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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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nicht zu schade, ihr den Mund abzuwischen oder die Nase zu putzen. Von seinem Umgang mit Karen einmal ganz zu schweigen. Es entging Livia nicht, mit welcher Besorgnis er Karen immer wieder ansah und dass er alles tat, um ihr Arbeit abzunehmen. Als Vanessa zum Beispiel ihren Saft verschüttete, sprang er sofort auf und richtete den Tisch ganz allein wieder her. Und auch sonst war er furchtbar aufmerksam. Das alles warf ein völlig neues Licht auf ihn. War er wirklich so anders, als sie ihn kennengelernt hatte? War er am Ende gar ein wirklich liebevoller Onkel und Bruder?
    Als das Essen zu Ende war, stand Arvin auf, ging zur Stereoanlage hinüber und legte eine CD ein. „Ich mach euch ein bisschen Musik an, okay? Dann langweilt ihr euch nicht, während ich aufräume.“
    Karen stand auf. „Du bist Gast hier, Arvin. Ich räume auf.“
    „Kommt nicht infrage!“, protestierte Arvin, war mit zwei großen Schritten bei Karen und drückte sie auf ihren Stuhl zurück. „Du hast schon gekocht. Ich mache den Rest.“ Er wandte sich an Livia. „Ich hab deine Lieblings-CD eingelegt. Dafür hast du die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht vom Fleck rührt!“ Mit diesen Worten ging er zur Stereoanlage zurück und schaltete die CD an. Dann begann er den Tisch abzuräumen.
    Kurz darauf erklang Musik, die Livia schon im ersten Moment ein bisschen seltsam vorkam. Offensichtlich war es reine Instrumentalmusik, ohne Gesang, die auch nicht übermäßig melodisch klang. Im Gegenteil … je länger sich Livia hineinhörte, desto mehr fühlte sie sich an afrikanische Musik erinnert! Und überhaupt … was waren das denn für Instrumente? Die klangen so … so unecht! „Was ist ’n das?“, fragte sie irgendwann.
    Arvin, der gerade die Teller in der Spülmaschine verstaute, antwortete: „Na, DJ Charp!“
    „DJ Charp“, wiederholte Livia und verriet durch ihren irritierten Tonfall, dass sie anscheinend noch nie etwas von ihm gehört hatte.
    Arvin hielt in seiner Bewegung inne und hob fragend die Augenbrauen. „Du erinnerst dich nicht …?“
    Livia schüttelte den Kopf.
    „Aber es gefällt dir doch …?“
    Livia schluckte und schüttelte erneut den Kopf.
    „Nicht …“, schlussfolgerte Arvin.
    „Nicht mehr“, grinste Karen.
    „Auch nicht?“, fragte Arvin entgeistert.
    Karen schüttelte den Kopf. „Techno ist out. James Blunt kommt jetzt besser an.“
    „James Blunt“, wiederholte Arvin in einem Tonfall, der auch bei Heino nicht anders ausgefallen wäre … „Du hast sie also infiziert …“
    Karen grinste über beide Wangen. „Muss wohl …“
    „Na, dann …“ Arvin schlurfte erneut zur Stereoanlage, schaltete die CD aus und kramte James Blunt aus dem CD-Halter. Dabei machte er ein ziemlich missmutiges Gesicht.
    Das entging Livia nicht. „Was hast du?“, fragte sie. „Kannst du James Blunt nicht leiden?“
    Arvin zuckte die Achseln. „Ich frag mich nur allmählich, mit wem ich da verheiratet bin. Es scheint, als wäre bei dir kein Stein auf dem anderen geblieben.“
    Livia schluckte. „Als wir beim Notar waren, haben dir die Veränderungen ganz gut gefallen …“
    Um Arvins Mundwinkel begann es verdächtig zu zucken. „Eins zu null für dich“, musste er zugeben. „Trotzdem würde ich ganz gerne mal wissen, mit wem ich es hier zu tun habe. Krieg ich ’ne Gebrauchsanweisung oder so was?“
    „Sie ist keine Maschine, Arvin“, schalt ihn Karen.
    „Maschine oder nicht, man wird ja wohl noch mal nach ’ner kleinen Charakterisierung fragen dürfen.“ Er sah ihr mit offenem, ehrlich interessiertem Blick in die Augen. „Wer bist du, Livia? Verrätst du mir das?“
    Livia erblasste. Das war die exakt falsche Frage! „Ich … ich …“, stammelte sie.
    „Jetzt lass sie doch in Ruhe, Arvin“, verlangte Karen. „Solche Fragen stellt man nicht zwischen Stereoanlage und Spülmaschine.“
    „Na gut …“, seufzte Arvin, schaltete die Stereoanlage wieder aus, kam zum Tisch zurück und ließ sich demonstrativ auf seinem Platz nieder. „Also?“
    Livia wusste überhaupt nicht, wohin sie gucken sollte. Merkte denn hier keiner, dass sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde?
    „Arvin!“, mahnte Karen und warf ihm bedeutungsvolle Blicke zu. Wenigstens eine, die etwas mitbekam …
    „Sie ist meine Frau“, gab Arvin zurück. „Ich hab ein Recht zu erfahren, was für ein Mensch sie ist.“
    „Recht hin, Recht her“, fauchte Karen. „Es geht hier um die Art und Weise. Manche Dinge lässt man

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