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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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wie jealous , »eifersüchtig«, klang, dieses Gefühl jedoch in ihrer Freundschaft keinerlei Rolle spielte. Die anderen Mädchen fanden, dass das Paar nicht recht zusammenpasste, da Evangelines gebückte, unförmige Gestalt die ihrer kleineren, magereren Freundin stets überragte. Wallis hatte noch eine andere Seelenverwandte, die hübsche Mary Kirk, der sie fast ebenso nahestand. Obwohl Evangeline für ihre vorrangige Position in Wallis' Leben dankbar war, fragte sie sich doch, ob Wallis sie der Gesellschaft Marys vielleicht nur deswegen vorzog, weil Evangelines Mangel an Eleganz ihr aus dem Kontrast heraus funkelnden Glanz verlieh.
    In den Schulferien gingen Wallis und Evangeline oft in der Innenstadt von Baltimore einkaufen. Sie waren eben sechzehn geworden, und einer ihrer Lieblingsorte war das neue Kaufhaus Hochschild Kohn. Evangeline war meist schon früher da und verbrachte die gestohlene Zeit in der verlockenden Hutabteilung, wo sie ihren armen kahlen Schädel unter den neuesten Modellen aus Samt und Seide verbarg. Ihre Erscheinung im Spiegel konnte sie dann flüchtig mit der einer modischen jungen Frau von Welt wie Mary Kirk verwechseln, statt dem unschönen Eierkopf ausgeliefert zu sein, der ihr gewöhnlich entgegenstarrte. Dort, im Café des Kaufhauses, vertraute Wallis ihr auch an, dass sie »es« getan hatte. Der fragliche Junge war der Sohn eines Freundes ihrer Eltern; viel mehr war sie nicht gewillt preiszugeben. An Wallis' zufriedenem Gesichtsausdruck war abzulesen, dass Evangeline auf ihre vertrauliche Mitteilung ehrfürchtig genug reagiert hatte. In der Tat hatte Evangeline die Information gar nicht fassen können. Wann war es passiert? Wie hatte es angefangen? Wie lange hatte es gedauert? Waren sie die ganze Zeit über bekleidet gewesen? Wer hatte den BH geöffnet? Hatte es Geräusche gegeben? Worte? Schreie? Viele andere Mysterien verlangten eine Antwort, aber Evangeline brachte nicht den Mut auf, danach zu fragen. Als sie die Rechnung beglichen hatten und wieder auf der Straße standen, war Evangeline noch verwirrter; denn sie bemerkte, dass Wallis keine Mühe hatte, sich auf ihr Fahrrad zu schwingen und mit größter Geschwindigkeit davonzuradeln. Ein harter Fahrradsattel, der vorn spitz zulief? Nach einem solchen »Eingriff« musste er doch bestimmt wehtun? Dennoch verließ Evangeline das Kaufhaus an jenem Tag mit dem Gefühl, das Leben habe ein paar Sprünge nach vorn gemacht. Wenngleich sie bei dem ineinandergreifenden Körperpuzzle, zu dem zwei Menschenleiber offensichtlich fähig waren, nicht selbst ihre Unschuld verloren hatte, so konnte sie sich wenigstens in der gespiegelten Selbstgefälligkeit ihrer nunmehr weltläufigen Freundin sonnen.
     
    Vor zwei Jahrzehnten war Wallis nach Baltimore zurückgekehrt, nachdem sie mit ihrem ersten Ehemann, dem Marineflieger Earl Winfield Spencer, den alle unter dem Namen Win kannten, zwei Jahre lang in China gelebt hatte. Evangeline hatte sich auf ihr Wiedersehen in Wallis' Elternhaus gefreut, während der Zusammenkunft jedoch nur wenig gesagt, da Wallis ausführlich ihr dramatisches Leben im Fernen Osten und die schrecklichen Erfahrungen mit dem übermäßigen Alkoholkonsum ihres Mannes schilderte. Nach einem mehr als zweistündigen Monolog schenkte ihr Wallis ein silbernes chinesisches Papiermesser mit Blumengravur, das in einer silbernen Messerscheide steckte.
    »Ich habe es auf einem Basar in Peking gekauft«, erzählte ihr Wallis. »Ich dachte, es könnte dir gefallen.«
    Evangeline war gerührt über diese Aufmerksamkeit. Freundschaft ist doch alles, dachte sie zufrieden, als sie das Messer in ihre Tasche steckte und Wallis ankündigte, im Schlafzimmer habe sie ein noch ungewöhnlicheres Geschenk, das sie ihr zeigen wolle.
    »Wie findest du das?«, fragte Wallis, und ihre Stimme, normalerweise schrill wie der Ruf des Aras, wurde plötzlich unnatürlich sanft. In der Hand hielt sie einen etwa zehn Zentimeter langen und drei Zentimeter breiten fleischfarbenen Metallzylinder. »Damit könnten wir ein bisschen Spaß haben, Vangey. Wie, habe ich in China gelernt. Ich könnte es dir zeigen, wenn du möchtest.«
    Evangeline konnte Wallis' würzigen Atem riechen, als diese eine herausfordernde Miene aufsetzte und langsam ihre wunderschöne Seidenbluse aufknöpfte. Bevor Evangeline sich in Sicherheit bringen konnte, hatte Wallis nach der großen Schleife am Ausschnitt von Evangelines Kleid gegriffen und sie mit einem kurzen Ruck gelöst.
    »Was in aller

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