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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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ihr Lächeln, strahlend und frei von Zynismus. Und ich war dankbar, dass ich einen Bruder hatte, der bereit war, sich draußen in die Kälte zu stellen und ein kleines Glöckchen zu läuten, nur damit sie sich freuen konnte.
    Am nächsten Morgen weckte ich sie früh, und wir schlichen uns hinunter und sahen die Kissenbezüge, prall gefüllt mit Geschenken, und die von den Rentieren angeknabberten Karotten und den Mince Pie und den vom Weihnachtsmann halb ausgetrunkenen Sherry und eine Rußspur auf dem Teppich vor dem Kamin. Ich sah sie an. Da stand sie wie gebannt, und Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie sagte: » Der Weihnachtsmann hat mich noch nie besucht. Ich glaube, er wusste einfach nie wirklich, wo ich wohne.«
    Ich nahm den Hörer ab. Ihre Nummer wusste ich inzwischen auswendig, sie war rhythmisch wie ein Gedicht, mit all ihren Fünfen und Dreien, und es klingelte kurz und deutlich, bevor sie abnahm.
    » Ich bin’s«, sagte ich, glücklich darüber, gleich die Stimme meiner besten Freundin zu hören. » Fröhliche Weihnachten, Jenny Penny!«
    » Elly, ich kann nicht lange reden«, flüsterte sie.
    Es war schwierig zu verstehen, was sie sagte, so leise war ihre Stimme.
    » Was ist los?«, fragte ich.
    » Es ist alles schiefgelaufen.«
    » Was denn?«
    » Wir müssen weg.«
    » Wann?«, wollte ich wissen.
    » Jetzt. Bald«, flüsterte sie.
    » Aber warum?«
    » Weil wir müssen.«
    » Das versteh ich nicht.«
    » Wir müssen einfach«, sagte sie. » Mehr kann ich nicht sagen, ich darf nicht. Sie lässt mich nicht.«
    » Aber wohin geht ihr?«
    » Ich weiß es nicht. Mum will es mir nicht sagen. Sie meint, es ist am besten, wenn es niemand weiß.«
    » Nicht einmal ich?«
    » Ich muss aufhören, sie kommt. Ich lass es dich wissen, wenn wir angekommen sind«, sagte sie noch. » Tschüss, Elly.«
    Und schon war die Leitung tot, und meine Abschiedsworte verhallten in ohrenbetäubender Stille.
    Ich holte meine Mutter von dem Fernsehmarathon weg, der zu einer Tradition in unserer Familie geworden war, wie Truthahn und Mince Pie, und erzählte ihr, was geschehen war. » Sie wisse nichts sicher, meinte sie. Nur so eine Ahnung.«
    » Wir müssen abwarten, was passiert«, sagte meine Mutter. » Wenn sie dort sind, werden sie es uns bestimmt wissen lassen.«
    » Wo sind?«, wollte ich wissen.
    » In Sicherheit«, sagte sie.
    *
    Ginger blieb auch nach Weihnachten noch bei uns, um an Silvester bei der Hafenmondfeier aufzutreten. Sie war die Hauptattraktion des Abends, zusammen mit einem Tony-Bennett-Double, den sie nur T.B. nannte und den sie hasste, weil er sie krank machte.
    » Er sieht noch nicht einmal aus wie Tony Bennett«, beschwerte sie sich, als sie davon erfuhr. » Da sehe ich Tony Bennett ja ähnlicher als dieser Typ«, und Arthur nickte zustimmend. Aber die Bezahlung war gut, und außerdem war es das Fest des Jahres für unser Dorf, also war es mit viel Fantasie ein bisschen so, als sei man die Hauptattraktion in Vegas. Das Dorf wurde zu einem Verkleidungsparadies, und die Menschen kamen von weit her, um stolz ihre Kostüme vorzuführen, an denen sie zuvor monatelang getüftelt hatten. Mit meinem hatte mein Vater vor vier Monaten angefangen, und nur er und ich wussten, was genau es sein würde. Wir verrieten lediglich, dass es noch größer und besser sein würde als im letzten Jahr. Was allerdings nicht besonders schwer war, wenn man berücksichtigte, dass ich damals als Daumen gegangen war.
    Alle hatten sich im Wohnzimmer versammelt, lümmelten herum, und ich konnte hören, wie mein Bruder Ginger und Arthur anspornte, noch eine Strophe von » Why Are We Waiting?« zu singen. Meine Mutter schlich sich hinaus in den Flur, um sich zu vergewissern, dass ich okay war.
    » Nur noch eine Minute«, sagte mein Vater zu ihr, während er mein Kostüm ausschüttelte.
    Das Problem war nur, dass ich nicht mehr mit dem Herzen dabei war. Die Sorge um Jenny Penny hatte all meine Begeisterung verfliegen lassen. Eine geschlagene Woche lang hatte ich vor dem Telefon gesessen und auf Neuigkeiten gewartet, die einfach nicht kamen. Nur weil mein Vater sich solche Mühe gegeben hatte, bemühte ich mich schließlich auch, und gemeinsam marschierten wir dann ins Wohnzimmer und warteten, bis das Licht gedimmt und das Geplauder verstummt war.
    Ich schlüpfte in das glänzende graue Kostüm mit den Flossenschlitzen für die Hände und befestigte die lange Fischschwanzschleppe. In diesem Stadium hätte ich noch genausogut eine

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