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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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„Das war dieser Enno, nicht wahr?“
    „Mhm.“
    „Hat es … einen bestimmten Grund, dass er nie auf dem Hof parkt, wenn er dich besucht?“
    Livia, die gerade Spike streicheln wollte, erstarrte mitten in ihrer Bewegung. Ihr war nie in den Sinn gekommen, dass Gunda so viel mitbekam! „Ich … äh … also“, stammelte sie und merkte selbst, dass sie dadurch alles noch viel schlimmer machte.
    Wenn Gunda das mitbekam, zeigte sie es nicht. „Keine Sorge“, beruhigte sie Livia. „Von mir erfährt Arvin nichts.“
    „Ich –“, begann Livia, brach dann aber ab. Sie wusste nicht einmal, ob es eine Rolle spielte, was Arvin erfuhr und was nicht. „Es … es ist nicht so, wie du denkst …“, verteidigte sie sich lahm.
    „Dein Mann ist ein unangenehmer Mensch“, sagte Gunda. „Er hat es nicht anders verdient.“
    Livia schluckte schwer. Erstens hatte sie nichts mit Enno … Noch nicht? Und zweitens … hatte sie keine Ahnung, was Arvin verdient hatte und was nicht. Und was sie selbst verdient hatte und was nicht … Sie grübelte eine ganze Weile darüber nach, blickte zum Fenster hinaus und zählte die Autos, die ihr auf der anderen Seite der Autobahn entgegenkamen. Es waren irre viele. Wohin all diese Menschen wohl wollten? Und ob sie genauso schwerwiegende Probleme hatten wie sie selbst? „Glaubst du, dass es Menschen gibt, die durch und durch zufrieden sind mit ihrem Leben?“, fragte sie Gunda. „Ich meine … kennst du solche Menschen?“
    „Hmm …“, machte Gunda. „Ich glaube nicht. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu.“
    „Du?“, wunderte sich Livia. „Aber du bist die Einzige, die einen einigermaßen zufriedenen Eindruck auf mich macht.“
    „Im Moment vielleicht. Aber früher …“ Sie zuckte die Achseln. „Manfred und ich, wir haben uns nicht immer so gut verstanden wie heute. Er ist sogar schon fremdgegangen …“
    „Mit wem?“, brach es aus Livia hervor. Bis eben war Manfred der Inbegriff eines soliden Ehemannes für sie gewesen. Und jetzt …
    „Keine Ahnung“, seufzte Gunda. „Er weiß auch gar nicht, dass ich es weiß. Aber er konnte noch nie gut lügen. Und er steckte in einer richtig fiesen Midlifecrisis … Na ja … ich hab mir das Ganze eine Weile mitangesehen. Irgendwann hat er die Frau aufgegeben und ist auch mit dem Herzen zu mir zurückgekehrt. Ich habe das deutlich gespürt. Seitdem läuft es wieder besser.“
    Livia saß inzwischen kerzengerade auf ihrem Platz. „Hast … hast du unter diesen Umständen denn noch Vertrauen zu ihm?“, stammelte Livia.
    „Wie ich schon sagte: Er ist ein katastrophaler Lügner“, seufzte Gunda. „Und es hat auch ein bisschen gedauert. Aber mittlerweile geht es. Weißt du … wenn man so lange verheiratet ist wie Manfred und ich, dann hält die Beziehung so einiges aus.“
    „Puh“, machte Livia und streichelte Spike. „Das ist ganz schön harter Tobak.“
    „Aber erzähl es nicht rum, ja?“
    „Wem sollte ich schon davon erzählen?“, erwiderte Livia.
    „Vielleicht dem Mann von der Zeitung“, witzelte Gunda. „Dann wüsste es gleich die ganze Stadt.“
    „Welchem Mann von der Zeitung?“, wunderte sich Livia.
    „Na, dem großen, gut aussehenden. Du weißt schon …“
    „Ich weiß überhaupt nicht …“
    „Hast du schon wieder Amnesie?“, lachte Gunda. „Du hast diesen Typen doch zu uns geschickt, oder nicht? Damit wir ihm erzählen, wie ein Mensch mit Amnesie auf Dritte wirkt!“
    „Häh?“, machte Livia.
    „Sag jetzt nicht, du hast keine Ahnung, wovon ich spreche.“ Gunda klang auf einmal ziemlich betroffen. „Da war dieser Typ. Er hat gesagt, du hättest uns erlaubt, über dich zu sprechen. Er schreibe an einem Artikel über Amnesie und müsste soundsoviele Betroffene besuchen. Wir haben uns nichts dabei gedacht. Vor allem deshalb nicht, weil er versprochen hat, dass im Artikel keine Namen preisgegeben werden.“
    „Aber so ein Typ war nicht bei mir!“, krächzte Livia und bekam eine Gänsehaut. „Wie sah er denn aus?“
    „Gut eben“, wiederholte Gunda und blinkte, um auf die Überholspur zu wechseln.
    „Ist das alles, was du dir gemerkt hast?“
    Gunda hatte inzwischen die Fahrspur gewechselt und überholte einen Kleinwagen. „Keine Ahnung … Er hatte keine besonderen Merkmale … Außer vielleicht, dass er diese Baseballkappe trug. Er hat sie nicht mal im Wohnzimmer abgesetzt. Ganz schön unhöflich, wie ich finde.“
    „Baseballkappe?“, entfuhr es Livia. Im Bruchteil einer Sekunde

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