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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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öffnete sie und stellte sie neben Livia auf dem Bett ab. „Soll ich dir helfen?“
    „Ich fühl mich eigentlich schon ganz gut“, erwiderte Livia, ließ sich von Karen den Kittel öffnen und schlüpfte erst einmal in ihre Unterwäsche. Als Karen ihren BH verschloss, fragte Livia: „Du hast mich gefragt, ob ich weiß, wer du bist … Hast du wirklich geglaubt, ich hätte ein zweites Mal mein Gedächtnis verloren?“
    „Ich weiß nicht … Du hattest eine Gehirnerschütterung. Manchmal werden die Karten in solchen Fällen ganz neu gemischt. Alte Erinnerungen kommen wieder, neue werden verschüttet. Ist doch nicht ausgeschlossen.“
    „Bei mir sind keine alten Erinnerungen zurückgekehrt“, seufzte Livia und zog sich einen hellblauen Pullover mit
V-Ausschnitt über den Kopf.
    „Nein?“ Karens Frage klang irgendwie skeptisch.
    Livia merkte auf. „Bist du da anderer Meinung?“
    Karen zuckte die Achseln. „Du hast im Traum so komische Dinge gemurmelt …“
    Livias Augen weiteten sich. „Und zwar?“
    „Ich hab nicht alles verstanden“, bedauerte Karen. „Aber du hast von einem Jan gesprochen. Und davon, dass er ‚sich an die Arbeit scheren soll‘ oder so was. Kannst du damit was anfangen?“
    Livia schüttelte den Kopf. „Ich kenne keinen Jan“, flüsterte sie. „Und Arbeit ? Was für Arbeit?“
    „Vielleicht hab ich’s auch falsch verstanden“, sagte Karen leichthin. „Wie gesagt, du hast total undeutlich gesprochen. Soll ich jetzt den Polizisten holen?“
    Livia nickte mechanisch und ließ Karen gehen. Sie selbst konnte das Gespräch allerdings längst nicht so schnell abschütteln. Wer war Jan? Oder hatte Karen sich verhört? Gedankenverloren stand sie auf, ging zum Fenster hinüber und starrte hinaus. Unter ihrem Fenster befand sich der riesige Krankenhausparkplatz, auf den ununterbrochen irgendwelche Fahrzeuge einbogen. Bestimmt waren es Besucher. Ob auch ein Jan darunter war?
    Als es gleich darauf an der Tür klopfte, sagte Livia brav „Herein“, sah sich aber nicht um. Ihr Blick war auf ein junges Pärchen gerichtet, das sich im vorderen Bereich des Parkplatzes mit verzweifelten Umarmungen voneinander verabschiedete. Die beiden waren gut aussehend und wirkten wie das ideale Paar. Irgendwie war Livia neidisch. Warum gab es niemanden, zu dem sie gehören konnte? Niemanden, der sie so sehr liebte wie dieser Mann seine Frau oder Freundin?
    „Frau Scholl?“, sagte eine etwas seltsame Männerstimme hinter ihrem Rücken.
    Livias Mund fühlte sich auf einmal furchtbar trocken an. Wenn ich doch Frau Scholl wäre , dachte sie bitter. Wenn ich das nur wäre … in seinem Herzen oder wenigstens in meinem …
    Und dann drehte sie sich tapfer um. „Ja?“
    Vor ihr stand ein Hüne von einem Mann. Er war sicher zwei Meter groß, extrem breitschultrig und noch dazu recht untersetzt. „Walther“, stellte er sich vor. „Hauptkommissar.“ Für einen so riesigen Kerl hatte er eine ungewöhnlich helle Stimme.
    Livia streckte die Hand aus. „Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie höflich.
    „Ganz meinerseits.“ Der Händedruck des Polizeibeamten war fest. Aber als er jetzt lächelte, wirkte er gar nicht mehr wie ein riesiger Kerl, sondern eher wie ein Schuljunge, der auf irgendeine seltsame Weise zu schnell gewachsen war … „Fühlen Sie sich fit genug, um mir ein paar Fragen zu beantworten?“
    Livia versuchte, den Gedanken an irgendwelche Jans abzuschütteln, und nickte.
    „Der Unfall …“, begann Herr Walther. „Woran können Sie sich erinnern?“
    Während Herr Walther stehen blieb, schlenderte Karen zu einem der Besucherstühle hinüber und setzte sich.
    Livia atmete einmal tief durch, drehte sich wieder dem Fenster zu und ließ zu, dass die unangenehmen Erinnerungen zu ihr zurückkehrten. „Wir hatten den Hund geholt und befanden uns auf dem Rückweg. Es war dunkel … stockfinster, um genau zu sein. Gunda saß vorne und fuhr den Wagen, ich saß hinten auf der Fahrerseite. Rechts neben mir lagen die Utensilien, die ich vom Züchter mitbekommen hatte. Futter und so’n Zeug.“ Plötzlich zuckte sie zusammen. „Ein fürchterlicher Knall …“, fuhr sie mühsam fort. „Einfach so. Aus dem Nichts.“ Und dann beschrieb sie alles, woran sie sich erinnerte. Das waren vor allem Geräusche und die jeweiligen Reaktionen ihres Körpers darauf.
    Herr Walther fragte intensiv nach und machte sich Notizen. Er wollte vor allem wissen, wie die Abfolge der Geräusche war und ob sie im

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