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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Anschluss nach vorne, nach hinten oder zur Seite gedrückt worden war. Offensichtlich erhoffte er sich dadurch Rückschlüsse über den Ablauf des Unfalls.
    „Jetzt haben wir alles mehrfach durchgekaut“, sagte er schließlich. „Und ich weiß noch immer nicht, wobei Sie sich Ihre Verletzungen am Kopf und am Arm zugezogen haben.“
    „Oh, das ist erst zum Schluss passiert“, antwortete Livia. „Als ich den Wagen bereits verlassen hatte. Und zwar … kurz nachdem der letzte Wagen auf die anderen geprallt war.“ Im Geiste hörte sie noch einmal den Knall, die Explosion und das Prasseln des Feuers.
    „Also ist Ihnen etwas um die Ohren geflogen?“, mutmaßte Herr Walther.
    Livia runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Sie erinnerte sich erstaunlich gut an alle Geschehnisse, und sie war sich sicher, dass der Aufprall und die anschließende Explosion schon zum Abschluss gekommen waren, als das mit dem Arm passierte. „Es war später“, sagte sie langsam. „Und es war …“ – sie zuckte hilflos mit den Schultern – „als würde jemand auf mich schießen oder so. Ich weiß, das klingt verrückt, aber so kam es mir vor.“
    Karen lachte unterdrückt auf, aber als sich Livia zu Kommissar Walther umdrehte, schien diesem nicht nach Lachen zumute zu sein. „Haben Sie denn einen Schuss gehört?“
    Livia schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Aber hinter Ihnen prasselte auch ein Feuer, nicht wahr?“
    Livia fröstelte auf einmal. „Jetzt sagen Sie nicht, dass Sie tatsächlich glauben …“
    Herr Walther sagte nichts.
    „Moment mal“, sagte Livia. „Dieser Unfall … das ganze Geschehen … das war doch ein Unfall, oder nicht?“
    Wieder keine Antwort. Nur nachdenkliches Schweigen.
    „Herr Walther, ich habe ein Recht auf eine Antwort! Ich … ich hab Ihnen alles gesagt, was ich weiß! Jetzt sind Sie mal dran!“
    Herr Walther atmete einmal tief durch und sagte dann etwas widerwillig: „Wir wissen noch längst nicht alles, Frau Scholl. Für uns ist das Ganze auch wie ein Puzzle. Aber wir wissen, dass der Wagen, mit dem Sie unterwegs waren, von einem Stein getroffen wurde, einem ziemlich großen Stein, um genau zu sein. Er hat die Kühlerhaube getroffen. Und das war ein Riesenglück für Sie. Denn wenn er durch die Windschutzscheibe gekommen wäre … na ja … Wahrscheinlich wurde er von der Brücke geworfen, unter der Sie gerade durchfuhren. So etwas ist schon häufiger vorgekommen. Es könnte ein Dummejungenstreich gewesen sein. Könnte .“
    Livia schluckte schwer und sah Hilfe suchend zu Karen hinüber. Aber die war leichenblass.
    „Wenn es wirklich Schüsse waren …“, sagte Livia beinahe tonlos, „dann drei. Einer hat meinen Arm gestreift. Einer ist knapp neben meinem Kopf vorbeigeflogen. Ich konnte den Luftzug spüren. Und der dritte …“ Sie deutete auf ihren Kopf und schauderte erneut. Hatte wirklich jemand versucht, sie umzubringen? Unwillkürlich tauchte Arvin vor ihrem geistigen Auge auf. Er hasste sie definitiv am meisten von allen Menschen auf der Welt.
    „Haben Sie Feinde?“, fragte Herr Walther denn auch.
    Livia streifte Karen erneut mit ihrem Blick, brachte es aber nicht fertig, in ihrer Gegenwart Arvin zu verdächtigen. „Da ist dieser Mann aus dem Krankenhaus“, presste sie hervor.
    Herr Walther hob interessiert die Augenbrauen.
    „Er trägt eine Baseballkappe und scheint mich irgendwie zu verfolgen.“ In den nächsten Minuten berichtete Livia von allen Begegnungen, die sie mit diesem seltsamen Mann gehabt hatte. Und sie erzählte auch davon, dass er Gunda und Manfred aufgesucht hatte.
    Als sie geendet hatte, fragte Kommissar Walther: „Abgesehen von dem Unfall gestern … hat es da schon einmal seltsame Vorgänge gegeben?“
    Livia schüttelte den Kopf, merkte aber auf, als sich Karen plötzlich zu Wort meldete. Ihre Stimme klang rau und verunsichert. „Seltsame Vorgänge hat es gegeben.“
    Herr Walther wandte sich ihr zu.
    „Ganz am Anfang“, führte Karen aus. „Kurz nach Livias Unfall.“
    „ Unfall ?“, wiederholte Herr Walther entsetzt.
    Karen wurde noch eine Spur blasser. „Sie glauben doch nicht …“
    „Ich muss allem nachgehen“, antwortete Kommissar Walther ernst. „Allem.“ Und dann ließ er sich im Detail von dem ersten Unfall berichten, in den Livia verwickelt gewesen war und der sie das Erinnerungsvermögen gekostet hatte. Dabei flog sein Stift wie ein Düsenjet über das Papier des Notizblocks und zeichnete alles auf, was Karen ihm

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