Als ich lernte zu fliegen
für jemanden eine gute Hausfrau abgeben, Asif.«
»V on dir kann man das nicht behaupten«, schießt Asif patzig zurück; er ärgert sich, dass sie ihn vor Henry so herablassend behandelt. Aber dann hält er inne und sieht Lila genauer an. »Du siehst verändert aus«, bemerkt er.
»Das sagst du oft in letzter Zeit«, sagt Lila. »Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll oder nicht.« Asif starrt sie leicht kurzsichtig an und versucht herauszufinden, was eigentlich anders ist. An ihren roten Haarmopp im Lumpenpuppen-Look hat er sich inzwischen gewöhnt, das kann es nicht sein. Schließlich merkt er, woran es liegt: Ihre Haut hat nicht mehr diesen kosmetischen Schimmer, und zwischen Nase und Stirn wie auch auf den Wangen ist ihr Teint eine Nuance röter, hier wurde kräftig gerubbelt. Lila sieht nicht mehr so perfekt aus wie früher, aber wider Erwarten nicht weniger attraktiv, sondern nur … anders. »Du trägst kein Make-up«, denkt Asif laut, behält seinen nächsten Gedanken aber für sich, da ihn Yasmin unvermutet ausspricht.
»Lila sieht heute aus wie Mum«, sagt sie nüchtern, starrt Lila an, um ihren Befund noch einmal zu bestätigen, und kehrt dann zu ihrem Anatomiestudium zurück. »Nur die Haare nicht. Aber sie duftet nicht mehr so gut wie sonst.«
Asif macht sich darauf gefasst, dass Lila explodiert, aber sie überrascht ihn. »Danke«, sagt sie nur verlegen, aber keineswegs ungehalten. »Solltest du nicht allmählich los zu deinem Sommerfest?«
»Ja, sollte ich wohl«, sagt Asif. »Ich gehe jetzt, Yas«, wendet er sich an Yasmin, aber die scheint ihn nicht zu hören. »Ich würde euch nicht fragen, aber ich habe einer Freundin versprochen, auf ihr Kind aufzupassen«, erläutert er Henry überflüssigerweise.
»Ich kann nur hoffen, dass du lügst«, schaltet sich Lila ein. »Ich opfere dir meinen Samstagnachmittag nicht, damit du den unbezahlten Babysitter spielst. Jetzt geh gefälligst; ich will, dass du dich von der heißesten Frau im Büro um den Verstand küssen lässt.«
»V erschon mich mit deinen schmutzigen Fantasien«, sagt Asif. Als er seinen Mantel holt, steigt ihm eine verräterische Röte in die Wangen. »Noch mal danke, Leute. Ich breche jetzt auf.«
Lila folgt ihm in die Diele. »W eißt du, dass du puterrot geworden bist?«, fragt sie boshaft grinsend. »Diese ›Freundin‹ ist nicht zufällig die Frau aus dem Fitnessraum, die du schon die ganze Zeit anhimmelst? Mit der du wöchentlich platonische Fruchtsäfte schlürfst?«
Asif seufzt. »Erinnere mich, dass ich dir nie wieder was erzähle. Du verarschst mich ja doch bloß.«
Er gibt Lila ein Küsschen auf die Wange, und sie flüstert ihm liebevoll zu: »Jetzt gib dir einen Ruck und frag sie, ob sie deine Freundin sein will. Du weißt schon – seit der letzten Regierungserklärung …«
»Du bist gemein«, mault er, als wäre er wieder ein kleiner Junge. Er geht aus dem Haus und reißt sich zusammen, damit er nicht in Galopp verfällt, sobald er um die Ecke gebogen ist. Aber er kann sich nicht beherrschen. Er hat nicht das leiseste Vertrauen in die U-Bahn.
Asif kommt zu früh zum Fest, Mei Lin ist nirgendwo zu sehen. Er fühlt sich betrogen und landet missgelaunt bei Matt, mit dem er ein Glas Sekt trinkt. »W ussten Sie, dass die Typen von der Steuerabteilung ihre Party in den Kensington Roof Gardens feiern?«, lamentiert Matt. »Und wir müssen uns bis ins verdammte Richmond rausbequemen.« Angewidert wedelt er zu den makellos gepflegten Gartenanlagen des Herrensitzes hinüber, zu den Kellnern, die mit Champagner, Cocktails und asiatischem Knabberzeug die Runde machen. »Für eine Hochzeit mag das ja angehen, aber für eine Party ?«
Asif blickt in die Runde. »Ist doch ganz in Ordnung«, sagt er. Plötzlich, als Mei Lin zu ihm herüberkommt, Melody im Buggy, findet er den Veranstaltungsort prima; und als sie ihn vor allen anderen herzhaft auf die Wange küsst, steigt der Ort in seiner Wertschätzung noch weiter, zum wunderbarsten Fleck auf Erden.
»Da sind Sie ja«, sagt sie zu Asif. »Ich habe schon überall nach Ihnen gesucht.«
»Charmant«, schnaubt Matt. »T rampel ruhig weiter auf meinen Gefühlen rum.« Dabei zwinkert er Asif drollig übertrieben zu. Asif stockt der Atem, als ihm der Verdacht kommt, Matt könnte mit seiner großen Klappe seine Schwäche für Mei Lin ausposaunt haben. Erleichtert stellt er fest, dass sie sich völlig ungezwungen benimmt und keinerlei Anzeichen von
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