Als ich im Sterben lag (German Edition)
willkommen», sagte Armstid. Er hatte wieder den hölzernen Ausdruck im Gesicht, diesen kühnen, mürrischen, lebensstarken, unbeugsamen Ausdruck, als seien Gesicht und Augen aus zweierlei Holz von verschiedener Farbe, einem falschen Hell und einem falschen Dunkel. Sein Hemd wurde langsam trocken, aber es klebte ihm immer noch an der Haut, wenn er sich bewegte.
«Sie würde es zu schätzen wissen», sagte Pa. Wir spannten die Maultiere aus und schoben den Wagen rückwärts unter das überstehende Schuppendach. Die eine Seite des Schuppens war offen.
«Der Regen kommt da nicht hin», sagte Armstid. «Aber wenn du lieber …»
Hinter der Scheune lagen ein paar Stücke eines verrosteten Wellblechdachs. Wir nahmen uns zwei und stellten sie schützend gegen die offene Seite.
«Ihr seid im Haus willkommen», sagte Armstid.
«Recht vielen Dank», sagte Pa. «Es wäre sehr nett, wenn ihr ihnen einen kleinen Imbiss geben könntet.»
«Ja, sicher», sagte Armstid. «Lula macht das Abendbrot fertig, sobald sie Cash versorgt hat.» Er war zum Pferd zurückgegangen und nahm ihm den Sattel ab. Das feuchte Hemd legte sich ihm eng und glatt an den Körper, wenn er sich bewegte.
Pa wollte nicht ins Haus.
«Komm rein und iss was», sagte Armstid. «Es ist gleich fertig.»
«Ich hab keinen Appetit auf nichts», sagte Pa. «Ich dank dir sehr.»
«Du kommst jetzt rein, wirst trocken und isst was», sagte Armstid. «Steht alles gleich auf dem Tisch.»
«Für sie», sagte Pa. «Ihretwegen ess ich was. Ich hab kein Gespann mehr, ich hab nichts. Aber sie wird einem jeden von euch dankbar sein.»
«Schon gut», sagte Armstid. «Ihr kommt jetzt rein und werdet erst mal trocken.»
Aber nachdem Armstid Pa einen Schluck zu trinken gegeben hatte, fühlte er sich besser, und als wir reingingen, um nach Cash zu sehen, war er nicht mit uns gekommen. Als ich mich umsah, führte er das Pferd gerade in die Scheune er redete schon davon, ein neues Gespann zu besorgen, und zur Abendbrotszeit hatte er es so gut wie gekauft. Er ist unten in der Scheune, schlängelt sich geschmeidig an dem prunkend gescheckten, nervös ausschlagenden Wirbelwind in der Box vorbei. Er hangelt sich zur Futterkrippe hinauf, reißt Heu herunter, verlässt die Box und sucht den Striegel und findet ihn. Er geht zurück, weicht behende dem einzelnen krachenden Huftritt aus und schiebt sich so dicht am Pferd hoch, dass es ihn nicht erreichen kann. Er setzt den Striegel an, und sich mit der Gelenkigkeit eines Akrobaten innerhalb des Aktionsradius der Hufe haltend, flucht er, obszöne Zärtlichkeiten flüsternd, auf das Pferd ein. Es wirft den Kopf zurück, zieht die Oberlippe von den Zähnen hoch; seine Augen rollen im Halbdunkel wie Murmeln auf einem Tuch aus glänzendem Samt, als er ihm mit der Rückseite des Striegels ins Gesicht schlägt.
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Armstid
Als ich ihm noch einen Schluck Whisky gegeben hatte und das Essen so gut wie fertig war, hatte er schon von irgendwem ein Gespann gekauft, auf Kredit. Vorher hatte er an allem was zu mäkeln, sagte, dass ihm dies Gespann nicht passt und das auch nicht, und er würde sein Geld nicht ausgeben für etwas, das einem Soundso gehört, nicht mal für einen Hühnerstall.
«Du könntest es bei Snopes versuchen», sagte ich. «Der hat drei oder vier Gespanne, kann ja sein, dass dir von denen eins passt.»
Er machte mümmelnde Bewegungen mit dem Mund und sah mich an, als ob ich es wär, der das einzige Maultiergespann im County hätte und es ihm nicht verkaufen wollte, dabei war mir klar, dass sie sowieso mein Gespann brauchen würden, wenn sie vom Hof runterwollten. Nur war mir nicht klar, was sie mit meinem Gespann anfangen wollten, wenn sie selbst eins hätten. Von Littlejohn wusste ich, dass der Schutzdamm unten bei Haley auf zwei Meilen überflutet war und man nur nach Jefferson kommen konnte, wenn man den Umweg über Mottson nahm. Aber das war Anse’ Sache.
«Mit dem zu handeln, ist ’ne zähe Angelegenheit», sagt er mümmelnd. Aber als ich ihm nach dem Abendbrot noch einen Schluck gab, munterte ihn das ein bisschen auf. Er wollte zurück zur Scheune und bei ihr sitzen. Vielleicht dachte er, wenn er einfach da unten sitzt und bereit ist aufzubrechen, bringt Santa Claus ihm ein Maultiergespann vorbei. «Aber ich denke, ich kann ihn überreden», sagt er. «Ein Mann, wenn er einen Tropfen Christenblut in sich hat, wird immer einem Bruder helfen, der in Not ist.»
«Natürlich leih ich dir gern
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