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Als könnt' ich fliegen

Als könnt' ich fliegen

Titel: Als könnt' ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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bist du eigentlich nicht mitgeflogen?« Auch dass sie dermaßen leicht berechenbar war, stimmte mich nicht milder.
    »Ich wusste ja nicht mal, dass ihr fliegt.« Ich streute etwas Parmesan auf die Pasta. »Was also soll der Schwachsinn?«
    »Du passt sowieso nicht nach Jamaika«, erklärte Ilka und stand auf. »Da sind alle total locker drauf.«
    Sie machte ein paar Schritte Richtung Treppe, blieb dann aber noch einmal stehen.
    »Ich geh auspacken. Kochst du morgen, Marlies? Irgendwie hab ich mal wieder Hunger.«
    »Sie mag keine Spaghetti«, sagte Marlies entschuldigend, als Ilka verschwunden war. »Aber mir haben sie geschmeckt.« Sie lächelte meinen Vater an. Er schien sich auch noch zu freuen.
    »Wer diese Spaghetti«, sagte ich schmatzend, »nicht zu schätzen weiß, muss völlig verblödet sein.«
    Als ich meinen Vater ansah, kapierte ich plötzlich, wie sehr er zwischen allen Stühlen saß. Mitleid hatte ich dieses Mal trotzdem nicht mit ihm. Ich fand, er war selbst schuld an der Misere. Wer schließlich sonst?

5
    22. August, Donnerstag, 5 Uhr
    Kaum geschlafen, Bauchschmerzen. Es ist nachts irre heiß, das Zimmer liegt direkt unterm Dach. Jetzt versuch ich’s auch nicht mehr. Null Lust auf die neue Schule, die gleich anfängt, wirklich NULL ! Würde lieber an den Strand. Gestern war dieser Tobias auch dort mit seinem komischen Freund. Ich glaub, der hat voll den Knall. Aber ganz lustig. Sie haben ein paar Mädchen angegraben. Mich hat er nicht mal gesehen. Was mich nicht wundert.
    Immer noch keinen Bock auf die blöde Schule!
    Irgendwie kriegten Ilka und ich es hin, dass wir uns an diesem ersten Morgen zu Hause nicht über den Weg liefen. Nicht ganz einfach, aber wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch. Ich bekam sie erst in der Schule während der großen Pause zu Gesicht. Sie stand mit ein paar anderen Mädchen mitten auf dem Schulhof. Obwohl sie neu war, schien es, als habe sie schon immer dazugehört.
    In dieser Gruppe sprang sie einem sofort ins Auge. Allein schon, weil sie mindestens dreimal so braun war wie alle anderen zusammen. In ihren leuchtend weißen Shorts versuchte sie auch nicht, das zu verbergen. Außerdem war sie es, die redete, während die anderen an ihren Lippen hingen. Wahrscheinlich prahlte sie mit irgendwelchen Rastafaris, die sie an jamaikanischen Stränden angebaggert hatten.
    Dass sie tat, als würde sie mich nicht kennen, war ganz in meinem Sinne. Vielleicht sah sie mich auch nicht, sie schien ziemlich vertieft in ihr Geschnatter.
    »Ich lass mich vierteilen«, meinte Björn, »wenn das nicht deine neue Schwester ist.« Offenbar hatte ich sie ziemlich treffend beschrieben. Ich nickte müde. Dann wurde meine Aufmerksamkeit schlagartig abgelenkt. Dieses Mal war jede Verwechslung ausgeschlossen: Milena kam auf den Schulhof.
    Natürlich fiel sie auf. Es gab wohl niemanden, der in diesem Moment nicht zu ihr rüberschaute. Manch einer verstohlen, manch anderer unverblümt. Mir selbst fiel weit mehr als ihr Gehfehler ihr Gesicht auf. Es war offen und klar. Ihre Augen funkelten. Jetzt war auch Björn aufmerksam geworden und stieß mich an.
    Auf dem Schulhof entstand plötzlich eine seltsame Situation. Immer dreister wurde Milena von allen Seiten angestarrt. Stille herrschte. Auch ihr konnte das nicht entgehen. Aber sie benahm sich, als sei dies alles völlig normal. Sie ging einfach weiter. Obwohl ihre Bewegungen mühsam wirkten, strahlte sie Würde aus. Ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Sie lächelte etwas, ihr Gesicht wirkte entspannt. Das alles dauerte sicher nicht lange. Ein paar Sekunden höchstens. Aber mir erschien es wie eine Ewigkeit. Immer mehr verstärkte sich in mir das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen. Ohne weiter nachzudenken, machte ich schließlich einige Schritte auf sie zu.
    »Hallo, Milena!«, rief ich. »Was machst du denn hier?«
    Sicher hätte ich geistreicher sein können. Schon fürchtete ich die gewohnte flapsige Antwort, aber diesmal blieb sie aus.
    »Hallo, Tobias«, grüßte sie nur, und in ihren Augen glaubte ich zu erkennen, dass sie sich über unser Wiedersehen freute. Idiotischerweise reichte ich ihr die Hand. Sie nahm sie, und mir schien, es war genau der Moment, in dem das Schulhofleben wieder erwachte. Aber wirklich viel bekam ich nicht mit von dem, was sich um uns her abspielte.
    »Lässt du meine Hand jetzt wieder?«, fragte Milena und lächelte. Ich tauchte auf und ließ sie los.
    »Da kenn ich ja wenigstens schon mal einen

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