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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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meine Maultiere», sagte ich und wusste, dass er das für selbstverständlich hielt.
    «Ich danke dir, aber sie wird mit unsern eigenen fahren wollen», sagte er, wohl wissend, dass ich das für selbstverständlich hielt.
    Nach dem Abendbrot ritt Jewel zur Biegung, um Peabody zu holen. Ich hatte gehört, dass er heute bei Varner vorbeischauen wollte. Um Mitternacht kam Jewel zurück. Peabody war schon weg, irgendwo südlich von Inverness, aber Onkel Billy war mitgekommen, er hatte seine Tasche mit dem Pferdebesteck und der Pferdemedizin bei sich. Seiner Ansicht nach unterscheidet ein Mensch sich nicht so sehr von einem Pferd oder einem Maultier, alles in allem genommen, außer vielleicht, dass ein Maultier oder ein Pferd ein bisschen mehr Verstand hat. «Was hast du jetzt wieder angestellt, Junge?», sagt er und sieht Cash an. «Holt mir eine Matratze, einen Stuhl und ein Glas Whisky», sagt er.
    Er ließ Cash den Whisky trinken und schickte Anse dann aus dem Zimmer. «Gott sei Dank ist es dasselbe Bein, das er sich schon vorigen Sommer gebrochen hat», sagt Anse, bekümmert mümmelnd und blinzelnd. «Wenigstens etwas.»
    Wir falteten die Matratze über Cashs Beine und stellten den Stuhl auf die Matratze, und ich und Jewel setzten uns auf den Stuhl, das Mädchen hielt die Lampe, Onkel Billy nahm sich einen Priem und machte sich an die Arbeit. Cash hielt sich eine Weile ziemlich tapfer, dann wurde er ohnmächtig. Er lag regungslos da, große Schweißtropfen standen auf seinem Gesicht, als hätten sie herunterrollen wollen und dann angehalten, um auf ihn zu warten.
    Als er zu sich kam, hatte Onkel Billy zusammengepackt und war gegangen. Cash versuchte immer wieder etwas zu sagen, bis das Mädchen sich zu ihm beugte und ihm den Mund abwischte. «Seine Werkzeuge», sagte sie.
    «Ich hab sie reingebracht», sagte Darl. «Ich hab sie.»
    Er versuchte wieder, etwas zu sagen; sie beugte sich über ihn. «Er will sie sehn», sagte sie. Darl brachte sie herein, dass er sie sehn konnte. Sie schoben sie an der Seite unters Bett, sodass er die Hand ausstrecken und sie berühren konnte, wenn es ihm besser ging. Am nächsten Morgen nahm Anse das Pferd und ritt hinüber zur Biegung, um Snopes aufzusuchen. Er und Jewel standen eine Weile im Hof und redeten, dann stieg Anse aufs Pferd und ritt davon. Ich glaube, das war das erste Mal, dass Jewel jemanden auf sein Pferd gelassen hat, und bis Anse zurückkam, lungerte er in dieser anmaßenden Art herum und beobachtete die Straße, als wär er drauf und dran, hinter Anse herzurennen und das Pferd zurückzuholen.
    Gegen neun fing es an, heiß zu werden. Da sah ich den ersten Bussard. Wegen der Nässe, dachte ich mir. Jedenfalls war’s schon ziemlich lange Tag, als ich die andern sah. Glücklicherweise wehte die Brise vom Haus fort, sodass man es erst am späteren Vormittag merkte. Sobald ich sie aber sah, war es, als ob ich es eine Meile weit weg im Feld riechen konnte, allein vom Hinsehen, und sie kreisten und kreisten, damit jeder im County sehen konnte, was in meiner Scheune war.
    Ich war noch eine gute halbe Meile vom Haus entfernt, als ich den Jungen gellend schreien hörte. Ich dachte, vielleicht ist er in den Brunnen gefallen oder etwas Ähnliches; ich trieb die Maultiere an und fuhr im Trab in den Hof.
    Es müssen ein Dutzend gewesen sein, die auf dem Firstbalken der Scheune saßen, und einen jagte der Junge über den Hof, als wär’s ein Truthahn. Er hob sich gerade hoch genug in die Luft, dass der Junge ihn nicht fassen konnte, und flog dann mit trägem Flügelschlag aufs Dach des Schuppens. Im Schuppen war’s, wo der Junge ihn entdeckt hatte: auf dem Sarg hockend. Es war inzwischen richtig heiß geworden, und der Wind hatte sich gelegt oder hatte gedreht oder was auch immer. Ich ging also Jewel suchen, aber Lula kam raus.
    «Du musst etwas tun», sagte sie. «Es ist eine Schande.»
    «Genau das hab ich vor», sagte ich.
    «Es ist eine Schande», sagte sie. «Er müsste gerichtlich belangt werden für das, was er mit ihr macht.»
    «Er will sie unter die Erde bringen, so gut er kann», sagte ich. Dann fand ich Jewel und fragte ihn, ob er nicht eins von den Maultieren nehmen und zur Biegung reiten wollte und nach Anse sehn. Er sagte nichts. Er sah mich nur an, und seine Kinnladen wurden knochenweiß, wie seine knochenweißen Augen, dann ging er und rief nach Darl.
    «Was habt ihr vor?», fragte ich.
    Er antwortete nicht. Darl kam heraus. «Los, komm», sagte Jewel.
    «Was hast

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