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Als ich vom Himmel fiel

Als ich vom Himmel fiel

Titel: Als ich vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Koepcke
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mich in ihrem Lager antreffen, rührend um mich. Sie geben mir Fariña zu essen, das ist ein Gemisch aus geröstetem und geriebenem Maniok, Wasser und Zucker, die typische Nahrung der Waldarbeiter, Jäger und Goldwäscher, doch ich kriege fast nichts hinunter. So gut sie können, versorgen sie meine Wunden und holen noch mehr Fliegenmaden aus meinem Arm.
    »Bei allen Heiligen«, gesteht mir Don Beltrán, während er eine nach der anderen aus meiner Wunde pickt, »im ersten Moment, da hab ich geglaubt, du bist die Wassergöttin Yacumama.«
    »Warum denn das?«, frage ich erstaunt. Ich weiß, wen er meint. Yacumama nennen die Indios eine Naturgöttin, die im Wasser lebt. Schwangere müssen unbedingt vermeiden, sie anzusehen, weil sie sonst später kommt und das Kind holen will. Aber warum hielten sie mich dafür?
    »Na, weil du so blond bist. Und wegen deinen Augen. Und weil hier weit und breit niemand lebt. Schon gar keine Weißen. Gut, dass du uns gleich angesprochen hast.«
    So erfahre ich, dass dieser Fluss tatsächlich vollkommen unbesiedelt ist.
    »Was ist mit den anderen Passagieren?«, frage ich die Männer. »Wurden sie gerettet?«
    Die Männer schauen mich mit großen Augen sprachlos an. Endlich fasst sich einer. Es ist Don Nestor, und seine Stimme klingt belegt.
    »Nein, Mädchen«, sagt er, »man hat noch nicht einmal das Flugzeug gefunden. Das ist einfach im Urwald verschwunden, gerade so, als habe der seine Faust über ihm geschlossen. Soviel ich weiß, bist du die Einzige, die überlebt hat.«
    Die Einzige? Ich? Das erscheint mir unfassbar. Ich die Einzig e … das heiß t … ich will diesen Gedanken nicht zu Ende denken, aber es hilft nichts: Auch meine Mutter wurde nicht gefunden?
    »Niemand«, bestätigt Don Carlos, der bislang geschwiegen hat. Jetzt erst merke ich, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe. »Es ist ein Wunder, dass du hier aufgetaucht bist. Dass du lebst, mit uns reden kannst. Und dass wir hergekommen sind. Denn eigentlich wollten wir das gar nicht. Als heute der Regen kam, da haben wir noch überlegt, sollen wir zum Unterstand gehen oder lieber nicht? Denn ehrlich gesagt schauen wir ziemlich selten nach dem Boot. Es hätte gut sein können, wir wären gar nicht gekommen. Aber der Nestor, der sagte, ach komm, das Wetter ist trügerisch, lass uns zum Tambo gehen, da haben wir wenigstens ein Dach über dem Kopf. Ich kann es noch immer kaum glauben. Wie lange, sagst du, warst du unterwegs?«
    Die Männer geben mir eine Hose und ein Hemd zum Anziehen. Ich esse ein, zwei Löffel von der säuerlich riechenden Fariña, dann bin ich schon satt. Offenbar ist mein Magen geschrumpft.
    Auf einmal kommen noch zwei Männer aus der Dunkelheit, das schlechte Wette r – oder das Schicksal ? – führt sie alle gerade heute zu diesem Unterstand. Es sind Amado Pereira und Marcio Rivera, und auch sie sind wie vom Donner gerührt, als sie mich sehen.
    »Wen haben wir denn da?«, fragt Don Marcio überrascht.
    Und wieder muss ich erzählen, was passiert ist, wieder ernte ich pures Staunen. Wir tauschen Informationen aus, und ich erfahre Details von der groß angelegten, aber vergeblichen Suchaktion. An diesem Abend reden wir noch lange.
    »Wir bringen dich hier raus«, sagt Don Marcio und berät sich mit den anderen Männern. Eigentlich möchten sie mich so schnell wie möglich zu einem Arzt bringen, als befürchteten sie, ich hätte doch schwerere Verletzungen und könnte ihnen womöglich unter der Hand sterben. Doch dann kommen sie überein, dass es sicherer ist, die Nacht hier zu verbringen. Die drei Männer, die mich zuerst fanden, werden im Wald bleiben, so wie sie es ursprünglich vorhatten. Don Marcio und Don Amado bieten sich an, mich am nächsten Morgen in aller Frühe mit dem Boot nach Tournavista zu fahren.
    In dieser Nacht wage ich nicht zu sagen, wie unbequem ich den Palmenrindenboden in dem Unterstand finde und dass ich lieber im Sand schlafen möchte. Also übernachten wir alle sechs in dem Tambo. Die Männer geben mir ihr einziges Moskitonet z – dennoch schlafe ich schlecht, die Wunden, aus denen wir inzwischen an die fünfzig Fliegenmaden herausgeholt haben, schmerzen unerträglich. In aller Frühe, es ist noch dunkel, brechen wir auf. Ich versuche zu gehen. Aber das letzte Stück tragen sie mich, legen mich ins Boot und decken mich mit einer Plane zu.
    Und dann lasse ich einfach los. Ich bin so unendlich müde. Immer wieder nicke ich ein. Während meiner wachen Stunden

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