Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
kurzerhand für diesen Namen. Ich tippte ihn in das freie Feld in meinem selbst gebastelten Artwork und schaute mir das Cover an.
Alles passte zusammen. Ich verspürte in diesem Moment tatsächlich etwas, was meine Mutter wohl Gottvertrauen genannt hätte. »Unheilig« beschrieb mich so, wie ich mich fühlte. Ein Wort, das so viel aussagte und passte – wie ein Lebenspartner, den man so lange gesucht hatte.
In einem Copyshop lies ich mir unzählige Kopien davon ausdrucken, die ich dann auf Größe schnitt und in eine CD-Hülle steckte. Das Ergebnis konnte sich in meinen Augen wirklich sehen lassen. Und nun wollte ich nur noch wissen, was Clint zu allem sagen würde.
Seine Tour war mittlerweile zu Ende gegangen und ich spielte ihm die neuen Sachen vor. Er war begeistert, bemerkte allerdings sofort ein paar grammatikalische Unzulänglichkeiten in meinen Texten, die ich unbedingt noch ändern sollte. Er bot an, die Texte zu korrigieren, was jedoch hieß, dass ich alles noch einmal einsingen musste. Ich stimmte schlecht gelaunt zu, aber schließlich wollte ich es richtig machen – und dazu gehörten eben auch Texte, die einen Sinn ergaben.
Nachdem Clint die Korrekturen gemacht hatte, konnte ich endlich die neuen Gesangsaufnahmen vornehmen und am Ende eine neue CD brennen. Clint meinte dann, er kenne einen Produzenten, der mit sehr bekannten Künstlern gearbeitet hätte und ziemlich erfolgreich wäre. Vielleicht könne der uns einen Plattenvertrag besorgen – zumindest sollte man es mal versuchen. Es wäre mit Sicherheit der bessere Weg, bevor man das Demo wieder auf eigene Faust an Plattenfirmen schickt.
Der Name des Produzenten sagte mir nichts, aber ich kannte ein paar Stücke, die er produzierte hatte, und so war ich natürlich hochgradig gespannt, was er zu meiner Musik sagen würde.
Der Zauberer
Wir klingelten an einem ganz normalen Wohnhaus. Eine Frau machte uns die Tür auf, führte uns durch die Wohnung in ein Studio und sagte, dass wir noch einen Moment warten müssten. Der Raum war nicht allzu groß, aber bis zur Decke mit Technik vollgestopft. Das Mischpult an der Kopfseite des Studios war größer als mein Bett. An allen Ecken flimmerten Monitore und kleine Lämpchen, dazwischen surrten die kleinen Ventilatoren der Computer – und an der Wand hing eine Platin-Schallplatte. Hier musste einer sitzen, der in der Vergangenheit sehr erfolgreich war, schoss es mir durch den Kopf.
Der Raum war stickig und man konnte ahnen, dass hier einer Tag und Nacht arbeitete. Ich wurde von Minute zu Minute nervöser. Das war eine ganz andere Liga, so schien es mir. Was ich in dem Studio sah, einatmete und auch spürte, war das große Business, dachte ich, während Clint und ich weiter warten mussten.
Und plötzlich stand er da – der Produzent. Clint machte den Anfang und erzählte ihm, worum es ging, während ich einfach nur dasaß und kein Wort sagte. Das wäre in diesem Augenblick auch grob fahrlässig gewesen, denn beeindruckt von dem Studio hätte ich ohnehin nichts Intelligentes herausgebracht. Der Produzent nahm meine CD, legte sie ein und drückte die Play-Taste.
Ich konnte kaum fassen, was ich da gerade miterleben durfte: Ein erfolgreicher Musikproduzent war gerade dabei, meine Musik zu hören. Eine Sache, an die ich schon gar nicht mehr geglaubt hatte, denn es war kaum anzunehmen, dass sich bis dahin auch nur der Praktikant einer Plattenfirma jemals diese Mühe gemacht hatte …
Und es wurde noch unwirklicher. Dieser Produzent blickte irgendwann auf und sagte, dass er meine Musik richtig gut fände. Richtig gut! War das zu glauben?
Meine Nervosität und Angespanntheit fielen augenblicklich von mir ab und wir kamen endlich ins Gespräch. Er wollte wissen, was ich machte, wie lange ich schrieb, wie mein Studio aussähe und wie ich welche Sounds hinbekommen hätte. Und dann meinte er, dass ihm auf Anhieb einige Plattenfirmen einfallen würden, die sich für meinen Sound interessieren könnten.
Zu jener Zeit war die Band Deine Lakaien recht erfolgreich mit »Into My Arms« in den Charts und der Produzent glaubte, dass meine Stimme und mein Sound durchaus Ähnlichkeit hätte, was mir selbstverständlich schmeichelte. Allerdings gab er zu bedenken, dass es für einen Plattendeal mehr als die vorliegenden fünf Titel bräuchte und ich weiter Songs schreiben solle. Er würde in der Zwischenzeit ein paar Plattenfirmen anfragen und sich bei uns melden, wenn sich etwas ergeben würde.
Wow! Was für ein
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