Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
hieß »Sage Ja!«.
Am Abend spielte ich Clint den neuen Song vor und erntete nur Lob. Ich legte »Sage Ja« aber beiseite, denn ich war mir nicht sicher, ob dieses Lied zu Unheilig passen würde.
Der Vertrag
»Du hast einen Deal!« Der Anruf kam von Clint, und genau das waren seine Worte: »Du hast einen Deal!« So hörte sich etwas an, auf das man viele Jahre gehofft und vor allem auch hingearbeitet hatte. Vier Worte, die beliebig aneinandergereiht werden konnten, aber genau in dieser Reihenfolge für meinen größten Lebenstraum standen.
Ich schmiss den Telefonhörer in die Ecke, fing an, laut zu schreien und hüpfte wie ein Verrückter durch den Raum. Dabei schien ich völlig vergessen zu haben, dass Clint noch in der Leitung war. Wieder einigermaßen bei Verstand, schnappte ich mir den Telefonhörer und fragte vorsichtig, ob er überhaupt noch dran sei. Er lachte und sagte: »Ja. Freu dich, das hast du verdient!«
Der Produzent habe ihn angerufen und erzählt, dass eine kleine Plattenfirma von unseren Liedern begeistert sei. Wir sollten in ein paar Tagen zu dem Produzenten fahren und dann besprechen, wie es weiterginge. Als das Gespräch beendet war, rief ich erst einmal meine ganze Familie an. Diesen speziellen Moment wollte ich mit wirklich allen, die an mich geglaubt hatten, teilen.
Im Studio bekam ich an diesem Tag nichts mehr zusammen – zu groß war die Aufregung nach Clints Anruf. Ich genoss das Gefühl, einen großen Schritt vorangekommen zu sein. Gerade in dieser Zeit, da ich doch alles auf eine Karte gesetzt hatte, war es nun endlich dazu gekommen.
Allerdings überkamen mich auch umgehend die ersten Zweifel und ich befürchtete leise, dass doch noch etwas dazwischenkommen könnte. Der Vertrag war schließlich noch nicht unterschrieben und ich wusste auch gar nicht, um welche Plattenfirma es sich handelte. Am Ende waren es eben doch nur diese vier Worte von Clint – mehr hatte ich im Grunde nicht in der Hand.
In den folgenden Tagen dachte ich an nichts anderes mehr. Die Zeit bis zu dem besagten Treffen mit dem Produzenten wollte nicht vergehen und Warten gehörte ohnehin noch nie zu meinen Stärken. Clint hatte immerhin in Erfahrung bringen können, dass die Plattenfirma zwar recht klein sei, dafür aber ihre Künstler über Jahre hinweg in Ruhe aufbauen würde.
Mein neuer Heilsbringer, der Produzent, war in der Zwischenzeit umgezogen. Er wohnte nun nicht mehr, der Mann residierte. Alleine der Raum mit dem Mischpult war in etwa so groß wie meine ganze Wohnung und inmitten seiner Elektronik-Aufbauten saß er – der Mann, der mir einen Plattenvertrag beschafft hatte.
Er habe meine Demos an unzählige Plattenfirmen weitergeleitet und eine Firma mit dem Namen »FanSation« sei total begeistert gewesen, berichtete er wohlwollend. Es handele sich um zwei Leute, die verschiedene Künstler aus der Indie-Szene betreuen würden. Im Grunde wäre FanSation eher eine Art Management, aber er hätte mit den beiden gesprochen und sie würden Unheilig gerne betreuen. Dazu gehöre ein komplettes Album, welches er – der Produzent selbst – wiederum produzieren solle. Am Ende würde die Platte dann bei einer Plattenfirma herauskommen, mit der FanSation zu jener Zeit zusammenarbeitete.
Im Grunde hatte ich nur Bahnhof verstanden. Eigentlich hatte es ja geheißen, ich hätte eine Plattenfirma. So zumindest hatte ich es verstanden. Und nun musste ich also erfahren, dass ich ein Management und einen Produzenten bekommen würde, die dann zusammen bei irgendeinem Label meine Musik auf den Markt werfen wollten. Unter »Du hast einen Deal« hatte ich mir eigentlich die ganze Zeit etwas anderes vorgestellt.
»Ich produziere deine Lieder und die werden bei einer Plattenfirma veröffentlicht. Und FanSation sorgt dafür, dass du langsam aufgebaut wirst« – der Produzent versuchte mir das ganze Konstrukt kurz und simpel noch einmal zu erklären. Es klang nicht wesentlich besser und, ja, ich hatte verstanden.
Aber das war noch längst nicht alles. Zunächst müsste ich, bevor alles in Bewegung komme, einen Künstlervertrag bei dem Produzenten unterzeichnen, da er das Ganze schließlich machen würde. Clint stimmte diesem Argument zu, woraufhin beide noch über Vertragsdetails redeten, von denen ich absolut gar nichts verstand. Ich war froh, Clint dabeizuhaben, da er doch wesentlich mehr Erfahrung hatte, und ich vertraute letztlich blind darauf, dass alles, was da besprochen wurde, auch seine Richtigkeit
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