Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als ich vom Himmel fiel

Als ich vom Himmel fiel

Titel: Als ich vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Koepcke
Vom Netzwerk:
abzuholzen, um Rinder auf Weiden zu züchten, die dort gar nicht gedeihen. Inzwischen gibt es sogar schon Aufforstungsprogramme und Umweltreferenten, die dafür sorgen sollen, dass nicht alles zerstört wird.
    Auch der Gemeinderat von Yuyapichis kam zu uns und wollte sich vor Ort informieren, was wir hier tun. Sie waren sehr angetan von dem, was sie sahen, und erfuhren auch, was Moro dabei leistet. Inzwischen hat sich Moro als hervorragender Führer im Urwald erwiesen. Er kennt nicht nur seit seiner frühen Kindheit alle Tiere und Pflanzen, inzwischen hat er sich auch den Naturschutzgedanken zu eigen gemacht. Wie sehr freute ich mich, als ich das erste Mal miterleben konnte, wie begeistert und mitreißend er den Kindern den Wald erklären kann. Inzwischen ist es auch zur Tradition geworden, dass jedes Mal, wenn eine Gruppe von Wissenschaftlern nach Panguana kommt, die Schulen eine Klasse herschicken, damit sie sich darüber informieren kann, was diese Leute aus Europa oder anderen Teilen der Welt hier eigentlich machen.
    Dieses Verständnis in der Bevölkerung und die Akzeptanz unserer Nachbarn sind enorm wichtig für unsere Arbeit. Denn was nützt es, wenn wir mit Panguana einen winzigen Fleck »heile Welt« schaffen, aber ringsumher der Regenwald zerstört wird?
    Um diese Entwicklung wirklich aufhalten zu können, das war mir sehr früh schon bewusst, brauchen wir Mitstreiter, und zwar in Peru ebenso wie in Europa. Wir brauchen Mittel, die meine privaten Möglichkeiten bei Weitem übersteigen. Das wurde mir spätestens klar, als ich die inzwischen längst eingemottete Akte am Landwirtschaftsministerium einsehen durfte, die in den 70er-Jahren, als mein Vater sich schon für dieses Ziel einsetzte, angelegt worden war.
    Ein Hauptargument der Gutachten gegen ein Naturschutzgebiet lautete, Panguana sei zu klein. Also mussten wir es vergrößern, Land erwerben, die Forschungsstation ausweiten. Dafür brauchte es Geld, viel Geld, das ich privat nicht aufbringen konnte. Eine Lösung schien nicht in Sicht.
    Da tat sich, wie oft in meinem Leben, eine wunderbare Chance wie von selbst auf. Über einen Artikel, den ich für die Münchner Universitätszeitschrift »Aviso« gemeinsam mit meinem Kollegen Prof. Ernst-Gerhard Burmeister über Panguana geschrieben hatte, wurde das Ehepaar Margaretha und Siegfried Stocker, die Besitzer der Hofpfisterei, des größten mittelständischen, ökologisch produzierenden Bäckereibetriebs Deutschlands, auf Panguana aufmerksam. Als wir uns wenig später zufällig bei einer Vernissage der Künstlerin Rita Mühlbauer, die für die Hofpfisterei regelmäßig Kunstpostkarten fertigt und auch schon in Panguana malte, in der Zoologischen Staatssammlung persönlich begegneten, da sagte mir Siegfried Stocker, dass er beim Lesen des Artikels spontan gedacht hatte: »Hier möchte ich mich engagieren!«
    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis es wirklich zu der Zusammenarbeit kam, die wir heute pflegen und über die ich sehr glücklich bin. Zuerst einmal lernten wir uns in Ruhe kennen, und das Ehepaar Stocker wog alle Für und Wider einer Sponsorenschaft für Panguana gründlich ab. Doch am Ende wurde ein Traum für mich wahr: 2008 haben Siegfried und Margaretha Stocker entschieden, Panguana durch den Zukauf von durch Brandrodung gefährdeten Flächen zu unterstützen und einen grundlegenden, langfristigen Beitrag zum Ausbau der Forschungsstation zu leisten.
    Es ist eine Partnerschaft, die gut passt. Waren meine Eltern Pioniere, so waren es die Stockers nicht minder. Zu Beginn der 70er-Jahre auf einen rein ökologischen Bäckereibetrieb zu setzen, das hielten damals viele für reichlich riskant. Mit ihrer Selbstverpflichtung zur Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmensführung, dem ökologischen Anbau der Zutaten für die Brote und dem Verzicht auf alle chemischen Zusätze waren sie damals ihrer Zeit weit voraus, ganz ähnlich wie mein Vater, der bereits über ökologische Zusammenhänge nachdachte, als Ökologie im breiten Bewusstsein unserer Gesellschaft noch kein Begriff war. Als sich das Ehepaar Stocker dazu entschloss, Panguana zu unterstützen, wurde es möglich, endlich einen entscheidenden Schritt voranzukommen.
    Auch in der peruanischen Umweltpolitik hat sich einiges zum Guten gewandelt. War der Naturschutz früher dem Landwirtschaftsministerium unterstellt, so gibt es seit 2009 ein neu geschaffenes Umweltministerium. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wurde es möglich, auch private und kleinere

Weitere Kostenlose Bücher