Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Titel »My Bride Has Gone« favorisierte, wollte mein neuer Manager Markus eher den Song »Skin« hernehmen.
Das Gespräch mit Markus dauerte einige Stunden und ich weiß heute eigentlich nur noch, dass ich ein gutes Bauchgefühl hatte und alles, was Markus erklärte, sofort verstand – was in dieser Branche wirklich selten genug vorkommt. Im Vorfeld dieses Treffens hatte ich eher mit etwas Pompöserem gerechnet – so, wie ich es von dem Produzenten kannte –, aber diese bescheidene Normalität, die FanSation in jeder Hinsicht verkörperte, machte doch einen weitaus größeren Eindruck auf mich.
»Sage ja!«, die Zweite
Bei unserem folgenden Treffen mit dem Produzenten übergab ich ihm eine CD mit weiteren Songs – schließlich sollte es nun mit der ersten Platte ja endlich weitergehen. Er legte die Scheibe in seinen Player und zu meinem Erstaunen lief als erstes Stück »Sage Ja!«. Ich erschrak und erklärte ihm sofort, dass es sich hierbei um ein Versehen handeln müsse, er aber schien gebannt zuzuhören, obwohl er ja – wie er mir zuvor mitgeteilt hatte – nur englische Titel haben wollte. Plötzlich sah er auf, grinste und meinte: »Das ist doch mal geil.«
Er fragte, warum ich ihm diesen Song nicht schon früher gegeben hätte. Ich erinnerte ihn an seine erste Ansage, aber davon wollte er naturgemäß nichts mehr wissen. Mit diesem Song hätte er mich sogar bei einer großen Plattenfirma unterbringen können, sagte er kopfschüttelnd – und wenn er das Ding produzieren würde, sei das eine Nummer 1. Garantiert!
»Sage ja!« wäre ganz klar die erste Single, die noch vor dem Album erscheinen müsse und – er brauche noch ein paar weitere deutsche Titel für die erste Platte, die nun unbedingt zweisprachig sein müsse. Daraufhin fing er an, meine Daten in seinen Computer zu laden. In der Zwischenzeit kam ein Anruf von Markus. Er hatte sich das Stück als MP3 auch angehört und war offenbar ebenfalls der Meinung, dass dies der stärkste Song auf dem ganzen Album wäre.
Wir vereinbarten, uns in zwei Wochen wieder zu treffen, um mit den Aufnahmen und der Produktion von »Sage Ja!« zu beginnen. Bis dahin sollte ich versuchen, ein paar Lieder auf Deutsch zu schreiben. Für das Album bräuchte man noch vier weitere deutsche Lieder, und dann wäre die Platte so gut wie fertig.
Vier Songs in zwei Wochen? Das sollte kein Problem sein, schließlich hatte ich Zeit. Viel Zeit, denn ich war ja nun ein Musiker.
Vier auf einen Streich
Als Erstes hatte ich »Komm zu mir« im Kasten und ein paar Tage später stand auch schon der nächste Titel: »Willenlos«. In der zweiten Woche schrieb ich »Die Macht« und dann blieben noch zwei Tage für den vierten Song. Ich hatte durch »Sage Ja!« eine Tür in meine Gedankenwelt aufgestoßen, die mir eine Vielzahl an zusätzlichen Bildern und Träumen brachte. Während ich bei den englischen Texten immer wieder mein Übersetzungsbuch benötigte, konnte ich bei den deutschen Liedern einfach aufschreiben, was ich dachte und was ich fühlte. Allerdings nie direkt und geradlinig, sondern stets ein wenig in Bildern verschlüsselt.
Dabei hatte ich meistens einen Film im Kopf – wie ein Musikvideo zu einem Song, der noch gar nicht fertig war. Das funktionierte hervorragend – bis zu Titel Nummer 4, den ich noch zu schreiben hatte. Mich überkam plötzlich Panik, mein selbst auferlegtes Soll nicht erreichen zu können. Ich verkrampfte und hatte nach zwei höchst kreativen Wochen mit einem Mal eine Blockade. Mir wollte einfach nichts mehr einfallen, und so fing ich in meiner Verzweiflung an, in alten Sachen nach Ideen zu wühlen. Und ich fand nicht nur irgendein Lied – ich fand ein Juwel, das ich im Laufe der Zeit schlichtweg vergessen hatte: »Stark«.
All die Gedanken, Erinnerungen und Gefühle, die mich in der Entstehungszeit dieses Titels begleitet hatten, waren plötzlich wieder präsent. Auch wenn ich ein wenig zweifelte, ob der Produzent »Stark« genauso empfinden würde, war mir schnell klar geworden: »Stark« war die gesuchte Nummer 4! Ich machte eine Liste mit allen zwölf Titeln und setzte »Stark« als letzten Song darunter. Diese Liste stand für so viel in meinem Leben und ich war fest davon überzeugt, dass dies meine erste richtige Platte werden würde.
Abrakadabra
Und so war es dann auch. Der Produzent hörte sich die neuen Stücke an und nickte zustimmend. Ich hatte die Song-Liste, für das neue Album zusammen – mit dem Lied »Stark«!
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