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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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ist nicht verwirrt, sie will nur ihren Hund suchen“, murmelte der junge Mann und sagte lauter in den Telefonhörer: „Wir brauchen auf jeden Fall mehrere Krankenwagen.“
    Livia seufzte frustriert auf und zog die Tür wieder zu. „Hast du eine Taschenlampe?“, fragte sie in Gundas Richtung. „Oder irgendetwas, womit man vernünftiges Licht machen kann?“
    „Wieso haben Sie die Kontrolle über den Wagen verloren?“, hörte Livia den jungen Mann fragen.
    „Keine Ahnung“, antwortete Gunda. Ihre Stimme zitterte. „Da war dieser Knall und dann … Ich weiß es wirklich nicht.“
    „Passen Sie auf … Ich gehe jetzt zurück zu meiner Freundin. Polizei und Krankenwagen sind unterwegs. Sie rühren sich nicht vom Fleck, bis beide da sind. In Ordnung?“
    „Ja, in Ordnung.“
    Livia drehte sich um und kniete jetzt auf der Rückbank. Dann sah sie nach hinten zum Fenster hinaus. Sie sah drei Pkws, die sich ineinander verkeilt hatten und beide Fahrspuren der Autobahn blockierten. Alle drei hatten noch Licht an.
    Am beunruhigendsten aber war das Licht, das sich von viel weiter hinten näherte …
    „Ich finde, wir sollten aussteigen“, sagte Livia. Ihre Stimme klang völlig ruhig.
    „Warum?“, fragte Gunda.
    „Weil wir gleich gerammt werden.“
    Jetzt drehte sich auch Gunda um. Ein paar Sekunden herrschte Stille. Dann schrie sie in höchster Panik: „Raus, Livia, raus hier!“
    Sofort geriet alles in Bewegung. Livia krabbelte zur Beifahrerseite rüber, um hinten rechts auszusteigen, öffnete die Tür und wollte aussteigen. Aber noch während sie damit beschäftigt war, hörte sie ein leises Fiepen. „Spike“, flüsterte sie entsetzt. Und dann beugte sie sich zum Boden des Wagens hinunter und tastete mit den Händen nach ihrem Hund. Im Fußbereich war er nicht, weder auf der Beifahrer- noch auf der Fahrerseite. Dort stieß sie lediglich auf eine knisternde Tüte – wahrscheinlich das Futter, das sie vom Züchter bekommen hatte. Sie bückte sich tiefer in den Wagen hinein und ertastete von hinten den Bereich unterhalb des Beifahrersitzes.
    „Livia, komm jetzt“, schrie Gunda aus ein paar Metern Entfernung. „Der Wagen bremst nicht!“
    „Spike ist hier!“, rief Livia. Inzwischen war sie mit den Fingerkuppen auf etwas Weiches, Haariges gestoßen, spürte aber gleichzeitig, wie sich das Wollknäuel vor ihren Händen zurückzog. „Komm her, mein Junge“, lockte sie den Hund mit sanfter Stimme.
    „Livia!“, brüllte Gunda.
    „Spike, bitte“, flüsterte Livia. Sie war jetzt so weit mit den Händen vorgedrungen, dass sie Spikes Fell zu fassen bekam, aber als sie zupackte und daran zog, entwand sich der Hund in Panik ihrem Griff.
    „Livia!“, kreischte Gunda.
    Die Panik, die in Gundas Stimme lag, sorgte dafür, dass sich alle Haare an Livias Körper aufrichteten. Ihr war auf einmal klar, dass sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzte. Mit dem Mut der Verzweiflung griff sie mit ihrer linken Hand ein weiteres Mal nach vorne, packte Spike und riss ihn ohne Rücksicht auf Verluste aus seinem Versteck. Die Hand wie zu einer Eisenfaust geschlossen, krabbelte sie rückwärts aus dem Wagen, bekam festen Boden unter die Füße, wirbelte herum und lief.
    Nur Sekunden später knallte es wie bei einer Explosion, Metall knirschte, Menschen schrien und der Himmel wurde erhellt.
    Livia blieb stehen. Aber sie starrte nur geradeaus, hörte hinter sich ein Feuer knistern, Menschen rufen und war doch wie gelähmt.
    Und dann zuckte plötzlich ein fürchterlicher Schmerz durch ihren rechten Arm. Livia wurde vorwärtsgeworfen und landete auf ihren Knien. Trotzdem galt ihr erster Gedanke Spike. Sie spürte ihn immer noch in ihrer linken Hand, klemmte ihn geistesgegenwärtig zwischen ihre Beine und griff erst dann mit der linken Hand an die Stelle an ihrem Arm, die brannte, als hätte sie Feuer gefangen. Und sie war nass! Als Livia die Hand wieder wegnahm, bestätigte sich ihr Verdacht. Es war nicht wirklich hell vor ihr, da sie den Lichtschein des Feuers mit ihrem Körper verdeckte. Dennoch konnte sie erkennen, dass da eine dunkle Flüssigkeit an ihrer Hand klebte. Blut?
    „Gunda!“, stieß Livia aus.
    Aber Gunda war nirgends zu sehen. Dafür spürte Livia jetzt, dass Spike zwischen ihren Beinen zu zappeln begann.
    Und in der Ferne erklang eine Sirene.
    Livia wischte das Blut kurzerhand an ihrer Hose ab, nahm Spike mit der linken Hand hoch und drückte ihn an ihren Körper. Er winselte dankbar.
    Im nächsten Moment fuhr ein

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