappte sie sich mehrfach dabei, wie sie Arvin anstarrte. Schon allein die Art und Weise, wie er mit Vanessa umging, war unglaublich. Er las ihr quasi jeden Wunsch von den Augen ab und kümmerte sich bereitwillig um all ihre Bedürfnisse. Er war sich auch

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