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Als ich lernte zu fliegen

Als ich lernte zu fliegen

Titel: Als ich lernte zu fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roopa Farooki
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Mutter und seinen Vater hegt, wie er einmal dachte.
    Asif blickt über den manikürten Rasen zur Tanzfläche hinüber, die unter der Markise errichtet wurde, und sieht Mei Lin mit Ravis molliger, hübscher Frau Asha plaudern. Mei Lin entdeckt ihn, winkt und macht sich mit einem Glas in der Hand zu ihm auf. Mum, denkt er, war eine Frau, die einen wunderbaren Schokoladenkuchen backen konnte, aber lernte, stattdessen einen wunderbaren Karottenkuchen zu backen, weil der Yasmin besser schmeckte. Mum war eine Frau, die ihre Familie mit Nahrungsmitteln behandelte wie mit Medizin. Sie war eine Frau, die Yasmin unwissentlich vor Asthma oder Neurodermitis bewahrte, den Krankheiten, an denen ihre beiden anderen Kinder litten, weil sich Stillen als die einzige Methode bewährte, Yasmin als Baby zu beruhigen; und so stillte sie Yasmin, so lange sie es aushielt. Sie war eine Frau, die in ihrem Haus gottgleich allmächtig herrschte, die nie die Haltung verlor, nicht einmal, wenn sie ihrer Tochter als Erziehungsmaßnahme eine genau bemessene Ohrfeige verpasste. Sie war eine Frau, die ihren Mann fortschickte und dies niemandem eingestand, am wenigsten ihren Kindern, und die erst erkannte, wie sehr er ihr fehlte, als er unerwartet im Dienst ums Leben kam. Sie war eine Frau, die schön war, ohne viel Aufmerksamkeit darauf zu verschwenden, aber alle anderen Bereiche ihres Lebens streng kontrollierte; die glaubte, sie könne ihre Schwächen vor ihren Kindern verbergen, die im Bad weinte, weil sie glaubte, dass keiner sie dort hörte, und die ihre Herzschwäche sogar vor sich selbst verbarg. Letztlich war sie eine Frau, die ihr Bestes gab wie jede Mutter. Vielleicht war ihr Bestes nicht immer gut genug, aber war es nicht bei jeder anderen Mutter auf der Welt genauso? Mum war weder ein Engel noch eine Dämonin, wie Asif endlich erkennt; sie war einfach ein Mensch wie er. Es war nicht richtig, ihr Vorwürfe zu machen, ihr zu grollen oder sie noch im Tod zu hassen; genauso wenig, wie es richtig gewesen war, dass er sie zu Lebzeiten so angebetet hatte. Auch seinen Vater hatte er geliebt, aber als er starb, hatte er jeden Abend weniger nach ihm gefragt, hatte ihn immer weniger vermisst, weil seine Mutter immer da war und die Lücke allmählich ausfüllte, für alle ihre Kinder Mutter und Vater wurde – sie hatte keine andere Wahl. Und vielleicht hatte sie manchmal auch recht gehabt. Sie hatte recht gehabt, als sie Asif aufforderte, sich mit Yasmin zu beschäftigen. Sie hatte recht gehabt, als sie ihn einen guten Jungen nannte. Sie und Dad hatten womöglich sogar recht gehabt, als sie ihm diese glanzvollen Namen gaben: Asif für Vergebung, Declan nach seinem pflichtbewussten Vater und Kalil für Freundschaft, denn das war vielleicht das Wertvollste, was er zu verschenken hatte. Und zu empfangen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass er sich wegen seiner Namen nicht mehr schämt, sondern stolz auf sie ist; vielleicht ist es auch an der Zeit, dass er stolz darauf ist, gut zu sein.
     

     
    »Sie sehen sehr nachdenklich aus«, sagt Mei Lin. »Ich würde gern fragen, woran Sie denken, aber das ist vielleicht die lästigste Frage der Welt.«
    »Das sagt Lila auch immer«, erwidert Asif. »Sie findet nur eine einzige Frage noch lästiger, die Frage ›Liebst du mich?‹«
    »Sie muss sehr hübsch sein, wenn sie diese Frage so oft hört, dass sie ihr auf die Nerven geht«, meint Mei Lin lächelnd. »Das ist für Sie: Preiselbeersaft, das einzige nicht alkoholische Getränk, das ich auftreiben konnte.«
    »Danke.« Asif nippt an seinem Glas. »Sie können gern wieder tanzen gehen, wenn Sie möchten«, schlägt er vor. »Es macht mir nichts aus, auf Melody aufzupassen.«
    »Hier gefällt’s mir besser. Es tut gut, sich mit jemandem zu unterhalten, der noch nüchtern ist. Alle da drüben lachen hysterisch über Dinge, die ich einfach nicht komisch finden kann.«
    »Dann geht’s Ihnen wie mir«, sagt Asif leichthin.
    Mei Lin sieht Asif neugierig an. »Also – woran haben Sie gedacht? Auf die Gefahr hin, Sie zu verärgern.«
    Asif zuckt mit den Achseln. »Ach, an nichts Besonderes. Lassen Sie sich von dieser soliden, schweigsamen Fassade nicht täuschen – tief im Innersten bin ich nicht sehr interessant.«
    »Ich fand Bescheidenheit schon immer anziehend«, sagt Mei Lin. Asif lächelt sie an; sie wächst ihm nur noch mehr ans Herz, weil sie so nett zu ihm ist, dem farblosen Typen, dem kleinen Niemand. Als ob er gar nicht da wäre.
    »Das hat mit

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